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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Angriff droht, falls es überhaupt einer ist. Zwei verschwinden im Nebengebäude und kommen mit etwas Langem wieder zum Vorschein, RPG s, sowjetischen Panzerfäusten, selbst auf diese Entfernung unverkennbar, gehen in Stellung.
    Hagen glaubt schier verrückt zu werden.
    Und weil er nichts anderes tun kann, hält er in einem Reflex mitder Kamera drauf. Schwenkt vom Compound auf den Hang unter ihm. Sieht im Geisterbahnlicht der Nachtsichtbrille, wie Björklund seinen Sturz abbremst, sich fängt, anders als Inga, die weiter auf dem Hosenboden talwärts rasselt, hüpfend und sich drehend.
    Die Sniper!
    Was ist mit den Snipern?
    Werden sie die Aktion abbrechen? Können sie das zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch? Wie lange wird es dauern, bis –
    Über ihm brüllt der Himmel.
     
    Ein Dröhnen lässt die Luft erzittern, als habe jemand den Regler an einem Mischpult von null auf maximale Leistung gepitcht. Hagen reißt die Handycam hoch. Rechts und links von ihm schießen die Hornissenleiber zweier Apaches über den Kamm, lassen sich fallen, nehmen den Compound in die Zange.
    Fantastisch, ist sein erster Gedanke.
    Nein. Du bist verrückt! Du kannst jetzt unmöglich filmen.
    Wo ist Inga?
     
    »Verdammte Scheiße!«
    Ein Felsen hat sie gestoppt, nicht groß genug, um dahinter in Deckung zu gehen, aber wenigstens hat die nervige Rutschpartie ein Ende. Sie duckt sich, macht sich klein, sondiert die Lage. Ihr Körper kommt ihr vor wie der sprichwörtliche Porzellanladen nach dem Besuch des Elefanten. Nicht mal zehn Runden im Boxring haben sie so mitgenommen wie jetzt, und Inga kann einiges einstecken. Aber es ist ein Unterschied, von deinem Trainer verdroschen zu werden, dem du im Zweifel ein paar zurück verpassen kannst, oder von einem mit Steinen gespickten Hang.
    Viel schlimmer jedoch ist die Scham. Das Gefühl, es versaut zu haben. Das brennt in ihr, versengt ihr Inneres.
    Entfacht ihre Wut!
    Jetzt bloß nicht schlappmachen!
    Ihr Blick sucht nach Hagen im Moment, als die Hubschrauber ins Tal einfallen und die Luft zum Vibrieren bringen. Dort ist er, hoch über ihr. Wendet den Kopf, hält Ausschau.
    »Ich bin okay!«, schreit sie.
    Wedelt mit beiden Armen.
    Jetzt hat er sie entdeckt, winkt zurück, und sie hebt ihre Handycam, die sie die ganze Zeit über nicht losgelassen hat, wie zum Gruß der Revolutionäre.

    »Hey! Weiterfilmen! Ich bin in Ordnung!«
    Ist sie das?
    Wie man’s nimmt. Tatsächlich sitzt sie ordentlich in der Scheiße, aber jetzt wird sie die Nummer durchziehen, ganz sicher wird sie das, und wenn es das Letzte ist, was sie tut. Die Sache hier verkorksen, das kann sie Tom nicht zumuten, das hat er nicht verdient. Fluchend lässt sie das Display aufschnappen, betet, dass die Kamera keinen Schaden genommen hat, als plötzlich eine neue Frequenz in ihren Ohren zu wummern beginnt.
    Sturmböen fegen über sie hinweg.
    »Was zum –«
     
    Etwas Gewaltiges ist über dem Compound aufgetaucht, unbeleuchtet wie die beiden Apaches, lang, klobig, heuschreckenartig, senkt sich auf die Anlage herab.
    Senkt?
    Fällt ihr entgegen!
    Ein Chinook.
    Hagen erkennt, dass der zweirotorige Transporthubschrauber im Innenhof nicht wird landen können, schon weil der Brunnen im Weg ist und ein paar krüppelige Bäumchen, aber das muss er auch gar nicht. Heck und Bauch der Maschine speien Seile. Gestalten in Kampfmontur gleiten daran herunter, flink wie Affen, nehmen die anscheinend kopflos durcheinanderlaufenden Paschtunen unter Beschuss, hasten den Weg hinauf zu den Ställen. Die Hölle bricht los. Kalaschnikows und MG s knattern um die Wette. Der Chinook startet durch, gewinnt an Höhe, macht einem zweiten Transporter Platz, der seine Ladung Kämpfer in den Sand spuckt, ebenfalls abdreht.
    Aus dem Dach des Nebengebäudes wächst ein Turbanträger, schultert seine RPG , legt auf den Chinook an.
    Einer der Apaches dreht bei.
    Feuert.
    Der Mann wird wie ein Spielzeug herumgewirbelt, das halbe Haus fliegt auseinander. Hagen schlittert auf Ellbogen und Hintern abwärts, näher ran ans Geschehen, hält mit der Kamera drauf. Im Haupthaus blitzt kurz hintereinander grelles Licht auf – Blendgranaten. Für die Dauer einiger Sekunden produzieren die Restlichtverstärker seiner Brille ein alles überstrahlendes, in den Augen schmerzendes Weiß, dann kann er wieder sehen: Menschen, die nach draußen fliehen, Frauen und Kinder. Ein dicker Mann, könnte Muneer sein, feuert im Lauf, reißt dieArme auseinander wie ein Gekreuzigter,

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