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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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erschöpft. Bin quer über das ganze Land geflogen. Und das habe ich für dich getan. Ich hab’s getan, weil du meine Schwester bist, und weil ich dich lieb hab. Ich hab dich lieb, auch wenn …« Sie weist auf Leslies Gesicht, ihren Körper, um anzudeuten, welcher Schaden entstanden ist. »Aber jetzt will ich echte Antworten.«
    »Setz mich nicht unter Druck, Cindy.«
    »Das Gebell da unten? Das sind nicht zwei Hunde und auch nicht drei …«
    »Ich fühle mich in die Ecke getrieben, Cindy.« Ein Anflug von Hysterie liegt in Leslies Stimme. Sie spreizt die Hände, dehnt die Finger zu ganzer Länge, entspannt sie und dehnt sie wieder.
    »Ich frage dich, was hier vor sich geht.«
    »Du fragst und fragst und fragst!«, schreit Leslie. Sie springt auf, und ihr Blick zuckt hin und her, als würde sie fürchten, von etwas verfolgt zu werden. Vielleicht sucht sie auch nach einer Möglichkeit zu entkommen.
    »Leslie! Setz dich. Du benimmst dich …«
    »Sag mir nicht, was ich tun soll! Meine Kinder sind verschwunden.« Leslie greift nach der Vase mit den toten, stinkenden Blumen und schleudert sie an die Wand, dass die Scherben fliegen. Ihr Gesicht ist verzerrt, ihre Augen sind zwei rote Wunden. Sie stürzt sich auf das Spülbecken und beginnt, es zu leeren, indem sie Tassen, Gläser, Teller zerschmettert. »Meine Babys! Meine Babys! Ich muss meine Babys wiederhaben!«
    Cynthia sitzt geduckt auf ihrem Stuhl; ihr Herz fängt an zu jagen. Sie presst die Hände auf die Ohren, um sie vor dem nervenzerreißenden Klirren von Glas und Porzellan, gemischt mit dem Weinkrampf ihrer verzweifelten Schwester, zu schützen. Und – was ist das? Geheul aus dem Keller. Lauter als vorher. Viel lauter.
    Plötzlich hält Leslie inne. Speichel läuft ihr aus dem Mund. Ihr Blick ist zu Boden gewandt, und sie atmet schwer. Allmählich, Zentimeter um Zentimeter, hebt sie den Blick und dreht sich zu Cynthia um. Sie atmet durch den Mund, nun etwas ruhiger.
    »Etwas geschieht«, sagt sie.
    »Leslie«, sagt Cynthia.
    »Etwas geschieht.«
    »Schhh … schhhh … setzt dich erst mal.«
    »Ich verändere mich«, sagt Leslie. »Lieber Gott, bitte hilf mir.« Sie setzt sich und bedeckt mit den Händen ihr Gesicht.
    »Leslie!«, sagt Cynthia. »Ich rufe einen Krankenwagen.«
    Doch so plötzlich, wie Leslie sich dem Hunger und dem Zorn in ihrem Innern überlassen hat, fängt sie sich wieder.
    »Du musst mir einen Gefallen tun, Cynthia. Und ich weiß – glaub mir, das weiß ich –, du schuldest mir absolut nichts. Ich bin eine schreckliche Schwester gewesen. Ich war ein regelrechtes Monster.«
    Cynthias Augen füllen sich mit Tränen. Trotz allem ist es unerträglich, ihre Schwester so etwas sagen zu hören.
    »Was soll ich für dich tun, Leslie?«
    Leslie wischt sich mit dem Handrücken über den Mundwinkel. Langsam erhebt sie sich von ihrem Stuhl und geht quer durch die Küche. Sie zieht eine Schublade auf – aber mit so viel Wucht, dass sie aus ihrer Führung springt und sie das Besteckfach in den Händen hält, während verschiedene Schneidwerkzeuge mit grässlichem Getöse auf den Boden fallen. Leslie greift nach dem größten Messer und bringt es zurück an den Tisch.
    Cynthia bekommt eine Heidenangst, als ihre Schwester mit einer Waffe auf sie zukommt, und diese Angst wird nur minimal schwächer, als Leslie das Messer auf den Tisch knallt.
    »Nimm es«, sagt Leslie und setzt sich.
    »Okay«, sagt Cynthia und greift nach dem Messer. Als sie es in den Händen hat, fühlt sie sich sicherer. Seine Klinge ist über einen halben Meter lang und zwanzig Zentimeter breit. Es sieht aus, als wäre es dafür geschaffen, einen Elefanten zu zerlegen.
    »Und was nun?«, fragt Cynthia.
    »Verwende es.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, du sollst es verwenden. Für mich. Erlöse mich. Bitte.«
    »Leslie! Hast du den Verstand verloren?«
    »Meinst du, das weiß ich nicht? Ich sperre meine Kinder nachts in ihren Zimmern ein. Und willst du wissen, warum? Weil ich furchtbare Angst davor habe, was ich tun würde, wenn ich sie sehe.«
    »Was würdest du denn tun?«
    »Sie verschlingen. Ihnen das Fleisch von den Knochen reißen.« Leslie hebt das Kinn und schiebt die Schultern zurück; ihre Stimme klingt ein wenig trotzig. »Und jetzt wissen sie es auch. Kinder, die wissen alles. Du solltest wirklich auch Kinder bekommen, Cindy. Es ist eine erstaunliche Erfahrung. Es gibt nichts Schöneres.«
    »Das ist ja völlig irre, Leslie. Ich werde dafür sorgen, dass jemand

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