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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Bengasi-Dialekt.
    Sie wollen die Flugbahn optimieren, bekommt er mit.
    Der Kommandeur kratzt sich am Hinterkopf.
    »Seid ihr sicher, dass das so funktioniert?«

    Einer der NATO -Spotter schaut zu ihnen herüber. Löst sich aus der Gruppe, tritt hinzu.
    »Wird es nicht.«
    Die Männer verstummen. Vor den ausländischen Special Forces, genauer gesagt vor ihren militärischen Kenntnissen, haben sie gewaltigen Respekt.
    »Was genau ist verkehrt?«, fragt der Kommandeur.
    »Der Winkel. Zu steil. Wenn ihr aus dieser Position feuert, geht der Rückstoß direkt in den Wagentank.«
    Und die Kiste fliegt euch um die Ohren, denkt Hagen.
    Wäre nicht das erste Mal.
    Die Männer fragen, was sie tun sollen.
    Der Spotter rät ihnen, den Winkel flacher zu halten.
    Sie nicken, ohne ihre Enttäuschung verbergen zu können. Wo sie sich das so schön ausgedacht hatten, aus sicherer Distanz im hohen Bogen in die Stadt zu schießen. Aber hoher Bogen und flacher Winkel? Geht das zusammen?
    Entschiedenes Kopfschütteln.
    »Das Ding hat auf einem Pick-up üblicherweise nichts verloren. Es gehört unter eine MIG oder auf eine Speziallafette.«
    »Ich hab so was aber mal auf einem Panzer gesehen«, wendet einer der Männer ein.
    »Ja. Auf einem Panzer .«
    »Okay, wie wär’s damit? Wir verflachen den Winkel und heben dafür die Karre an.« Die Augen des Mannes funkeln vor Begeisterung über seine brillante Idee. Sein Kollege, mit dem er sich eben noch in den Haaren lag, nickt eifrig. »Verstehst du? Wir kippen den kompletten Pick-up nach hinten, indem wir ihn vorne aufwuchten und –«
    »Dann geht der Rückstoß in den Boden.«
    »Aber wenigstens nicht in den Tank.«
    »Egal. Der Wagen wird sich überschlagen.«
    »Und wenn wir –«
    »Lasst es einfach bleiben.«
    Sie stehen betrübt herum und starren den UB -32 an, als sei er ihnen eine Erklärung schuldig. Und mit denen willst du ernsthaft noch mal losziehen?, fragt sich Hagen.
    Die Antwort lautet: Ja. So wie seit Monaten. Seit er in Libyen ist, um sein Talent an das drittklassige Online-Magazin zu verschwenden, das ihn seit nunmehr zwei Jahren über Wasser hält.

    Nur dass er jetzt keinen Fotografen mehr hat.
    Und kein Auto.
    Das hatte Petter angemietet.
    Eigentlich, muss Hagen zugeben, war der Kerl gar nicht so übel. Zufallsbekanntschaft, Bengasi: ein Fotograf ohne Talent zum Schreiben, er selbst ein Korrespondent, dem der Partner davongelaufen war. Während der vergangenen Wochen sind sie gut zurechtgekommen, doch Petter ist ein feiger Hund. Oder sagen wir, zu wenig risikofreudig. Oder, um es noch präziser auszudrücken, zu sehr am eigenen Überleben interessiert.
    Kurz, eine Fehlbesetzung.
    Dennoch, fotografieren kann er.
    Überhaupt kommen die talentiertesten Fotografen aus Skandinavien. In der desperaten Weite dort oben spielen Lokalzeitungen eine wichtige Rolle, kleine Redaktionen, die umso mehr Wert auf starke Bilder legen. Während das Interesse der Korrespondenten an Sirte gegen null geht, weil kaum noch jemand damit rechnet, Gaddafi hier aufzustöbern, hängen vor allem skandinavische Fotografen zu Dutzenden im Kampfgebiet herum, um sich den Pulitzerpreis zu sichern.
    Er könnte sich einen von ihnen greifen. Zwecks Kooperation, wenn die Rebellen morgen die Stadt erstürmen.
    Ein neues Bündnis mit einem neuen Petter –
    Nein danke.
    Fotografieren kann er verdammt noch mal selbst.
    »Nur dass Ihre Fotos keinen Menschen interessieren werden«, gibt ihm der Kommandeur zu verstehen, bevor er zu einem der endlosen Palaver verschwindet, die sie hier abhalten. »Wir sind angeschmiert, Tom. Das Schwein hat sich verpisst. Sie verschwenden nur Ihre Zeit.«
20. Oktober
    Sirte blüht.
    Glutrote Blüten, die sich tiefschwarz verfärben, während sie Hunderte Meter in den Himmel wachsen.
    Blüten, aus Blitzen geboren.
    Zu Dutzenden öffnen sich ihre feurigen Kelche, ein ebenso gespenstischer wie faszinierender Anblick, der keinerlei Eindruck von der verheerenden Wirkung am Boden vermittelt, von Menschen, die in der mörderischen Hitze verglühen, in Stücke gerissen werden, lebendenFackeln gleich durch überflutete Straßen stolpern, ohne Chance, dem Inferno zu entkommen.
    Die Wahrheit ist, dass dir im Bombenhagel nicht einfach das Licht ausgepustet wird.
    Es sei denn, du hast Glück.
    Alle anderen sterben qualvoll.
    Werden verstümmelt, geblendet, erschlagen.
    Finden sich verschüttet in völliger Dunkelheit, während sich die Trümmer über ihnen knirschend zusammenschieben, es in

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