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würde.
Oder vielleicht doch.
Um ihm das Ding an den Kopf zu werfen.
Seit vier Wochen ist Cox wieder solo.
Dabei schien sie endlich das große Los gezogen zu haben: Polizeioffizier, zwei Meter Scheitelhöhe, richtig gut aussehend, witziger Typ, Meister in der Zubereitung von Pastasaucen und etlichem mehr, was (zu) gut schmeckt, Titanensex.
Drei Jahre waren sie zusammen.
Glücklich, jeder auf seine Weise.
Sie mit ihm, er mit ihr und außerdem mit einer eins sechzig großen Stenotypistin und – wenn die keine Zeit hatte – einer Ermittlerin aus dem Drogendezernat, und das alles
VOM BESCHISSENEN ERSTEN TAG IHRER BEZIEHUNG AN !
Rechter Ellbogen, linkes Knie –
Jede dieser Fettzellen muss verbrannt, jede in ihr abgelagerte Erinnerung an ihn getilgt werden. Mit jedem Tropfen Salzwasser, den sie ausschwitzt, wird sie ihn abtrainieren, sich von ihm reinigen, ihn ungeschehen machen. Cox ist erwachsen geworden. Sie haut Männer, die ihr wehtun, nicht mehr zu Matsche. Der Sport kanalisiert ihre Emotionen, reduziert das Leid auf ein erträgliches Maß. Wäre sie von Rache getrieben, der Dreckskerl würde schnell bitterböse Erfahrungen machen. Dafür müsste sie nicht mal sonderlich viel nachdenken. Zwei Stunden Verstandesarbeit auf unterster Stufe, der Aufgabe gewidmet, sein Privatleben und seine Karriere zu zerstören, und er bekäme binnen weniger Wochen kein Bein mehr auf die Erde.
Aber Auge um Auge macht nicht glücklich.
Nur blind.
Linker Ellbogen, rechtes Knie –
Sie wird noch eine Weile dran zu knabbern haben, doch wenigstens zehrt die Wut sie nicht mehr innerlich auf. Das wilde Mädchen vom Busbahnhof, dessen Intelligenz und Körperkraft sich früher oder später gegen die Gesellschaft gerichtet hätten, hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Rückblickend erscheint ihr die alte Shoshana – dumpf, grobschlächtig, ihren Gefühlen ausgeliefert – wie eine Puppe, der sie entschlüpft ist, oder seien wir ehrlich, immer noch entschlüpft, aber sie hat schon ein gehöriges Stück geschafft.
Irgendwann werde ich frei sein, denkt sie.
Richtig frei.
Hoffentlich nicht gleichbedeutend mit einsam.
Soll sie auf Frauen umsteigen? Ohnehin laufen die Lesben ihr hinterher wie Gollum seinem Schaaaatz , nur gibt es da ein Problem: Sosehr sie auch irgendwelchen unausgelebten Neigungen nachspürt, kann sie nichts dergleichen in sich entdecken.
Cox ist nicht lesbisch.
Rechter Ellbogen, linkes Knie –
Pause, hängen lassen.
Es rauscht in ihren Ohren. Sie stellt sich vor, wie zusätzliches Blut aus Unterkörper und Thorax in ihr Hirn geschwemmt wird und den Fluss ihres Denkens beschleunigt. Viskose, rätselhafte Ströme, die durch die Lichtlosigkeit ihres Schädels blubbern, sich auf gewundenen Bahnen kreuzen, vereinigen, Fragen und Beobachtungen zu Mutmaßungen zusammenführen.
Was einem so alles in den Kopf kommt.
Tal Adler.
Ihre verkorkste Zusammenarbeit vor sechs Jahren.
Wie er es vermasselt hat.
Der stete Fluss des Blutes lockert festsitzende Gedanken, spült sie hinweg, legt Erkenntnisse frei –
Cox schwingt sich hoch und geht zur Butterfly-Maschine, platziert sich breitbeinig auf dem schmalen Sitz. Drückt Po und Rücken fest gegen die weiche Lehne. Umfasst die Griffstangen, führt sie vor der Brust zusammen, zieht die üppig aufgeschichteten Stapel der Gewichte in die Höhe.
Falsch, Shoshana. Adler hat es damals nicht einfach vermasselt.
Er hat es –
ABSICHTLICH vermasselt.
Sie verharrt, schockiert von dieser Möglichkeit.
Hält die Gewichte in der Schwebe.
Wäre das denkbar?
Führt die Arme langsam auseinander. Der Gedanke pocht, pulsiert in ihr, leuchtet unheilvoll. Was müsste ein Agent der nationalreligiösen Rechten, bei der Division eingeschleust und in gehobener Position, die ihm Zugang zu praktisch allen Ressourcen und Informationen verschafft – was müsste der tun, um seine Vorgesetzten dauerhaft zu täuschen?
Erfolge verbuchen. Verhaftungen durchführen.
Dafür sorgen, dass seine Arbeit nicht in Zweifel gezogen wird.
Und die richtig bösen Jungs schützen.
Hier und da darf es nach Fehler aussehen. Jeder macht Fehler. Im Wesentlichen aber muss er den Geheimdienst durch Desinformation in die Irre führen. Von der wahren Bedrohung ablenken. Ihn auf die Strauchdiebe hetzen, damit die gefährlichen Typen bei Tee und Gebäck ihre Welteroberungspläne verfeinern können.
Tal Adler – ein Maulwurf?
Das wäre allerdings Wahnsinn.
»Das ist Wahnsinn«, sagt Perlman.
Wie
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