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nicht.)
Im selben Moment kommt der andere Streifenwagen vom Strand hoch und brettert mit hysterischem Uuuiiiiuuuiiiiuuuiiiiiii an ihnen vorbei.
Das Taxi wendet, fährt Richtung Meer. Minuten später durchqueren sie das Industriegebiet mit seinen Tankstellen, Fabrikationshallen und Supermärkten. Schilder weisen zur Autobahn.
Aschdod bleibt hinter ihnen zurück.
Kahn legt den Kopf in den Nacken und schließt die Augen. Flüstert etwas auf Hebräisch. Hagen wendet ihr den Kopf zu.
»Was?«
»Warum?«, murmelt sie. »Nach so langer Zeit.«
»Was meinen Sie?«
»Nichts.«
»Wie bitte? Die haben ihn entwischen lassen?«
Cox dachte eigentlich, sie würde sich nicht aufregen.
»Diese blöden Bullen haben ihn entwischen lassen?«
Wäre Hagen wie üblich vom Erdboden verschluckt gewesen, hätte sie ein zitronensaures Lächeln aufgesetzt und gesagt:
Seht ihr?
Wusst ich’s doch.
Stattdessen kommt er aufs Hotel ZUGEFAHREN , während zwei Polizisten ihn SEHEN . Ihm folgen. Ohne Himmel und Hölle zu mobilisieren, ohne Rundruf an alle, und Cox derweil oben in Hagens Zimmer, die BMW unten, dann plötzlich das Gejammer über Funk, Er haut ab! , wilde Aufregung, alle rasen los und finden ein –
»– verficktes scheißquergestelltes Auto! Leer!«
Wie eine Naturgewalt tobt sie über den Vorplatz des West Boutique Hotels. Vor ihren Augen schrumpft der Einsatzleiter zu einem Nichts, zur Sprachlosigkeit verdammt.
»Diese affenhirnigen Schwanzlutscher, warum haben die nicht, als sie ihn sahen, sofort –«
Weil sie ihn im Alleingang kassieren wollten. Das alte Lied. Fleißkärtchen einfahren. Sahen sich schon bekränzt von Lorbeer durchs Revier schreiten.
»Und dann bringt der so eine verkackte James-Bond-Nummer und hängt die beiden Arschlöcher ab! Fuck! Lech tizdayen! «
Sie weiß, sie erleidet einen bedenklichen Rückfall ins Vokabular ihrer vorperlmanschen Lebensphase, doch sie kann einfach nicht aufhören. Hagen hat sich in Luft aufgelöst, aber vorher hat er ihnen noch eine lange Nase gemacht.
Huhu, ihr Deppen!
»Und überhaupt hatte ich gesagt, Zivilfahrzeuge , ZIVILFAHR –«
Perlman meldet sich. Fragt, wie’s läuft.
Cox kotzt ergiebig ins Telefon.
»Okay, da werden ein paar Leute schwer begeistert sein. Kommen Sie zurück, es gibt Neuigkeiten.«
»Gute?«
»Was ist schon gut? Das Sauriersterben war gut für die Säuger. Im Moment scheinen wir die Saurier zu sein.«
Es hat zu regnen begonnen, die Straße überzieht sich mit mattem Glanz. Niemand sagt etwas. Hagen beschließt, Kahn ein Weilchen in Ruhe zu lassen, er braucht selbst eine Pause, um seine wild umherflatternden Gedanken einzufangen. Erst auf halber Strecke nach Tel Aviv findet sie ihre Sprache wieder. Fischt das Prepaid-Handy aus ihrem Blazer und wählt ein weiteres Mal Alenas Nummer.
»War jemand da und hat nach mir gefragt? – Irgendjemand?«
Hagen fällt auf, dass die beiden Englisch miteinander reden. Schon vorhin haben sie das getan.
»Okay. – Du musst mir was versprechen, Alena. Ich erklär dir alles später, aber egal, wer nach mir fragt, selbst wenn er eine Uniform trägt – du weißt nicht, wo ich bin. – Nein, ich hab keine Bank überfallen. Du hast nichts von mir gehört. Und schon gar nicht erzählst du, dass ich mit dem Auto unterwegs bin.«
Hört eine Weile zu, von Fragen bestürmt.
»Versprich’s mir einfach«, sagt sie und gibt eine Wunschliste durch, vorwiegend Klamotten und Kosmetik.
»Verlier keine Zeit, ja? Pack alles in meine kleine Reisetasche und stell sie hinten in den Wagen. Ich hab dich lieb.«
»Warum reden Sie Englisch mit ihr?«, will Hagen wissen.
»Alena ist Australierin. Noch nicht lange in Israel. Ich wollte nicht, dass sie irgendwas missversteht.«
Sie wird ohnehin nichts kapieren, denkt er. Hauptsache, sie tut, was man ihr sagt.
Kahn gibt ihm das Handy zurück.
»Efrat«, sagt sie.
»Was ist mit Efrat?«
»Sie wollten doch wissen, wo wir unterkommen können. Wir fahren nach Efrat.«
Eine halbe Stunde nach der Schlappe in Aschdod wird Cox mit wachsender Verwunderung Zeuge, wie Hagen im Parkhaus des Ben Gurion International Airport auf einen Kleintransporter schießt, ihn gegen einen Pfeiler krachen lässt und mit der Insassin stiften geht.
»Wo sind sie hin?«
»Entkommen«, spuckt Ben-Tov das Mantra des Scheiterns in den Raum.
Sie schauen sich den Zusammenschnitt der Parkdeckkameras an. Zuvor hat man die Frau zwischen zwei Männern gesehen. Eingekeilt. Auch wie sie im
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