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Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Titel: Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Price
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können. Schließlich erreichten wir die lange Straße zum Internationalen Flughafen, auf der man an unzähligen Mautstellen Beträge von etwa 17 Cent berappen muss. Bernardo bat ein gutes Dutzend Passanten, uns in dasGeheimnis der Lage der Zollbüros einzuweihen. Endlich parkten wir den Wagen auf einem ungesicherten Parkplatz, fragten weitere Leute nach dem Weg – einige von ihnen wollten meinen Pass sehen – und erreichten zu guter Letzt die geheime Hölle der Zollbehörde.
    Unterwegs erzählte Bernardo mir von der korrupten Regierung des Landes. Bei der Verstaatlichung einer Luftfahrtgesellschaft beispielsweise stellte sich heraus, dass die Airline von der Präsidentenfamilie betrieben wurde, die damit in passagierlosen Passagierflugzeugen kofferweise Kokain nach Spanien schaffte. Ein anderes Mal hatte sich ein Mitarbeiter im Kongress dazu bereiterklärt, für eine gewisse Summe ein Gesetz zu ändern, von dem Bernardos Firma betroffen war. Und dann erreichten wir das Zollamt: ein lagerhausartiges Gebäude, in dem ein langer Korridor zu drei zellenartigen, klimatisierten Büros führte. Wir betraten die erste Zelle, wo man einige meiner Papiere abstempelte. Gewappnet mit diesen Stempeln durften wir uns im glühend heißen Flur in die lange Schlange frustrierter Menschen einreihen, die vor dem zweiten Büro warteten. Wir hatten nicht die geringste Ahnung, ob wir überhaupt noch an die Reihe kommen würden, ehe die Behörde in zweieinhalb Stunden schloss.
    Wir warteten und warteten. Schließlich wurden wir in das Büro Nummer zwei vorgelassen. Eine junge Frau mit schlecht gefärbten Haaren ließ uns eine Menge Formulare ausfüllen. Der Durchschlag – oh ja, in diesem Land arbeitet man noch mit Kohlepapier! – für die Behörde landete auf einem Stapel, der aussah, als ob ihn nie wieder jemand auch nur anschauen würde, geschweige denn etwas in ihm finden könnte. Schließlich betraten wir das dritte Büro, in dem wir noch mehr Papiere und Stempelerhielten, nachdem ich wieder einmal meinen Pass vorgezeigt hatte. Einer ausgeklügelten Choreografie gleich, vollführten wir noch einige Kreisläufe, ehe ein melancholisch wirkender Beamter uns in den eigentlichen Paketraum führte. Gemeinsam begutachteten wir den Inhalt des Pakets, um sicherzustellen, dass er weder neu noch wertvoll war. Anschließend wurde das Paket erneut gegen Diebstahl versiegelt, und zwar mit offiziellem Klebeband, das fast so viel wert war wie ein Stempel. Wir durften zurück in Büro Nummer zwei gehen, wo wir nach dem Erhalt weiterer Stempel wieder in das erste Büro entlassen wurden, in dem wir 43,50 Pesos (etwa 14 Dollar) bezahlen durften. In Begleitung des Beamten aus Büro Nummer drei gelangten wir daraufhin in den Paketraum und bekamen das verdammte Ding tatsächlich ausgehändigt. Die ganze Prozedur erinnerte mich an die verrückte Technologie und endlose Bürokratie des Films Brazil , an die Labyrinthe, in denen die Menschen umherirrten, an die durchwühlten Papierstapel, an den Heizungsingenieur, der Mitglied der Guerilla ist und der das bürokratische rote Klebeband durchschneidet, damit Dinge endlich richtig in Gang kommen. Der eigentliche Sinn einer Datensammlung liegt darin, dass man Dinge zurückverfolgen oder wiederfinden kann – aber damit hatten die drei Büros mit ihren aufeinandergestapelten Formularen wirklich nichts am Hut. Ohne einen qualifizierten Einheimischen hätte ich meine Tierra-del-Fuego-Jacke im Übrigen wahrscheinlich nie mehr wiedergesehen.
    Rebecca Solnit ist die Autorin des Buches A Paradise Built in Hell: The Extraordinary Communities That Arise in Disaster.
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42. Jedes Hotel, das früher einmal ein Gefängnis war

    E s gibt viele Bewerber um den Titel des unangenehmsten Hotels der Welt. Das Parkhotel im österreichischen Ottensheim bringt seine Gäste in Kanalrohren unter, das Null Stern Hotel in Teufen in der Schweiz bot bis zu seiner Schließung im Jahre 2010 Zimmer in einem atombombensicheren Bunker an. Aber das Karostas Cietums in Lettland toppt alles. Es handelt sich um ein Militärgefängnis aus der Sowjetzeit, das bis 1997 benutzt wurde und sich damit brüstet, seit seiner Gründung »ein Ort gewesen zu sein, an dem das Leben von Menschen ruiniert und ihr freier Wille unterdrückt wurde«. Da möchte man doch gleich die Flitterwochensuite buchen!
    Die ursprünglichen Bewohner des Gefängnisses waren Sträflinge unterschiedlichster Art. Die Bandbreite reichte von Mitgliedern der zaristischen

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