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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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Wohlgeboren.
    Was ist denn los mit dir?
    Ich glaube, ich werde brünstig.
    Rasch dreht Adam den Empfänger aus. Sein Herz hüpft in seiner Brust herum, als würde es nach einem Ausweg suchen.
Ich muss hier raus
, denkt er.
     
    Am nächsten Morgen werden die Zwillinge von ihrer Mutter aus ihren Zimmern befreit. Leslie scheint wieder einen vergnügten Tag vor sich zu haben. Sie trägt nagelneue Jeans, was bedeutet, dass sie tatsächlich in einem Laden gewesen ist. Trotz ihres Lächelns fällt Alex auf, dass sie einen neuen blauen Fleck an der Seite des Gesichts hat. Die Zwillinge wissen, dass ihr Vater seine Frau manchmal schlägt. Aber sie wissen auch, dass ihr Vater manchmal von ihr geschlagen wird. Und manchmal raufen die beiden bloß irgendwie miteinander, und da kann eben mal was passieren …
    Familiengeheimnis.
    Hinter ihrer Mutter gehen die Kinder den Flur im zweiten Stock entlang, vorbei an den leeren Stellen an den Wänden, wo früher düstere Ölgemälde gehangen haben, abweisende Porträts ihrer angeblich bedeutenden Vorfahren. Auf dem Boden hat hier einmal ein antiker persischer Läufer gelegen, und die Stufen waren mit königsblauem Teppichboden bedeckt, doch nun ist alles nackt.
    »Ich hoffe, ihr zwei seid hungrig«, sagt ihre Mutter. »Ich hab ein richtig gutes Frühstück gemacht.«
    »Nicht besonders«, sagt Alice.
    »Was hast du denn gemacht?«, fragt Adam.
    »Eier!«, sagt Leslie. »Wunderbar frische Eier.«
    »Heute Nacht hatte ich einen schönen Traum«, sagt Alice zu Adam.
    Der zuckt die Achseln. Träume interessieren ihn nicht besonders.
    »Ich hab geträumt, jemand hat etwas gerufen – ich bin draußen die Straße entlanggegangen, und jemand hat ›Ich liebe dich‹ aus einem Fenster gerufen«, sagt Alice. »Er hat gesagt: ›Hey, ich liebe dich‹ und … mehr weiß ich auch nicht mehr. Anderes Zeug. ›Ich werde auf dich warten‹ und so weiter.«
    »Nett«, sagt Adam, aber nur, weil er höflich ist.
    Auf ihrem Weg nach unten kommen sie am Schlafzimmer ihrer Eltern vorbei. Normalerweise ist dessen Tür geschlossen, doch heute steht sie weit offen, und die Kinder werfen einen Blick hinein, neugierig auf die Geheimnisse der elterlichen Höhle. Alex ist auf dem Boden und macht Liegestütze; er trägt einen braun-weiß gestreiften Pyjama, und sein langes, glänzendes Haar hängt wie ein Vorhang herab. Die Liegestütze fallen ihm so leicht, dass er die Schwierigkeit steigert, indem er nach jeder Wiederholung in die Hände klatscht, als wäre er kein Anwalt mittleren Alters, der beruflich gerade eine schwere Zeit durchmacht, sondern ein eifriger junger Marine in der Grundausbildung.
    »Morgen, Kinder«, sagt Alex und gibt ein wenig an, indem er nach dem nächsten Liegestütz gleich
zweimal
in die Hände klatscht. Im Schlafzimmer herrscht Chaos: umgestürzte Möbel, überall Kleidungsstücke, Teller und Unterteller, Schalen, Tassen, Messer und schmutzige Papierservietten.
    »Morgen, Daddy«, sagt Alice.
    Adam murmelt etwas Unartikuliertes. Er bemerkt die groben Büschel Körperbehaarung, die zwischen den Knöpfen der Pyjamajacke herausquellen, und die Haare an den Unterschenkeln seines Vaters, dort wo die Hosenbeine sich durch die Bewegung nach oben geschoben haben.
    Außerdem bemerkt Adam noch etwas anderes – das Bonbonschälchen auf dem Nachttisch, der neben der Bettseite seines Vaters steht, ein Schälchen, das, wie Adam jetzt weiß, den Schlüssel zu den Ziehharmonikagittern enthält, mit denen die Fenster der Zwillinge gesichert sind.
    »Auf geht’s, sonst kommt ihr noch zu spät zur Schule«, sagt Leslie, als ihr auffällt, dass Adam trödelt.
    In der Küche, wo Duftkerzen brennen, um den Geruch frischen Fleisches zu kaschieren, setzen die Zwillinge sich an den nackten Holztisch, und ihre Mutter stellt ihnen eine Bratpfanne mit Rührei hin, genug, um zehn Personen satt zu bekommen. Der Haufen Rührei ist so gewaltig, dass sein Anblick beiden Kindern den geringen Appetit raubt, den sie hatten, doch da beide keinen Streit wollen, geben sie sich alle Mühe, genug zu essen, um ihre Mutter davon zu überzeugen, dass sie ihre Mühe zu schätzen wissen.
    Bald kommt Alex in die Küche. Er ist nicht fürs Büro gekleidet, sondern trägt Pyjama und Bademantel – es ist schon Monate her, dass er in die Kanzlei gegangen ist. Geld ist ein Problem, und obwohl Alex und Leslie sich im wesentlichen davon ernähren, ihren riesigen Schatz an wertvollen Besitztümern zu verhökern, ist es keine leichte

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