Breaking News
drauf, Ende der Karriere. Ab da wird’s schwierig, was über ihn zu finden. Etwa, als versuche man Ikarus’ Flugschreiber zu bergen. Offenbar erleidet Hagen einen Totalabsturz. Längere Zeit kein Lebenszeichen, dann wieder sporadisch Artikel im Netz. Seit 2010 schreibt er als Auslandskorrespondent für ein drittklassiges Online-Magazin.«
»Haben die ihm das Geld gegeben? Waren die das vorhin am Telefon?«
»Nein. Sein alter Arbeitgeber.«
»Den er also belügt. Über Silberman.«
»Ja.«
»Klang verzweifelt, finden Sie nicht?«
»Sehr verzweifelt.«
»Also wird er die Daten an Gott weiß wen verkaufen«, konstatiert der Direktor. »Sofern die in Hamburg sie nicht wollen.«
»Die Scharon-Story wollen sie«, sagt Perlman.
»Nein.« Der Leiter Nord schüttelt den Kopf. »Sie wollen erst sehen, was er hat.«
Ben-Tov: »Wenn er hat, was er sagt, werden sie ihm die Füße ölen. Das wäre dann der dickste Hund seit John F. Kennedy.«
»Das kann nicht von Weinstein stammen«, insistiert der Leiter Süd. »Er muss über andere Quellen verfügen.«
»Sehen Sie der Tatsache ins Auge –«
»Wie bitte schön soll –«
Hunde jagen ihre Schwänze.
Der Direktor folgt der Diskussion eine Weile, dann sagt er: »Es interessiert mich einen Kehricht, was Sie für möglich halten. Ich will, dass Sie alles für möglich halten. Definitiv sind Hagens Daten echt, soweit es Targeting und die Division betrifft. Woher auch immer seine Erkenntnisse stammen, und sei es aus dem Kaffeesatz – wir müssen in Betracht ziehen, dass was dran ist. Inklusive der schäbigen Konsequenzen.«
Etwas Eisiges kriecht durch den Raum. Die Gewissheit des Verrats. Sie schauen einander an, und in allen Blicken spiegelt sich die gleiche Frage.
»Wer ist der Maulwurf?«, bringt Dreyfus es auf den Punkt.
»Sofern wir mit einem auskommen«, sagt Ben-Tov.
»Eine fünfte Kolonne.« Dem Leiter Nord schnürt die Bestürzung fast die Stimme ab.
Eine Kolonne, die nie aufgeflogen ist.
Schlimmer noch, deren Wirken von Erfolg gekrönt war.
»Ja«, nickt Perlman. »Wenn das alles zutrifft, waren wir 2005 in einen Staatsstreich verwickelt.«
»Immer langsam«, murmelt Adler.
Der Direktor steht auf.
»Hagen sagt, er braucht 24 Stunden, um seine Daten aufzubereiten? Gut. Dann ist er bis dahin ihr bester Wächter. Er wird sein Kapital hüten wie seinen Augapfel. Binnen dieser Frist will ich den Scheißkerl hier sitzen haben. Wir bilden ein Team, Zentralkommando und Jewish Division, übergreifend, unter der Ägide von Ben-Tov, mit Perlman und Dreyfus als operativen Leitern. Eli, Sie betrauen ein Heer fleißigerWühlmäuse damit, unsere interne Korrespondenz aus der fraglichen Zeit zu sichten, ich will eine Liste aller Leute, die damals mit Scharon zu tun hatten, und so weiter und so weiter, Sie kennen ja Ihre Aufgaben.«
Perlman versucht in Cox’ Gesicht zu lesen.
Ihr Monitor wird schwarz.
Shoshana Cox und Tal Adler. Na, das kann heiter werden.
Erwartungsgemäß vergehen keine zehn Minuten, bis sie ihn anruft.
»Ich arbeite nicht mit Adler.«
»Das haben Sie nicht zu entscheiden.«
»Wie groß ist das beschissene Team, Ric? Drei, vier Dutzend Leute?«
»Minimum.«
»Dann sollte es kein Problem sein, uns auseinanderzuhalten.«
»Shana –«
»Ich arbeite nicht mit dem Wichser.«
Perlman seufzt. »Ihr beide habt die Hoheit im Feld, also werden Sie sich verdammt noch mal mit ihm arrangieren.«
»So wie damals?«
Ein bisschen her, die Geschichte.
2007: Cox, frischgebackene Rakeset, spürt ein paar Typen aus Jerusalem nach, ultrarechts. Sind in ein Munitionsdepot der Streitkräfte eingestiegen und haben eine mittlere Wagenladung Semtex entwendet, nur lässt sich der Bruch nicht beweisen. Sie infiltrieren das Umfeld der Gruppe. Erfahren, dass der geklaute Kram in Etappen nach Itamar verschoben werden soll, eine Enklave militanter Siedler südöstlich von Nablus. Wofür streng genommen die Jewish Division zuständig wäre, da aber die Spur nach Westjerusalem führt, kreuzen sich die Zuständigkeiten, Zentralkommando und Division bilden ein übergreifendes Team, geführt von zwei Rakasim.
Tal Adler und Shoshana Cox.
Mittlerweile haben sie herausgefunden, wo der Sprengstoff lagert. Sie könnten die Bande verhaften, aber dann kämen die Empfänger ungeschoren davon. Und die sind im Zweifel wichtiger. Semtex und Siedler, da schellen im Schin Bet alle Alarmglocken, also lassen sie zu, dass das Zeug auf den Weg gebracht wird, während Adler
Weitere Kostenlose Bücher