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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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ihrer Haut steigen Wildheit und Hoffnungslosigkeit auf wie feuchter Rauch. Sie presst die Hände zusammen, um ihr Zittern zu beherrschen, doch die Anstrengung macht alles nur noch schlimmer.
    »Sie haben keine Ahnung, wer ich bin, nicht wahr«, sagt Amélie. Sie holt tief Luft, verschränkt die Arme über der Brust und mustert ihren Besuch von oben bis unten.
    »Nein, es tut mir leid«, sagt Leslie. Sie blickt an Amélie vorbei ins nächste Zimmer, wo die Zwillinge sich zu Rodolfo und den anderen gesellt haben. Alice erzählt etwas mit raschem Flüstern, gelegentlich von Adam unterbrochen, während die anderen gebannt lauschen.
    »Wer sind diese Kinder?«, sagt Leslie ebenso zu sich selbst wie zu Amélie.
    »Die haben etwas mit Ihren Kindern gemein«, sagt Amélie.
    Amélie folgt Leslies Blick und erkennt, wie diese dunkle, chaotische Wohnung aussehen muss, deren endlose Unordnung eindringlich ausdrückt, in welch schwierigen Umständen Amélie lebt und wie unmöglich ihr Tagesablauf ist. Zwischen den vielen Sanitätsartikeln, die sie für Bernard braucht, liegen Haufen von Wäsche, die gefaltet werden muss, Stapel von Zeitungen, die entsorgt werden müssen, Bücher, die ins Regal gestellt, Videos, die zurückgegeben, Teller, die gespült werden müssen.
    Leslie drückt sich die Handballen auf die Augen und atmet tief durch.
    »Danke, dass Sie uns in Ihre Wohnung gelassen haben«, sagt sie.
    Dies ist nicht das erste Mal, dass Amélie beim Heimkommen auf eine Horde der unzähmbaren Kinder gestoßen ist. Für die im Park lebenden Kids steht ihre Tür offen. Es sind Bernards Freunde, seine einzigen Freunde, und dafür ist sie ihnen dankbar, trotz des Drecks und alles anderen.
    »Darf ich Leslie zu Ihnen sagen?«, fragt Amélie.
    »Natürlich.«
    »Erinnern Sie sich, wo wir uns das erste Mal begegnet sind, Leslie?«
    Leslie schüttelt unsicher den Kopf.
    »Tja, Leute wie Sie bemerken Leute wie mich nicht so richtig.«
    Leslie blinzelt überrascht. »Das tut mir leid. Sollen wir gehen?«
    »Nein, das sollen Sie nicht. Ich werde versuchen, Ihnen zu helfen. Aber es wäre nett gewesen, wenn Sie sich an unsere erste Begegnung erinnert hätten. Ich war eine der Schwestern im Kreißsaal, die bei Ihnen waren, als Sie Ihre
drei
Kinder bekommen haben.«
    »Wie hätte ich das wissen sollen? Ich hab ein Baby bekommen. Außerdem erinnere ich mich an niemanden mehr von diesem Tag. Mein Kopf ist nicht mehr ganz wie früher.« Sie ist erstaunt, dass sie noch Tränen übrig hat, doch die hat sie.
    »Haben Sie gehört, was ich gerade gesagt habe?«
    Leslie legt den Kopf schief, um das Ohr näher an Amélie zu bringen.
    »Ich habe gesagt: Ihre
drei
Kinder.«
    Leslie schüttelt den Kopf. Sie ist momentan nicht in der Lage zu verarbeiten, was zu ihr gesagt wird. Selbst unter den besten Umständen würde das, was Amélie da sagt, verwirrend auf sie wirken …
    »Es waren nicht Zwillinge, die Sie bekommen haben«, sagt Amélie. Ihre Stimme wird weicher, ihre Schultern entspannen sich.
    »Doch, sind es. Ich meine: waren es. Zwillinge.« In den vergangenen Monaten hat Leslie gemerkt, dass sie noch mehr Fehler beim Sprechen macht, wenn sie müde ist oder unter Stress steht, und sie ist in ihrem ganzen Leben nie müder und gestresster gewesen als jetzt. Sie denkt einen Moment daran, einfach die Augen zu schließen, den Kopf auf den Arm zu betten und in einem tiefen, alles auslöschenden Schlaf zu versinken. Doch das wagt sie nicht, denn in der Dunkelheit schweben die qualvollen Erinnerungen an alles, was sie heute und gestern und vorgestern und vorvorgestern gesehen hat. In der Dunkelheit zwängen sich das Bild des zermalmten Alex und das Bild des durchbohrten Körpers dieses jungen Lehrers in einen Raum, der bereits mehr Ekel und mehr Bedauern enthält, als sie je für möglich gehalten hätte. Wenn sie ihre Augen nur nie mehr schließen müsste.
    »Sie haben drei Babys auf die Welt gebracht, Leslie.«
    Leslie schüttelt den Kopf.
    »Wer war Ihr Arzt?«
    »Weiß nicht mehr. Wir waren bei vielen.«
    »Klar. Bei Turtle Bay Obstetrics. Stimmt’s?«
    »Ich glaube.«
    »Darf ich fragen, wie Sie hierhergekommen sind?«
    »Hierher?«, fragt Leslie.
    »Ja, in meine Wohnung.«
    »Wir sind quer durch den Park gegangen. Niemand hat auf uns geachtet. Sind einfach gegangen. Meine Kinder. Und die anderen Kinder.«
    »Und die haben Sie hierhergebracht«, sagt Amélie.
    Leslie wendet den Blick ab. Ein Türbogen trennt die Küche von dem düsteren Chaos, das in

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