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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nimmt ihn auf.
    »Lauf nach oben. Lass den Motor an.«
    Verschwindet im Treppenaufgang, ohne sich noch ein einziges Mal umzusehen. Kurz kommt ihm der ungute Gedanke, sie könne ihn erneut hängen lassen und ohne ihn losfahren. Er verwirft ihn. Wartet voller Ungeduld, seine Geisel im Griff. Sekunden dehnen sich zu Ewigkeiten, dann hört er oben den Motor anspringen.
    »Ich sollte dich erschießen«, flüstert er Zvi ins Ohr.
    »Nur zu«, zischt der zurück. »Wir sehen uns in der Hölle.«
    »Tut mir leid, Arschloch. Da musst du dir die Zeit schon alleine vertreiben.«
    Fängt den Blick des alten Mannes auf.
    Kein Hass liegt darin, nur unendliche Traurigkeit.
    Zieht Zvi die Waffe über den Hinterkopf. Läuft die Stufen hoch ins Licht, Beifahrertür offen, springt auf den Sitz. Yael setzt mit quietschenden Reifen zurück, tritt aufs Gas. Sie schießen die Straße hinunter, vorbei an rot gedeckten Häusern in Reihe, blauweißen Fahnen, Linkskurve, die alte Militärbasis, erreichen freies Feld. Hagen wirft einen Blick auf die Uhr. Seine Finger schmerzen und sind voller Blut, er achtet nicht weiter darauf.
    »Weiß du, wo wir entlangmüssen?«
    »Auf die 60«, sagt Yael wie in Trance. Hoch konzentriert kraft Verdrängung. »Ist ausgeschildert.«
    »Das schaffen wir«, sagt er. »Das können wir immer noch schaffen.«
    Da ist die T-Kreuzung.
    Sie nehmen die Hauptstraße nach Süden, sehen Kiryat Arba zu ihrer Rechten liegen, keinen Kilometer entfernt.
    Helikopter über den Dächern.
     
    Um ihn herum wird geschrien und geklagt, totale Verwirrung hat sich über die Gruppe gelegt. Zvi hält sich den Kopf. Starrt vor sich hin. Jemand äußert wirre Ideen, das Haus im bewaffneten Kampf zu verteidigen, dumpfes Dröhnen mischt sich hinein.
    »Nichts ist geschehen«, sagt Benjamin.
    Sie plappern weiter.
    »Nichts«, donnert er mit aller Kraft, die Lunge und Stimmbänder noch hergeben, was endlich den gewünschten Effekt erzielt.
    Sie starren ihn an.
    »Niemand hier weiß von irgendetwas«, sagt er. »Legt die Waffenweg. Verlasst das Haus, wir hatten eine Versammlung. Fragt sie, was sie wollen. Sie können keinem von euch etwas beweisen, und was mein Sohn tut, ist einzig und allein seine Sache.«
    Niemand bewegt sich.
    »Los jetzt.« Er wedelt mit seiner rechten Hand, wischt sie zum Keller hinaus. »Raus mit euch. Alle.«
    Endlich gehen sie.
    Lassen ihn allein.
    Benjamin bleibt einen Moment zusammengesunken sitzen.
    Dann stemmt er sich aus dem Rollstuhl.
    Gott, es ist mühsam. So mühsam! Fast nicht zu schaffen. Wo ist bloß seine Kraft geblieben, von der er früher so unendlich viel hatte, aber der Krebs – der verdammte Krebs –
    Sein verkrüppelter Fuß schmerzt, als er seinen hinfälligen Körper zum Fahrstuhl schleppt. Zu Tode erschöpft sinkt er gegen die Kabinenwand und drückt den Knopf. Der Lift trägt ihn nach oben, Türen gleiten auseinander. Seine Wohnung. Das Hämmern der Helikopter. Knickt ein, findet Halt an der Wand. Kämpft sich weiter, jeder Schritt eine Qual. Ins Wohnzimmer. Zu den Sesseln am Fenster, von denen aus man Kiryat Arba und die Dächer Hebrons sieht.
    In einem der Sessel sitzt eine Frau.
    Schaut blicklos hinaus.
    Weder scheint sie seine Ankunft zu registrieren noch die lärmenden Maschinen am Himmel. Er lässt sich auf die Lehne neben sie sinken und bettet ihre Hand in seiner. Ihr Blick flackert. Ein verschütteter Rest ihres Bewusstseins sagt ihr, dass sie den Mann kennt, der dort sitzt, dann hat sie ihn schon wieder vergessen.
    »Leah«, seufzt er. »Wir haben versagt.«
    Aber was genau war unser Versagen?
    Es nicht geschafft oder auf eine Weise versucht zu haben, der Gott seinen Beifall verweigert?
    Weil zu viele leiden, zu viele sterben mussten –
    Kannst Du deswegen zürnen?
    Du weißt, jeder Tote hat mich tief geschmerzt, und am tiefsten schmerzte es, Yael opfern zu müssen.
    Aber geschah nicht alles in deinem Sinne? Hast du nicht von Abraham verlangt, Isaak zu opfern, als Glaubensbeweis, auch wenn du im letzten Moment eingeschritten bist? Aber du hast es verlangt ! Und er hätte es getan ! Wie kannst du mir zürnen? Wie viele Leben sind geopfert worden für Israel? Jüdische. Arabische. Für die Idee eines Staates.

    Und die Schlächter gelten als Helden.
    Arik. König von Israel.
    Du hast mich auf deinen Weg gerufen, damals im Tunnel. Ich war ein Nichts. Ein NIEMAND . Ich existierte nur, weil Geschichten in Büchern mich existieren ließen. Du gabst mir Bedeutung. Übertrugst mir

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