Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)
besprochen. Wenn’s wirklich übel wird, also so richtig übel, dann seid ihr herzlich eingeladen, meine alten Knochen abzunagen.« Er lächelt, doch als ich mich entziehen möchte, gibt er meinen Arm nicht frei. »Das ist mein Ernst, Alina.« Mit der anderen Hand macht er eine Halsabschneidegeste.
Ich presse meine Hand vor den Mund, um mein Würgen zu unterdrücken. Bruce klopft mir lachend auf den Rücken, aber was an seinen Worten oder an meinen Gefühlen oder an dieser ganzen Scheißmisere hier soll bitte lustig sein? »Lass mich!« Ich stoße ihn weg. »Und wenn du jemals wieder so was von dir gibst, dann brech ich dir die Nase.«
Ich stampfe davon.
Ich will allein sein.
Die Kinder haben gegessen und sind fast durch die Bank eingeschlafen, genau wie die Stifter. Wir Übrigen kauern im Kreis, um warm zu bleiben. Quinn quetscht sich neben mich. Überraschenderweise finde ich es schön, ihn so nahe bei mir zu haben. Er führt die Öffnung seines Luftauslassventils nah an mein Ohr. »Wir müssen ihnen von Vanyas Plänen erzählen«, meint er. Ich nicke. Er hatein paar Tage damit zurückgehalten, aber jetzt, wo die Stadt quasi in Sichtweite ist, steigt die Sorge um Bea. Und wenn Clarice recht hat, sollten wir uns alle Sorgen machen: Die Kuppel wird bald eine Massengruft sein. »Wenn wir überhaupt jemanden retten wollen, müssen wir uns aufteilen. Mit den Kindern sind wir zu langsam.« Das ist keine Herzlosigkeit von ihm, in dem Fall wäre er schon dreimal über alle Berge. Und recht hat er: Vanya hat eine Zip und könnte schon längst bei der Kuppel sein. Was nützt dann noch die Revolte?
Mühsam rapple ich mich auf. »Wir müssen die Gruppe fragen«, sage ich.
»Ich mache mich morgen auf zur Kuppel, Alina. Hoffentlich in Gesellschaft, aber notfalls gehe ich allein.«
»Du wirst nicht allein gehen«, versichere ich ihm. »Hört mal alle her«, sage ich laut und weihe rasch alle in die drohende Aktion in der Kuppel und Vanyas hirnverbrannten Plan ein, die komplette Sauerstoffversorgung zu kappen.
»Das hast du uns verschwiegen?«, ruft Silas empört. Aber wenigstens kannte er die halbe Wahrheit. Song, Dorian, Maude und Bruce hatten bisher keine Ahnung von nichts. Ich habe einfach angenommen, dass sie schon genug Probleme am Bein hatten. Außerdem bringt Silas’ Gewüte jetzt auch nichts mehr.
»Du kannst wann anders auf sie losgehen. Heute reden wir darüber, was wir unternehmen werden«, sagt Quinn und hört sich dabei nicht im Entferntesten an wie der Junge, den ich vor zwei Wochen kennengelernt habe. Er hat Rückgrat entwickelt. Und ein Lebensziel.
Dorian feixt. »Oh ja, lass uns mal nachdenken… wie können wir erst unseren eigenen Arsch retten und den von einem Stall Kinder noch dazu, uns dann dem Rebellenaufstand anschließen und anschließend noch Vanyas bewaffnete Miliz davon abhalten, die Kuppel mit Pauken und Trompeten zur Hölle zu schicken, und alle Bewohner gleich mit?« Ich hebe einen Kiesel auf und schleudere ihn in seine Richtung. Sein Sarkasmus ist echt das Letzte, was wir hier brauchen. Hier geht es um Menschenleben. »Wer hat den geschmissen?«, fragt er und reibt sich die Stirn.
»Schade, dass ich’s nich war. Halt doch einmal die Fresse, du verschnarchte Flachpfeife, du«, schnarrt Maude. »Bruce und ich wiss’n, wie wir die Kleinen hier drauß’n durchbringen können. Und wir ham die Karte, um Luft zu finden. Geht ihr mal und rettet die Welt. Rettet Bea«, sagt sie.
Song hebt die Hand. »Wir haben nichts mehr zu essen, kaum noch Sauerstoff und nur eine Waffe für uns alle. Ich weiß einfach nicht, wie wir jemanden retten könnten.«
»Wir müssen sie vor allem erst mal warnen. Bitte lasst uns nicht vergessen, dass es hier um Tausende von Menschenleben geht«, sage ich.
»Und die meisten dieser Leute sind Seconds. Das sind eure Leute«, fügt Quinn hinzu.
»Wie können wir das Ministerium warnen, ohne dass die uns abmurksen?«, fragt Abel leise, immer noch vorgebend, er höre zum ersten Mal von Vanyas Plan. Wenn ich die Energie hätte, würde ich ihm jetzt in die Paradefahren, denn wenn Jo davon wusste, wusste er es auch. Aber das ist mir den Aufwand jetzt einfach nicht wert.
»Ich rede mit meinem Vater«, sagt Quinn. »Er steht auf unserer Seite.«
»Und was, wenn er das nicht tut? Du hast gesehen, was er am Hain verbrochen hat. Was, wenn Bea mit ihm und Oscar Knavery auf dem Holzweg ist?«
»Dann werd ich vielleicht verhaftet. Aber dann weiß mein Vater Bescheid und ist
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