Breeds: Harmonys Spiel (German Edition)
Schlafzimmer. »Bitte schön. Kannst du bis ins Bad gehen?«
»Ich kann gehen.« Oder sie würde bei dem Versuch sterben.
Sie war schwach. Furchtbar schwach. Ihre Beine zitterten, aber sie hielten sie aufrecht. Das war momentan das Einzige, was zählte.
»Harmony, ich muss heute Abend abreisen«, kündigte Ely an, während Harmony das Zimmer durchquerte.
»Wiedersehen.« Was zum Teufel wollte die Frau denn hören? Die Ärztin hatte dabei geholfen, sie zwei Wochen lang gefangen zu halten und ihr so viel Blut abzunehmen, dass es für einen weiteren menschlichen Körper gereicht hätte.
»Du kannst nicht vor ihm fliehen, Harmony«, fuhr Ely fort, als Harmony die Tür erreichte. »Die Hormonbehandlung funktioniert nur, wenn du regelmäßig mit deinem Gefährten Geschlechtsverkehr hast. Wenn du verschwindest, könnte das ein fataler Fehler sein.«
Harmony senkte den Kopf und starrte auf ihre Füße, während sie wütend die Zähne zusammenbiss.
»Jonas hat gewusst, was er tut, stimmt’s?«, sagte sie leise. »Es war genau geplant.«
»Das kann ich nicht bestätigen.« Elys Stimme wurde kalt, woraus Harmony schloss, dass sie recht hatte.
»Sie lassen sich da von ihm in ein gefährliches Spiel hineinziehen, Frau Doktor.« Sie starrte die andere Frau bitter an. »Ich werde nicht als Einzige sterben, wenn das hier schiefläuft, das verspreche ich dir.«
»Wer wird dich rächen, Harmony?«, fragte Ely. »Dieselben Leute, die dir auch früher schon aus der Patsche geholfen haben? Ich habe Jonas’ Akte über dich gelesen, und sie hat kaum etwas mit deiner Akte in der Breed-Datenbank gemeinsam.«
»Wie gesagt, lass dich lieber nicht da hineinziehen.« Harmony lächelte kalt. »Wenn er nicht mit diesem Spielchen begonnen hätte, wenn er es einfach bei dem Versuch belassen hätte, mich wieder in die Gesellschaft der Breeds zu integrieren, wäre alles in Ordnung gewesen. Aber das hier …« Sie deutete mit der Hand auf ihren Körper. »Das hier hat die Regeln grundlegend geändert. Eins kannst du mir glauben: Wenn ich sterbe, dann kommt Jonas nicht ungeschoren davon. Und du auch nicht.«
»Wie geht es ihr?«, fragte Lance, der gerade einen Topf Hühnersuppe langsam zum Köcheln brachte, wie seine Tante es ihm beigebracht hatte.
Ely betrat langsam und mit hängenden Schultern den Raum, die Hände in den Taschen ihres Laborkittels vergraben.
»Sie fürchtet sich, aber sie versteckt es gut.« Sie zuckte mit den Schultern und wirkte besorgt. »Sie hat ein paar Symptome, die bisher niemand beschrieben hat. Ein kaltes Brennen an den Stellen, wo ich sie bei der Untersuchung berührt habe. Und sie ist etwas schwach. Aber ansonsten scheint es ihr ganz gut zu gehen.«
Lance nickte, bevor er sich wieder der Suppe zuwandte.
»Jonas hat noch mal angerufen«, sagte er. »Er meint, er braucht dich wieder in den Labors.«
»Es wundert mich, dass er damit so lange gewartet hat.« Sie sah ihn mit einem gequälten Ausdruck an. »Ich habe nun für deine Gefährtin alles getan, was ich kann. Sie wird nicht schwanger werden, dabei war es mir ausdrücklich verboten, dieses bestimmte Hormon bei ihrer Behandlung einzusetzen. Aus irgendeinem Grund glaubt er, eine Schwangerschaft würde dafür sorgen, dass sie bei dir bleibt.«
»Bist du da anderer Meinung?« Er musterte sie aufmerksam.
»Mein einziges Ziel ist, dass sie überlebt – Punkt. Deine oberste Priorität sollten ihr Schutz und die Paarung sein, die zwischen euch stattfindet«, informierte sie ihn schroff. »Hör zu, Lance, wenn sie abhaut, aus welchem Grund auch immer, dann hast du sie für immer verloren. Sie wird als wilde Einzelgängerin in das Breed-Register eingetragen werden. Wer sie sieht, darf sie töten. Das können wir nicht zulassen.«
»Und warum kümmert dich das?« Lance beobachtete die junge Ärztin, sah das Mitgefühl in ihren Augen, aber er spürte auch noch etwas anderes. Ihr Wunsch, Harmony zu helfen, war nicht vollkommen selbstlos.
»Weil Jonas so versessen darauf ist, dass alles nach seinem Plan läuft.« Sie lächelte spöttisch. »Das reicht mir im Moment als Grund aus.«
»Und wenn es nicht mehr ausreicht?«, fragte er scharf.
»Dann nehme ich es mit Jonas auf.« Sie zuckte wieder mit den Schultern. »Aber ich muss jetzt wirklich los. Ich will ihm keinen Grund geben, mit einem anderen Forscher noch mehr Tests mit ihr anzuordnen. Er sollte am besten niemals erfahren, was ich hier gemacht habe.«
»Braden wird dich mit zu ihm nehmen.« Er nickte,
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