Breeds: Dashs Bestimmung (German Edition)
sich einfach näher, wenn man derart lange zusammen kämpft.« Er seufzte. »Man erfährt die Träume der anderen und weiß, wer Geheimnisse hat und wer nicht. Man …« Er verstummte, und für einige Minuten herrschte Stille. Schließlich fuhr er fort: »Man wird zu Brüdern. Wir waren das › Tödliche Dutzend ‹ . Und weißt du, zum ersten Mal in meinem Leben dachte ich, dass es vielleicht doch nicht so kompliziert wäre, Freundschaften zu schließen. Ich hatte mich so verdammt lange versteckt, Elizabeth. Manchmal war es geradezu unheimlich, wie konsequent ich mich selbst in die Einsamkeit getrieben hatte.«
Sie rückte dichter an ihn heran. Er war nicht allein. Er war es nie gewesen, aber das konnte sie ihm jetzt noch nicht sagen, solange er nicht bereit war, es auch zu hören. Er hatte sich immer für allein gehalten, und wie sie Cassie schon häufig erklärt hatte, zählte nun mal nur das, was man sich selbst einredete.
»Wir hatten gerade mehrere Zielpersonen ausgeschaltet. Und es war uns ohne eigene Verluste gelungen. Diese Männer waren echte Draufgänger, und wir haben uns gegenseitig den Rücken freigehalten. Man flog uns gerade mit einem Hubschrauber raus, wir waren auf dem Weg nach Hause. Ich dachte ernsthaft darüber nach, mich als Teamleiter zu bewerben. Ein Jahr lang war ich der inoffizielle Kommandant gewesen. Ich dachte, vielleicht wäre es an der Zeit, einen Platz für mich zu finden, wo ich hingehöre. Eine Art Familie.« Er räusperte sich, als seine Stimme brach.
»Jack und Craig, zwei verdammt gute Scharfschützen, machten gerade Witze darüber, dass sie übers Wochenende zu ihren Mädchen fahren würden. Es gab ein paar Krankenschwestern auf der Basis, mit denen sie ausgingen. Mac und Tim, die Sprengstoffspezialisten, waren beide geschieden und sprachen darüber, dass sie sich die Birne zukippen und dann ihre Exfrauen anrufen wollten. Sie blödelten herum, und alle waren noch völlig high vom Adrenalin und dem Gefühl des Sieges. Ich saß nur da und beobachtete sie. Die kleine warnende Stimme in meinem Hinterkopf habe ich überhört. Die Stimme, die mir sagte, dass irgendetwas nicht in Ordnung sei. Und zwei Minuten später brach die Hölle los.«
Elizabeth schmiegte sich an ihn und umarmte ihn fest. Sie legte einen Arm über seine Brust und spürte, wie auch er sie enger umschloss.
»Ich saß in der Nähe der Tür und wurde hinausgeschleudert, als der Helikopter abstürzte. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, wie es passiert ist. Die anderen waren tot, noch bevor sie auf dem Boden aufschlugen. Die Bombe war verdammt effektiv. Unsere Feinde wussten genau, was sie taten. Sie wussten, dass wir dort sein würden, und sie wollten uns treffen. Sie konnten diese Männer töten, weil ich nicht wachsam genug war. Ich habe mich von dem kameradschaftlichen Geplänkel und unserer Freundschaft ablenken lassen. Wegen mir sind sie alle gestorben, Elizabeth. Weil ich es zugelassen habe, dass sie meine Freunde wurden.«
Sie hörte die tiefen Schuldgefühle, die aus seinen Worten sprachen, die Qual, die er durchlitt, weil er nicht in der Lage gewesen war, das Geschehene zu verhindern. Aber sie sah auch noch etwas anderes. Sie sah seine Furcht, jene zu verlieren, die ihm wichtig waren, und die Narben auf seiner Seele, die davon herrührten, dass es ihm nicht gelungen war, die anderen zu retten.
Sie richtete sich auf und sah ihm in die Augen. Im bleichen Licht des Mondes, das durchs Fenster hereinschien, sah sie den Schmerz in seinen Zügen.
»Du kannst nicht davor weglaufen, Dash«, sagte sie sanft. »Und selbst wenn die Hölle zufriert, kannst du diese Freundschaften nicht leugnen. Daran wird sich nie etwas ändern. So wie alle Schuldgefühle dieser Welt nichts daran ändern werden, dass du diese Männer einfach nicht retten konntest, dass du keine Chance hattest, die Ereignisse jener Nacht zu verhindern. Und ebenso wenig kannst du jetzt Simon, seine Frauen oder mich kontrollieren. Aber du kannst uns akzeptieren, und du kannst uns lieben. Du kannst uns eines glauben: Sollte irgendjemand irgendwann sterben, tun wir es voller Liebe zu dir und in dem Wissen, dass du unser Leben bereichert hast. Mehr ist nicht möglich.«
»Dich kann ich sehr wohl kontrollieren.« Es klang fast wie ein Knurren. »Glaub nicht eine Minute, Elizabeth, dass ich nicht auf dich aufpassen werde. Simon …« Er seufzte. »Dieser Mann ist wie ein texanischer Wirbelsturm. Er weigert sich einfach, seinem gesunden
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