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Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Titel: Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Price
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wurde 1997 von einem kalifornischen Segler, Ozeanografen und Möbelrestaurator namens Carl Moore entdeckt, der sich entschlossen hatte, nach einem Segelwettbewerb vor Hawaii eine Abkürzung nach Hause zu nehmen. Er und seine Crew segelten auf ihrem 15-m-Katamaran durch den Nordpazifikwirbel, der aufgrund der dort häufigen Flauten von Seglern meist gemieden wird. Schockiert stellten Moore & Co fest, dass sie in einem schier endlosen See aus Plastikresten unterwegs waren.
    Flaschenverschlüsse, Legosteine, Flip-Flops, Zahnbürsten, Styroporstücke, Fußbälle und sogar komplette Kajaks – Moore hatte sein Boot versehentlich in die letzte Ruhestätte einer unglaublichen Menge Plastikabfalls gesteuert. Manche Teile waren über ein halbes Jahrhundert alt. Neugierig und entsetzt kehrte Moore zwei Jahre später auf einer Forschungsreise in das Gebiet zurück und entdeckte, dass sich der Müll teilweise bis zu neun Meter unter Wasser verfolgen ließ und dass immer kleiner werdende Stücke wie buntes Fischfutter über die Wasseroberfläche wirbelten (da es keine Mikroben gibt, die Plastik verdauen, ist der Unrat organisch nicht abbaubar; Sonnenlicht und Strömungen aber brechen die Polymerketten in immer kleiner werdende Teile auf). An einigen Stellen enthielten Wasserproben mehr Plastik als Plankton – ein Verhältnis, das sich seither dramatisch verschlechtert hat (vgl. Kingman-Riff ).
    Nach seiner Pensionierung gründete Moore die Algalita Marine Research Foundation , die die Zusammensetzung und die Folgen dieser gigantischen Plastikmasse erforscht. Es ist kein besonders angenehmes Aufgabengebiet; die Forschungsprojekte von Algalita umfassen Themen wie die Analyse des Mageninhalts toter Albatrosse (die Abteilung für Umweltschutz der Vereinten Nationen schätzt, dass der Plastikmüll pro Jahr über eine Million Seevögel tötet) und prüft, wie genau sich die toxischen Inhaltsstoffe des Plastiks im Meerwasser lösen. Zu den beunruhigenden Ergebnissen zählt unter anderem, dass der Strudel zu einem nicht unerheblichen Teil aus linsengroßen Plastik-Pellets besteht, die in der Produktion benutzt werden und dabei häufig ins Wasser geraten. Außerdem hat Plastik die unselige Tendenz, andere Giftstoffe, wie etwa Kohlewasserstoffe und DDT , wie ein Schwamm aufzusaugen. Fische, die Plastik-Pellets gefressen haben, können das Gift via Nahrungskette bis auf unsere Teller bringen.
    Und warum fischt man das Zeug nicht aus dem Wasser? Laut Algalita ist ein solches Unterfangen ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht allein deshalb, weil der Wirbel viele Kilometer weit und mindestens neun Meter tief reicht, sondern weil es sich weniger um eine Plastikinsel als viel mehr um eine Plastiksuppe handelt, deren winzige Einzelteile nicht herausgefiltert werden können, ohne Plankton und Kleinstlebewesen zu zerstören. Und es kommt noch schlimmer: Da die meisten Plastikreste unglaublich klein und zudem nicht selten transparent sind, sind sie auf Satellitenbildern nicht zu erkennen; bis heute weiß man nicht, wie groß das Gebiet der verunreinigten Meeresfläche überhaupt ist.
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Rebecca Solnit
Die Zollbehörde im Flughafen von Buenos Aires
    Würde ich behaupten, das Packstück mit meiner Allwetterjacke von Tierra del Fuego wäre sicher in Buenos Aires angekommen, entspräche das nicht ganz der Wahrheit. In diesem Land, in dem die Vermutung naheliegt, dass trotz der Auflösung der Sowjetunion deren Grundidee zumindest nicht vollkommen verlorenging, eilte ich mit Visionen von angekommenen Paketen zu meiner Postadresse – allerdings nur, um einen Stapel Formulare inklusive Anschreiben vorzufinden. »Estimado cliente …«
    »Verehrter Kunde«, stand dort, »bitte rufen Sie zwischen 10:00 und 15:00 Uhr die folgende Nummer an …Von 9:00 bis 13:00 und von 14:00 bis 17:00 Uhr ist die Nummer … zuständig, anschließend …«
    Ich rief meinen großartigen Cousin Bernardo an, der in Buenos Aires geboren wurde. Später erzählte er mir, dass seine Frau als Reaktion auf die Information, ich hätte mit den Zollbehörden zu tun, »Oh mein Gott!« gerufen habe, dicht gefolgt von etwas Ähnlichem wie: »Der Himmel verschone uns!« Von Bernardos Büro aus fuhren wir gegen 14 Uhr durch den chaotischen, gesetzesfreien Verkehr quer durch die Stadt, die nur über wenige Stoppschilder, Ampeln oder gekennzeichnete Vorfahrtstraßen verfügt, die bei der Bändigung des darwinistischen – der Stärkere überlebt! – Verkehrs hätten hilfreich sein

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