Breeds: Tabers Versuchung (German Edition)
gewesen, und sie fühlte sich jetzt allein. Sie starrte in die Dunkelheit und kämpfte gegen ihre alten Ängste, die alten Wunden. Sie konnte den Abgrund spüren, an dessen Rand sie stand, und sie fürchtete sich, vor allem vor der Erkenntnis, die langsam in ihr heraufdämmerte.
Ihre Mutter hatte Reggie mit einer so unstillbaren Leidenschaft geliebt, dass es der jungen Roni Angst gemacht hatte. Es hatte für sie keinen Sinn ergeben, dass ihre Mutter seine Befehle stets klaglos ausgeführt hatte. Sie hatte ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse ignoriert, um ihm zu gehorchen. Und mehr noch, sie hatte die Bedürfnisse ihrer Tochter hintangestellt. Wie oft hatte das Abendessen aus Maisbrot und einer mageren Anzahl Kartoffeln bestanden, die ihre Mutter im Garten selbst zog, weil Reggie wieder einmal das ganze Geld für sich ausgegeben hatte? Wie viele Male hatte sie zusehen müssen, wie er ihre Mutter schlug oder sie anschrie, weil sie die letzten Lebensmittel im Schrank gegessen hatten und er sich jetzt selbst um sein Essen kümmern musste?
Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie hatte sich geschworen, dass sie niemals einen Mann so verzweifelt brauchen und sich niemals benutzen lassen würde, dass die Liebe zu einem Mann sie nicht brechen würde. Und jetzt war sie völlig abhängig von dem Mann, der genau diese Macht über sie hatte.
Es spielte plötzlich keine Rolle mehr, dass Taber sie immer zärtlich hielt und ihr Wärme und Sicherheit schenkte, anstatt sie seine Fäuste spüren zu lassen. Die Angst wütete genauso heiß und gnadenlos in ihr, wie das Verlangen zwischen ihren Schenkeln pochte.
Aus irgendeinem Grund hatte die Natur sowohl ihr als auch Taber keine Wahl gelassen. Er war ein erwachsener Mann und mit unaussprechlichem Entsetzen konfrontiert worden. Neben ihm fühlte sie sich wie das Kind, das sie zu sein fürchtete. Ängstlich. Verwirrt.
Sie straffte die Schultern und atmete zitternd ein. Okay, sie hatte also ihr Problem erkannt. Das war der erste Schritt, um es zu lösen, oder nicht? Ihre Gefühle hatten sie schon damals beängstigt, als ihr klar geworden war, wie tief Taber sie verletzen konnte. Dieser Brief, von dem sie geglaubt hatte, er hätte ihn geschrieben, hatte sie zerstört und einen Teil von ihr zerbrochen. Und jener Teil von ihr begann erst jetzt, zu kämpfen und zu heilen, da sie wieder bei ihm war.
Wenn dein Herz liebt, Roni, dann kannst du nichts dagegen tun . Sie erinnerte sich an die traurigen Worte, die ihre Mutter ihr eines Abends nach einer weiteren Attacke von Reginald zugeflüstert hatte. Die zu schützen, die man liebt, ganz egal, was es kostet, ist manchmal wichtiger als das eigene Herz .
Roni wusste nun, dass sie einen Weg finden musste, Taber zu beschützen. Er wusste nicht, wie gemein, wie grausam Reginald sein konnte. Er konnte es nicht wissen, sonst hätte er ihm niemals erlaubt zu bleiben. Taber glaubte an Loyalität, an das Recht auf Freiheit. Er würde niemals vermuten, dass ihr Vater alles tun würde, was nötig war, um seine Ziele zu erreichen, selbst wenn er dafür seine Tochter töten musste. Und Roni wusste, dass ihr Tod Reginald große Befriedigung bringen würde. Endlich. Er hatte ein mächtige Waffe gegen sie in der Hand, und bald, das wusste sie, würde er sie benutzen.
»Roni.« Tabers Stimme legte sich dunkel wie die Nacht um ihre Sinne, als er den Raum betrat.
Sofort wurde die pulsierende Erregung in ihrem Körper stärker. Sie drehte sich vom Fenster weg, zog die Waffe aus ihrem Hosenbund und legte sie auf den Tisch. Dann ging sie auf ihn zu, griff nach dem Saum ihres T-Shirts und zog es in einer raschen, fließenden Bewegung aus.
Taber gehörte ihr. Ihr. Reginald und ihre Ängste sollten zur Hölle fahren.
Sie warf das T-Shirt zu Boden und kickte ihre Sneakers weg.
»Verdammt.« Er legte die Hände an seine Jeans.
»Nimm mich«, forderte sie ihn heraus, während sie sich ihre eigene Jeans über die Hüften schob und sie auszog. »Ich will dich.«
Ein Fieber erfasste ihren Körper. Sie wollte nicht ins Bett. Sie wollte keinen sanften, unbekümmerten Sex. Sie wollte die vulkanische Glut in sich ersticken, indem sie ihm jede Zurückhaltung nahm. Sie wollte ihn trösten, ihn provozieren, ihn streicheln und ihn schlagen.
Seine Augen wurden schmal. Sie liebte diesen Blick. Die jadegrüne Farbe glitzerte gefährlich und ließ ihn wild und raubtierhaft erscheinen. Er knurrte, ein animalischer Laut der Warnung, aber sie lächelte ihn nur
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