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den Transport observieren und zuschlagen soll, sobald sie in Itamar ihre schönen Geschenke auspacken.
Nur dass die nie dort ankommen.
Das Semtex geht verloren.
Irgendwie gelingt es den Schmugglern, Adler in die Irre zu führen. Sein Team folgt dem falschen Wagen, und natürlich können sie danach in Itamar nicht mal den Dorftrottel verhaften. Was Cox’ erster großer Fischzug hätte werden können, endet als peinliche Farce, am Ende müssen sie auch noch die Bande aus Jerusalem laufen lassen.
Kein Semtex, keine Anklage.
Perlman weiß, wie sehr sie Adler dafür hasst.
»Und jetzt ist der Idiot wieder dabei«, schimpft sie. »Ich denk, ich seh nicht richtig.«
»Es war sein einziger Fehler in all den Jahren.«
»Besser, es wär sein letzter gewesen.«
»Dreyfus hält große Stücke auf ihn. Und der ist kein Idiot.«
Nein, das kann man wirklich nicht behaupten. Tatsächlich ist Dreyfus ähnlich wie Perlman jemand, in dem man sich täuscht. Eine gut aussehende Vollglatze Anfang 50, schlank, dunkle Augen mit mädchenhaft langen Wimpern und gepflegtem Dreitagebart. Sein Auftritt während der Konferenz war untypisch, meist spricht er mit schmeichelnder, einlullender Stimme.
Doch Dreyfus ist ein harter Hund.
Er kennt Gusch Emunim und das Milieu der Nationalreligiösen wie seine Westentasche. Vor fünf Jahren, als noch er die Nummer zwei in der Division war, ist ihm sein bislang größter Coup gelungen, nämlich eine lebende Legende zur Zusammenarbeit zu bewegen: Rabbi Benjamin Kahn, Weggefährte von Rabbi Mosche Levinger, Rabbi Yoel Ben-Nun, Rabbi Chayim Druckman, Uri Elitzur, Elyakim Haetzni und wie die großen Alten alle heißen, die greise Generation religiöser Siedlerführer der ersten Stunde. Kahn ist eine Autorität über die Grenzen Hebrons und Kiryat Arbas hinaus. Er propagiert die Ankunft des Messias, hat jedoch (bis auf ein einziges Mal, und das liegt Jahrzehnte zurück) nie durch Gewalt oder Anstiftung zur Gewalt von sich reden gemacht. Ein Prediger mit scharfer Zunge, vehement für Eretz Israel und ebenso entschieden gegen jedes Blutvergießen. Einer, der sich nicht scheut, im eigenen Lager anzuecken.
Kahn ist eine graue Eminenz.
Und zugleich der bestgetarnte Außenagent der Jewish Division.
Niemand bei Gusch Emunim käme im Traum auf die Idee, dass der verehrungswürdige Rabbi die Radikalen bespitzelt und den Staat fleißig mit Hinweisen versorgt.
Eine Bombe im Auto eines palästinensischen Bürgermeisters –
Der Mann behielt seine Beine.
Ein geplanter Angriff der Hügeljugend auf einen arabischen Schulbus –
Die Waffen wurden konfisziert.
Dank Kahn haben sie Anschläge auf palästinensische Olivenhaine und israelische Militäreinrichtungen verhindert, und natürlich hat auch Dreyfus Grund, ihm zu danken.
Für den Karriereschub.
Nein, Dreyfus ist beileibe kein Idiot –
»Und er weiß, wem er vertraut«, schließt Perlman. »Wir müssen zusammenhalten, Shana. Fatal genug, wenn wir tatsächlich Maulwürfe im Garten haben.«
Cox schnaubt unwillig ins Telefon.
»War das ein Ja?«
»Nja.«
»Schön. Irgendwelche Ideen bezüglich Hagen?«
»Sein Handy ist aus.«
»Fein beobachtet«, spottet er. »Jetzt wo Sie’s sagen –«
»Und zwar nicht, weil er sich überwacht fühlt, hätte er sonst so viel gequasselt? Warum also schaltet er es ein und gleich nach dem Telefonat wieder aus? Ich meine, er braucht sein Handy. Der Mann ist Journalist.«
»Kein Saft mehr?«
»Genau.«
Perlman überlegt. »Und wo wollte er hin?«
»Zum Flughafen jedenfalls nicht.«
»Nein, er war dran vorbei.«
»Mitten auf der A1 – die Wahrscheinlichkeit spricht für Jerusalem.«
»Die Wahrscheinlichkeit spricht auch für grüne Männchen.«
»Wetten?«
»Ich wette nur auf Pferde. Deren Verhalten ist wenigstens vorhersehbar.«
»Feigling.« Er hört das Plockern des Windes in ihrem Telefon, als sie über den Rastplatz geht. »Ich verrat Ihnen was, Ric. Bevor ich hier festwachse, fahre ich mit ein paar Leuten nach Jerusalem. Wissen Sie, was Louis Pasteur über Wahrscheinlichkeit sagt?«
»Sie werden nicht umhinkommen, es mir zu verraten.«
»Wahrscheinlichkeit liebt den vorbereiteten Verstand.«
»Oh.«
»Ich geh mich vorbereiten.«
Pasteur. Du lieber Himmel. Seine Gedanken wandern zurück zudem Mädchen, das den Marder an die Wand knallt. Im Bellini Spaghetti isst. Sich weigert, auf einer verfickten Gala ein verficktes Abendkleid zu tragen.
»Angeberin«, murmelt er.
Was für eine bedrückende
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