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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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für Galiläa überfällig und außerdem nicht in Sicht ist.
    Dabei schien zu Anfang alles so einfach.
    Regelrecht sinnstiftend.
    Der westliche und zentrale Sektor des Südlibanon ist Fatah-Land, Gebiet, auf dem das immer unübersichtlicher werdende Konglomerat aus PLO -Gruppierungen die Kontrolle ausübt. Im Osten, wo der Libanon an Syrien grenzt, erstreckt sich die Bekaa-Hochebene, dort lagern die syrischen Verbände.
    »Der Plan sieht vor, dass die Westdivision – das sind wir – die palästinensischen Flüchtlingslager bei Tyrus und der Hafenstadt Sidon auf dem Landweg erobert«, hat ihnen der Divisionskommandeur vor dem Marschbefehl erklärt, »während die zweite Division Sidon vom Meer her in die Zange nimmt. Division drei wird im Osten unterhalb der Bekaa-Ebene das Land durchkämmen und bei Sidon zu uns stoßen, Division vier durchquert die Ebene Richtung Norden und bezieht einige Kilometer vor den syrischen Stellungen Position.«

    »Und was macht Division vier, wenn sie dort Position bezogen hat?«, wollte Uri wissen.
    »Sie hält die Syrer davon ab, einzugreifen.«
    Klar. Die syrischen Einheiten sehen zu, wie Zahal der PLO das Kreuz bricht, aber weil Syrer und Israelis einander nicht wehtun wollen, bleibt jeder brav an seinem Platz.
    Vor drei Tagen klang das noch plausibel. Ohnehin bekommt man als einfacher Soldat nicht alles mit, auch nicht, dass Scharon eine fünfte Division losgeschickt hat, die sich im Norden zwischen die palästinensischen und syrischen Stellungen mogeln, Assads Truppen kampflos auf ihr Territorium zurückdrängen und PLO -Kämpfer daran hindern soll, nach Syrien zu entwischen. Das haben sie erst gestern Abend erfahren, während der Lagebesprechung am Strand.
    »So bleibt den Terroristen nur der Weg nach Beirut«, schloss der Bataillonskommandant. »Wir treiben sie zusammen wie Vieh.«
    Und dann? Was haben sie davon, die Terroristen in Beirut zusammenzutreiben, wenn die Stadt nicht angetastet werden darf?
    Oder sollte sich da was geändert haben?
    Was weiß man schon.
    Überhaupt, was will man denn wissen, außer ob der Baum da drüben, dessen Krone der Wind in hübsch tänzerisches Wogen versetzt, einem Heckenschützen als Deckung dient.
    Alles bewegt sich.
    Jede Bewegung ist verdächtig.
    Auf alles müsste man vorsorglich schießen.
    Und mitunter, wenn die Dämmerung hereinbricht, tun sie das auch. Durchqueren Ortschaften, Olivenhaine, Obstgärten, und schießen.
    Auf irgendwas.
    Janusch wurde ersetzt durch einen fast identisch aussehenden Mordechai, 20 Jahre alt, der in dem stählernen Ungetüm genauso deplatziert wirkt wie sie alle, ausgenommen vielleicht Chaim. Der Kommandant beweist Nerven. Eiskalter Hund. Fast könnte man meinen, er hätte den Ernstfall schon vorher geprobt, aber vielleicht glaubt er sich auch immer noch in einer Simulation oder denkt, der Libanon sei von Schädlingen befallen und er der Kammerjäger. Wie auch immer, nach dem ersten Scharmützel war es mit der Ruhe vorbei. Bei Tyrus wurde ihre Division in mörderische Gefechte verwickelt, eines ihrer Bataillone von Fedajin mit Panzerabwehrgranaten aufgemischt, während die Luftwaffe ganze Arbeit leistete, palästinensische Munitionsdepots zerstörte und Arafats südliche Stützpunkte in Schutt und Asche legte.

    Der erste Tag hat die PLO in Schockstarre versetzt.
    Seitdem organisieren sich ihre Kämpfer neu. In der offenen Auseinandersetzung haben sie dem israelischen Vormarsch nichts entgegenzusetzen, ohnehin werden sie ihn nicht stoppen können, aber wenigstens können sie Zahal das Leben so schwer wie möglich machen, indem sie Hinterhalte legen. Die Taktik entspricht ihrem Verständnis von Sieg. Es geht nicht darum, den Feind zu schlagen, sondern zu zeigen, dass sie sich von der größten Militärmaschinerie des Nahen Ostens nicht den Schneid abkaufen lassen.
    Es geht um Ehre, um David gegen Goliath.
    Um Propaganda.
    Der Partisanentaktik folgend, haben sie sich völlig mit der Zivilbevölkerung verfilzt. Sie wissen, dass die Welt sehr genau hinschaut. Israel kann es sich nicht erlauben, in den Lagern Tabula rasa zu machen, also müssen die Soldaten jedes Mal aufs Neue langwierige, kräftezehrende Häuserkämpfe bestehen. Werden von Dächern aufs Korn genommen, aus Fenstern mit Granaten beworfen, aus Hohlwegen mit Panzerfäusten beschossen und in Minenfallen gelockt.
    In zähem Ringen haben sie Tyrus schließlich eingenommen, unter großen Verlusten dann auch Sidon.
    First we take Manhattan, than we take

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