Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
und Käse-Fritten. Etwas Besonderes wird das Lokal erst durch das Verhalten von Besuchern und Personal. Wenn Sie Wiener’s Circle an einem späten Samstagabend besuchen, wird Ihnen Ihre Bestellung vermutlich mit schallenden Verbalinjurien serviert.
Die Belegschaft macht sich einen Spaß daraus, ihre Kunden zu beleidigen. Sie wartet mit Sätzen auf wie: »Für hier oder zum Mitnehmen, Blödmann?«, oder: »Entweder, du bezahlst jetzt, oder du machst dich verdammt noch mal vom Acker!« Laut Aussage der Eigentümer des Wiener’s Circle, Barry Nemerow und Larry Gold, kam es durch Zufall zu dieser Tradition. Larry, der sich ärgerte, als ein Gast nicht reagierte, nannte den Gast ein Arschloch. Das war vor fünfzehn Jahren. Seither, so schätzen die Besitzer, haben die abendlichen Beschimpfungen zu einer Umsatzsteigerung von 100% geführt.
Das mag angehen, solange alle Anwesenden diese gegenseitigen Beleidigungen spielerisch sehen. Mit fortschreitender Stunde und zunehmender Trunkenheit der Gäste gerät die Sache allerdings aus dem Ruder, wie deutlich auf einem Videoclip in This American Life zu sehen ist. Das Wiener’s Circle bildet in Chicago einen Mikrokosmos der Rassentrennung: Schwarzes Personal bedient eine vorwiegend weiße Kundschaft. Fügen Sie noch Alkohol, eine überhitzte Küche und eine von allen Regeln der sozialen Interaktion befreite Atmosphäre hinzu, und das Ergebnis fällt nicht besonders angenehm aus.
»Hübsches Haarband, Scheißhure«, sagte ein Kunde im Beisein der Kamera.
»Verdammt, du schlaffe Schlampe«, trumpfte ein anderer auf.
»Das ist ja fast wie eine Abtreibung, du Miststück«, grölte ein anderer Stammkunde, der damit wahrscheinlich seine Käse-Fritten meinte. »Ich fresse deine Babys, und du findest das auch noch toll!«
Sollten Sie tagsüber einen Hot Dog ordern, ist wahrscheinlich alles in Ordnung. Doch sobald es Abend wird, verwandelt sich das Wiener’s Circle in das, was sein Name bereits vermuten lässt: eine Ansammlung armseliger, schwanzgesteuerter Würstchen.
58. Manshiet Nasser – die Müllstadt
M anshiet Nasser ist ein übelriechender Slum am Stadtrand von Kairo, der im wahrsten Sinne des Wortes über und über mit Müll bedeckt ist. Der Abfall findet sich in den Straßen und in den Häusern. Menschen leben und arbeiten und schlafen manchmal sogar darin. Und jeden Tag kommt mehr Müll hinzu. Die Menschen schwärmen vielmehr aus, um ihn zu sich nach Hause zu holen. Sie schleppen ihn mit Eselkarren in großen Tüten heran, denn der Müll ist ironischerweise das, was das Stadtviertel am Leben erhält.
Die Menschen in diesem Slum werden »Zabbalin« genannt – Müllsammler. Gemeinsam mit ihren Schweinen, die bis vor Kurzem frei in den Straßen herumlaufen und sich von Abfällen ernähren durften, verarbeiten die Zabbalin etwa die Hälfte der 6500 Tonnen Müll, die tagtäglich in Kairo anfallen. Wertvoller Abfall wie Plastik, Metall und Glas wird recycelt, die organischen Reste fressen die Schweine, die zunächst hervorragende Müllschlucker sind und später der Ernährung dienen. Bei den Zabbalin handelt es sich nämlich um koptische Christen, denen im Gegensatz zu den Muslims der Genuss von Schweinefleisch nicht verboten ist.
Ich sagte »bis vor Kurzem«, weil die Stadtverwaltung von Kairo im Frühling 2009 die Tötung aller Schweine anordnete. Möglicherweise als Vorbeugung gegen die Schweinegrippe (ein etwas weit hergeholter Grund, weil das Virus eher selten beieinem Schwein nachgewiesen wurde), doch die Zabbalin gehen bis heute eher von einer politischen Motivation aus.
Was immer der Grund gewesen sein mag – die Folgen waren verheerend. Die Zabbalin, denen das wichtigste Nahrungsmittel genommen wurde, haben mit der Verarbeitung des Mülls von Kairo aufgehört. Da es jedoch keine vernünftigen Vorschläge für den Ersatz der Arbeit dieser Leute gibt, stinken seither riesige Müllberge in den Straßen vor sich hin. Die Stadtverwaltung bemüht sich, ein System zu kompensieren, das sie selbst vernichtet hat. Doch bis dies gelingt, gilt der Begriff »Müllstadt« für die gesamte Metropole.
59. Stonehenge
S tonehenge wurde in mehreren Abschnitten zwischen 3000 und 1600 vor Christus errichtet und gilt als eines der Geheimnisse der Alten Welt. War es ein Tempel? Ein astrologisches Observatorium? Eine Begräbnisstätte? Bis heute weiß man nichts Genaues.
Was wir jedoch wissen: Jeder einzelne Stein wiegt mehr als fünfzig Tonnen, und manche wurden aus
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