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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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hat?«
    »Inschallah.«
    »Okay, ich sehe, was ich tun kann. Aber wenn ich mich zu sehr reinhänge, ist das auch nicht gut.«
    »Schon klar.«
    »Du musst ihre Auffassung von Strategie verstehen, Tom. Ihr Europäer denkt alle wie Clausewitz. Ihr fühlt euch Strategien verpflichtet. Die Taliban entwickeln Strategien, um sie im geeigneten Moment zu unterlaufen. Ihre Stärke ist die Unberechenbarkeit.«
    »Unberechenbar bin ich selber.«
    Husain seufzt. »Ich hab dich gewarnt. Du wolltest zündeln. Man kann etwas beginnen, wenn man will, aber man kann es nicht beenden, wenn man will.«
     
    Ein Mistkerl also.
    Bin ich das?
    Honi soit qui mal y pense. Am Ende dieser Geschichte werden drei erschöpfte, aber glückliche junge Menschen, eingehüllt in Decken und in Kameras winkend, die Gangway einer Transall herunterschreiten.
    Jedem das Seine.
    Björklund beschwert sich, klar, weil Hagen ihm nicht verraten hat, dass sie mit einem GPS -Tracker unterwegs sein würden. Hätte er tun sollen. Stimmt. Entschuldigt sich. Während der Fotograf nochschmollt, gleicht der BND sein kümmerliches Wissen über die vermissten NGO s mit Hagens Fakten ab, destilliert ein Krisenstab aus etlichen Litern Kaffee die Frage, wer den Befreiungseinsatz leiten soll, falls er denn genehmigt wird, GSG 9 oder KSK , Bundespolizei oder Bundeswehr, setzt man als Sofortmaßnahme vier Verbindungsbeamte des BKA in eine Sondermaschine nach Kabul, was der BND zum Anlass nimmt, ein halbes Dutzend eigener Leute mitzuschicken, sozusagen ein Blindflug durch eine vernebelte Kompetenzlage, solange man nur vor Ort ist, wenn die Aufgaben verteilt werden.
    Und während im Camp ein Obergefreiter versucht, seinen in Depressionen abgleitenden Patrouillenführer mit Witzen aufzuheitern, ein Hauptfeldwebel angesichts geplanter Aufklärungsfahrten ins Indianerland – Soldatenjargon für Talibangebiet – böse Vorahnungen niederkämpft, ein Leutnant sich fragt, warum ihnen das Haupteinsatzkommando Kampfhubschrauber schickt, die dermaßen voller Fehler stecken, dass man sich wundern muss, sie nicht vom Himmel fallen zu sehen, derweil seine Anfrage nach einem viel dringender benötigten MedEvac-Rettungshelikopter die Ermahnung nach sich zieht, nie wieder anzudeuten, in Afghanistan sei jemand suboptimal ausgerüstet, ein Hauptmann zu der Erkenntnis gelangt, dass sie der Zivilbevölkerung so lange kein Gefühl von Sicherheit werden vermitteln können, wie ein faktenscheuer Minister seinen Soldaten Waffen vorenthält, die sie schon darum bräuchten, um wenigstens sich selbst anständig verteidigen zu können – während sich also ein Gewitter der Angst über Camp Kunduz zusammenbraut, fällt in Berlin die Entscheidung, nicht die GSG 9 zu beauftragen.
    Warum nicht? Wo die doch für Auslandseinsätze zuständig ist, siehe Mogadischu.
    Ja, schon, aber die KSK ist vor Ort, kennt Land und Leute, kann auf die erforderliche Logistik zurückgreifen, und außerdem ist Afghanistan, ähm, Kriegsgebiet.
    Eine Einschätzung, die unwidersprochen bleibt.
    In den Bergen reinigen junge Männer ihre Kalaschnikows mit einer Zärtlichkeit, die sie ihren Frauen vorenthalten, einen missbrauchten Gott auf den Lippen. Bauern hocken teilnahmslos in Mohnfeldern und sehen eine Sonne untergehen, die nicht ihr Freund ist. Kabuler Blogger zeichnen im schwindenden Licht das Phantombild eines modernen Afghanistans, wenige Kilometer weiter wird ein halbwüchsiges Mädchen gefoltert, weil sie es wagte, sich ihrem vergewaltigenden Mann durch Flucht zu entziehen. Eine afghanische Studentin twittert in die Welt:»Ich liebe mein Land, für das, was es sein könnte, bitte lasst uns nicht allein!«, ein deutscher Gefreiter mailt seiner Mutter: »Die wollen uns umbringen und ich will nach Hause.« Alles, während die gerade eingetroffenen Typen vom BND , surfend auf einer Welle von Adrenalin, Hagen in die Zange nehmen.
    Ihn behandeln wie einen Schwerverbrecher.
    Ihm Repressalien in Aussicht stellen für den Fall, dass er ein Sterbenswörtchen über die bevorstehende Operation verliert.
    Ihm die ewige Verdammnis prophezeien, sollte er auch nur Atem holen, um irgendwem den Standort der Geiseln zu verraten.
    Ihm die Hölle heißmachen.
    Und Hagen, das Zähneblecken gewohnt, erklärt ihnen, wohin sie sich ihre Drohungen stecken können, und dass seine Zeitung bislang noch jeden, der ihren Repräsentanten gedroht hat, ob schriftlich, auf Anrufbeantworter oder in offener Konfrontation, in die Knie gezwungen hat, noch jeden

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