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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Ich weiß jetzt, was mit Yossi passiert ist.«
    Der Anruf hat sie hörbar mitgenommen.
    Er wartet.
    »Gestern Abend –« Ihre Stimme bebt, gleich fließen Tränen, denkt er, doch sie bebt vor unterdrückter Wut. Erzählt: Gestern Abend, das Essen steht bereit, doch Yossi kommt nicht nach Hause. Ruft auch nicht an. Seine Frau sorgt sich. In dem Beruf kann es immer mal spät werden, daran ist nichts Ungewöhnliches, wohl aber, kein Lebenszeichen auszusenden, wenn man längst mit der Familie am Tisch sitzen sollte. Aber Yossi ist über das Thema Lebenszeichen schon raus, weil er nämlich tot in einer Bahnhofstoilette liegt.
    Heroin. Intravenös.
    Genug, um einen Elefanten aus der Welt zu ballern.
    »Yossi war drogenabhängig?«
    »Wenn, dann wurde er es, nachdem ich weg war.«

    »Sie haben nichts gemerkt?«
    »Was hätte ich denn merken sollen?«, fährt sie ihn an. »Ärzte haben Zugang zu Drogen wie Kinder zu Süßigkeiten. Nie auszuschließen, dass der liebe Onkel Doktor heimlich drückt oder sich was durch die Nase zieht. Vielleicht hat Yossi Verschiedenes nicht verkraftet – aber er wusste, wie man Drogen dosiert.«
    »Selbstmord?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Er liebte seine Familie.«
    »Vor sechs Jahren.«
    »Nach dem, was ich vorhin gehört habe, war da alles in bester Ordnung.«
    »Also, wer hat ihm den Schuss gesetzt?«
    Kahn schweigt, Hagen spielt es durch. Yossi Backenroth verschwindet auf dem Nachhauseweg. Geht die Straße runter, vielleicht zu seinem Auto. Ein Volkswagen-Kleintransporter saust heran, hält neben ihm. Hände zerren ihn ins Innere, wo man ihm Fragen stellt, etwa:
    Hast du mit Tom Hagen gesprochen?
    Mit wem?
    Tom – Hagen.
    Ich kennen keinen – aaaaahhhh!
    Ohne ihn allerdings seiner Finger zu berauben. Der Folterknecht wird ihm andere Instrumente gezeigt haben. Die Ermittler sollen glauben, der gute Yossi habe sich am Medikamentenschrank zu großzügig bedient, als er die Nadel in seine Vene jagte.
    Wie hätten sie es wohl bei Kahn aussehen lassen?
    »Na schön«, seufzt er. »Ich denke, wir sind lange genug umeinander rumgeschlichen. Schluss mit dem Versteckspiel.«
    »Gut«, sagt sie.
    Keine Ich-hab-nicht-die-leisteste-Ahnung-Masche mehr.
    »Gut?«
    »Sie fangen an.«
    »Moment. Ich hab schon –«
    »Nichts haben Sie. Kryptische Halbsätze von sich gegeben, Freund gefoltert, irgendeine Reportage. Also, da Sie so viel Wert auf strukturierte Schilderungen legen – ich bin ganz Ohr.«
    Die Wischerblätter teilen das Rote Meer. Kommen kaum nach. Schier unerschöpflich ist dieser Regen, löst alle Konturen auf, zersplittert das Rot der Rückleuchten und Weiß der Scheinwerfer in kaleidoskopische Fragmente, spült jeden Sinn davon.
    (Genauso hat mein Leben in den letzten Jahren ausgesehen.)

    (Und jetzt sieht es wieder so aus.)
    (Keine 24 Stunden, nachdem ich glaubte, es würde besser.)
    Also erzählt er ihr von seinem Treffen mit Björklund, von Anat Kamm und Uri Blau, Weinsteins Solidarisierungs-Downloads, Pini Silberman. Dem Deal in der Tiefgarage. Wie er die CD s nach Verwertbarem durchkämmt und seiner Redaktion die Ausbeute präsentiert hat, gestern Vormittag auf einem Rastplatz, nicht ahnend, dass er abgehört wird: Geheimdaten über Targeting , die Jewish Division, Namen von Überwachten und Überwachern, und dann der Clou –
    Pada dada – dadaa, dadaa –
    Immer noch hört er sich sprechen, getragen von den Aufwinden seiner Fantasie:
    »– E-Mails und Dokumente, die keinen Zweifel daran lassen, dass Scharons Hirnblutung, sein zweiter Schlaganfall, nicht aus heiterem Himmel kam. Es war ein Anschlag. Er wurde mit voller Absicht falsch behandelt, Ziel war es, ihn aus dem Weg zu schaffen. Es gab eine Verschwörung, und die Dokumente beweisen, dass der Schin Bet davon wusste, mehr noch, dass er möglicherweise beteiligt war. Verstehst du? Ariel Scharon liegt im Koma als Ergebnis eines Attentats !«
    Sein iPhone.
    Geschwätzig wie die Nachbarsfrau im Fenster.
    Und weiter erzählt er, wie er mit Björklund und Lukoschik losgezogen ist, von Tonja und Irina und was dann passierte, und wie er in Mea Schearim den Polizisten getötet hat.
    In Notwehr.
    Nur eines erzählt er nicht:
    Dass die ganze Scharon-Geschichte erlogen ist. Dass er, bevor sie ins Askadinya gingen, schon einen Gutteil Dokumente am Rechner hergestellt hatte, richtig echt wirken sie. Sinistre Hirne tauschen darin verklausulierte Bemerkungen aus, allzu dick auftragen darf er auch nicht, aber es reicht, um sich am

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