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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Berlin –
    Hören Musik.
    Leonard Cohen aus blechernen Boxen.
    Der Merkava rumpelt eine unbefestigte Straße hinauf, rötlicher Schotter, zerklüftete Hügel, grünbraun bepelzt, dickichtartige, enigmatische Vegetation. Gidon stellt fest, dass sie von den 40 Kilometern, die sie in den Libanon vorstoßen sollten, jetzt schon 75 zurückgelegt haben. Lacht. Weitere 15, und sie stünden vor Beirut. Aus irgendeinem Grund ist ihr Bataillon ins Landesinnere beordert worden, ein Tross aus fünf Merkavas schiebt sich wie eine Gesellschaft urweltlicher Raupen voran, durchquert Dörfer, jederzeit auf Angriffe gefasst, doch nicht mal die Hunde bellen noch bei ihrem Herannahen.
    Kein Wunder. Die Hunde liegen erschossen in geronnenen Lachen.
    Hier hat schon jemand aufgeräumt.
    Als sie über die Kuppe sind, sehen sie eine Art Villenkomplex, umstellt von Panzern und Geländewagen, im Hintergrund auf einem künstlichen Plateau drei Helikopter.
    Laute Musik dröhnt ihnen entgegen.
    Arabisches Zeugs.
    Aber die Panzer sind Merkavas, ganz klar.

    Uri wirft Chaim einen Blick zu.
    »Das werden sie ja wohl sein, oder?«
    »Wenn sie’s nicht wären, hätten wir längst ein Problem.«
    Die Order lautet, sich mit Einheiten der zweiten Division hier zu treffen und auf weitere Anweisungen zu warten, was immer das zu bedeuten hat. Mit Blick auf die halb nackt in Liegestühlen hängenden, Coke trinkenden Soldaten, die einen gewaltigen Außenpool umlagern, bedeutet es vorerst, dass sich die zweite Division die Eier schaukelt. Die Sonne brennt aufdringlich herab, vom frischen Seewind, der die Fahrt entlang der Küste trotz voller Montur erträglich machte, ist hier oben wenig zu spüren.
    Uri zögert. Nimmt den schweren Helm ab.
    Ein Sergeant kommt ihnen entgegen, hebt die Hand, spreizt Zeige- und Mittelfinger zum Victory-Zeichen.
    »Party, Jungs!«
    »Wo ist euer Kommandant?«
    »Weiß nicht. Habt ihr Weiber dabei?«
     
    Natürlich nicht.
    Aber Mädchen in Bikinis würden das Bild zweifellos abrunden.
    Waren denn keine hier?
    Doch, schon, in der Villa seien Frauen gewesen, erzählt ihnen Benny, der Kommandant des Bataillons, das seit gestern Abend hier campiert. Auf ihrem Weg über Nabathieh, Jbah und Beit al-Dine hätten sie eine Reihe idyllisch anmutender Widerstandsnester ausgehoben, auch das pittoreske Landleben sei vom Terror infiltriert, Dörfer und private Anwesen. Damit erzählt er ihnen nichts Neues, aber sie müssen zugeben, eine Adresse wie die hier haben sie noch nicht vor die Kanone bekommen.
    »Ganz schön klasse, was?«
    Benny, nur mit Sonnenbrille und Unterhose angetan, dümpelt auf einem knallgrünen Gummikrokodil in kitschig türkisfarbenem Wasser. Uri und Chaim lassen die Beine reinbaumeln.
    »Was ist mit den Frauen geschehen?«, fragt Chaim.
    »Weggebracht.« Benny deutet in Richtung der Helikopter. »Hätte ich sie hierlassen sollen?«
    »Ja. Hättest du.«
    Einer von Bennys Männern. Kommt mit Drinks aus dem Haus, verteilt Portionsflaschen Schweppes Bitter Lemon.
    »Nicht wirklich, Amos.«

    »Doch. Die mit dem Muttermal über der Lippe – Mann, Mann.«
    Benny zieht die Sonnenbrille ein Stück herunter und schaut Chaim und Uri vielsagend über den Rand an.
    Libellen stehen über dem Wasser.
    Zedern überschatten die Liegestühle, Zweige zittern in kaum wahrnehmbaren Brisen.
    Auf winzigen Wellen funkelt und blitzt es.
    Alles in allem dürften an die 100 Soldaten hier sein, aber der Geräuschpegel hält sich in Grenzen. Die Männer sind zu faul zum Reden. Uri nuckelt an seiner Flasche, stützt sich auf den Ellbogen und kneift die Lider gegen die Nachmittagssonne zusammen.
    »Und die Männer?«
    »Die überlebenden?«
    »Ja.«
    »Sind bei den Frauen und Kindern.«
    Sie fragen nicht weiter nach, was mit den Toten passiert ist.
    »Im Unabhängigkeitskrieg hatten sie übrigens Pilotinnen«, sinniert Benny und spritzt Wasser auf seine Brust. Die Aussage hängt unkommentiert in der Luft.
    »Einige von diesen PLO -Ärschen sind richtig reich«, fügt er hinzu.
    »Das war ein Stützpunkt der PLO ?«
    »Mhm. Dachte erst, die Fedajin hätten den Laden hier übernommen, aber der Besitzer gehört selbst dazu. Betreibt einen blühenden Export-Import für Früchte und Gewürze. Rasend reich. Bei uns denken immer alle, Palästinenser leben im Dreck, verstecken ihre Frauen unter Massen von Stoff und wickeln sich Handtücher um die Birne. Aber ich sag dir was.« Benny hebt einen Finger. »Wir werden uns wundern. Wir sind blind vor

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