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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Ärger.
    »Das war eine Nullmeldung, Tom. Nur ein aufgeblasener Luftballon mit Fotos dran.«
    Er antwortet nicht, nagt an seiner Unterlippe.
    »Hey, scheiß auf Le Monde ! Worüber macht ihr euch Sorgen? Ihrhabt ein Interview. Ein Interview mit den Entführern !« Inga hebt forschend eine Braue. »Habt ihr doch?«
    »Ja«, knurrt Björklund. »Haben wir.«
    »Wo ist dann das Problem?«
    Hagen flucht innerlich. Er muss die Zügel wieder in die Hand bekommen. Das Ganze droht aus dem Ruder zu laufen. Marianne Degas hätte gar nichts Schlimmeres passieren können, als dass die Taliban erfahren, wer ihr Onkel ist.
    Ihm selbst hätte nichts Schlimmeres passieren können.
    »Tom? Huhu!«
    Ob sie es bereits wissen? Nein. Die Gotteskrieger sind zwar bestens verdrahtet, aber ein paar Tage dürfte es schon dauern, bis die frohe Kunde zu ihnen vorgedrungen ist.
    Mist, Mist, Mist!
    Er muss den Zeitplan ändern.
    »Hey, Tom! Rede mit mir. Wo ist das Problem?«
    Ihnen bleibt keine Woche mehr. Allenfalls –
     
    »Drei Tage?«
    Der Brigadegeneral, der Hagen gegenübersitzt, hat Camp Kunduz erst kürzlich übernommen. Die anderthalb Monate, seit er sich Regionalkommandeur Nord nennen darf, sind als Crashkurs in Krisenbewältigung verflogen, aber noch scheinen die meisten Falten in seinem Jungengesicht von positiven Erfahrungen herzurühren. Lachfalten, die jetzt weiß über seine sonnenverbrannte Haut mäandern wie kleine, ausgetrocknete Flussbetten. Das Lachen ist dem General so gründlich vergangen, als müsse er es neu erlernen.
    »Vielleicht vier. Vielleicht zwei.« Hagen enthauptet eine der Portionsflaschen. Ignoriert die Gläser, die in zivilisierter Anordnung um Apfelsaft, Cola und Mineralwasser geschart stehen. »Aber das sollte bei Ihren Überlegungen keine Rolle spielen.«
    »Nett, dass Sie mir meinen Job erklären.«
    »Tut mir leid. Den Druck besorgen die Umstände.«
    Seit seiner Ankunft in Allahs Backofen hat er den Zeitungsausschnitt mit der Meldung über das Verschwinden der Entwicklungshelfer bei sich getragen. Jetzt liegt der Fetzen vor dem Kommandeur, der ihn betrachtet wie ein hässliches Insekt: augenscheinlich tot, aber vielleicht noch in der Lage zuzustechen.
    »Sie haben sich also mit den Entführern dieser Leute getroffen, geplauscht, Tee getrunken, und jetzt erzählen Sie mir, die Kerle packendemnächst ihre Siebensachen und setzen sich mitsamt der Geiseln in Richtung pakistanische Grenze ab.«
    »Richtig.«
    »Sobald Ihr Artikel erschienen ist.«
    »Sobald die Quetta Shura spitzkriegt, wer das Mädchen ist.«
    »Ach ja. Le Monde. Marianne Degas.«
    Hagen zuckt die Achseln. »Sie wissen doch, wie das läuft.«
    »Was? Dass sie die Lottogewinne ins Hochgebirge verschleppen? Ja, weiß ich. Aber vielleicht sind sie ja schon längst dort. Vielleicht waren Sie ja auch im Hochgebirge.«
    »Wir waren nicht im Hochgebirge.«
    »Sie konnten nichts sehen. Sack überm Kopf.«
    »Trotzdem.«
    »Dieser Muneer ist nicht die Endstation?«
    »Jetzt nicht mehr.«
    Der General verengt seine Augen zu Schlitzen. Er mag aussehen wie ein vorzeitig ergrauter Jugendlicher, aber Hagen ist mit seiner Vita bestens vertraut. Studierter Pädagoge, makellose Karriere. Niemand, der viel Aufhebens um seine Person macht, dafür umso empfänglicher für die Seismik der Selbstüberschätzung.
    »Und jetzt sollen wir die drei raushauen?«
    »Ja.«
    »Bleibt nur ein kleines Problem.«
    »Welches?«
    »Sie waren zwar da. Aber Sie wissen nicht, wo.«
    Hagen genehmigt sich den Anflug eines Lächelns, greift in die Brusttasche und legt etwas Flaches, Schwarzes vor sein Gegenüber. Kostet den Moment aus, auch wenn sich die Dinge in eine eher unliebsame Richtung entwickelt haben.
    »Was ist das? Ein Akku?«
    »Für mein Aufnahmegerät, ja.«
    »Und?«
    »Wir hatten Order, alles zu Hause zu lassen, womit wir die Taliban hätten aufspüren können. Was sie uns gestatteten, waren Björklunds Kamera und mein Diktafon. In beides haben sie ihre Nasen gesteckt, bis sie am anderen Ende wieder rausguckten, uns auf links gedreht und für sauber befunden. Daran, dass ich zwei Ersatzakkus mithatte, fanden sie nichts auszusetzen.«
    Der General nimmt das Ding mit spitzen Fingern auf. Allmählich dämmert ihm, worauf das Ganze hier hinausläuft.

    »Es steht Sony drauf, stammt aber von der Firma AKG «, erläutert Hagen. »Sie bauen GPS -Tracker in allen Varianten. Als Schokoriegel, Feuerzeug, Nasenhaarrasierer. Ich arbeite bevorzugt mit einem GPS -Device, das

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