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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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zufrieden, dass es so wirkt, wie es wirkt.
    Ich bin entspannt und ruhig und dennoch voller
    Energie und fühle mich mental beweglicher. Ich
    war lange nicht mehr so glücklich. Mein Kopf ist
    voller Farben und voller Musik. Es ist die Musik
    der Freiheit und der Jugend. Und endlich ist es
    auch meine Musik.
    - 92 -

    Dies wird auf keinen Fall mein letzter Joint
    gewesen sein. Genau wie Markus und ich ist
    auch Jan hin und weg.
    «Boahhh, ich fühl mich wirklich so
    hammermäßig geil, das geht gar nicht klar, wie
    das flasht.»
    Dass Florian vom Kraut nicht wegzukriegen
    ist, war schon vorher klar, und jetzt hängen wir
    also alle zusammen. Eine verschworene
    Gemeinschaft.
    Eine halbe Stunde später hat Markus genug und
    packt seine Sachen zusammen. Die Jungs
    stellen fest, dass meine Wohnung sich prima
    dazu eignet, alles zu machen, was man will. Sie
    ist groß und bis auf abends ist kein
    Erwachsener da und nervt rum. Und am
    Wochenende bin ich auch meistens alleine hier.
    Das bedeutet für mich, ich bekomme ab jetzt
    Spaß, Drogen und Unterhaltung direkt ins Haus
    geliefert.
    «Ich bring dann nächstes Mal einen Film
    mit», sagt Markus beim Verabschieden.
    «Tu das», antworte ich.
    Florian fängt schon wieder unvermittelt an zu
    lachen, und obwohl Jan und ich nicht wissen,
    warum er lacht, müssen wir auch anfangen. Der
    berühmte Lachflash vom Kiffen.
    «Mach’s jut Keule, hau rein.»
    «Lass uns mal noch ’nen Joint rauchen»,
    sage ich zu Florian und Jan, als Markus weg ist.
    - 93 -

    «Wieso, ich dachte, du bist schon stoned?»
    «Ja, ich bin schon irgendwie breit, aber ich
    würde gerne wissen, wie es sich anfühlt, wenn
    man so richtig zu ist.»
    «Na gut, einen Kleinen können wir ja noch
    rauchen. Was hältst du davon, Jan?»
    «Muss ich nich’ haben, aber ich zieh vielleicht
    nochmal dran.»
    Der zweite Joint macht sich leider nicht
    weiter bemerkbar, und auch sonst passiert
    nichts Großartiges mehr. Wir hören Warren G,
    unterhalten uns ein wenig darüber, wie geflasht
    wir sind und dass wir ab jetzt sicher öfter mal
    einen rauchen werden.
    Jan und Florian brechen kurz darauf ebenfalls
    auf.
    «Bis bald, Jungs, haut rein.»
    «Mach's gut, Monsen, danke, dass wir bei dir
    chillen konnten, bist ’n echter Homie.»
    «Is’ recht, kommt gut nach Haus.»
    Als die anderen weg sind, setze ich mich
    wieder aufs Sofa und lese weiter in Illuminatus .
    Eine Stelle passt ganz hervorragend zum ersten
    Joint meines Lebens: «Die natürliche Folge
    davon ist, dass ich mich schon bald in der Wall
    Street rumtreibe und Dope rauche, und im
    Handumdrehen bin ich das jüngste lebende
    Mitglied dessen, was sie Beat-Generation
    nennen. Was mein Verhältnis zu den
    Schulautoritären nicht unbedingt bessern hilft,
    aber wenigstens fühle ich mich nach diesem
    - 94 -

    ganzen Patriotismus und Anarchismus ein
    wenig erleichtert.»
    Genau so fühle ich mich. Und ein wenig so
    wie Bastian in der Unendlichen Geschichte .
    Nach einer Weile fällt es mir immer schwerer,
    mich auf das Buch zu konzentrieren, und so
    lehne ich mich lieber zurück, um ein bisschen
    zu träumen und das Breitsein zu genießen.
    Sanfter Reggae trägt mich ins Traumland.
    Als das Telefon klingelt, greife ich
    schlaftrunken nach dem Hörer.
    «Hallo Schatz, ich fahre jetzt nochmal kurz
    an der Tankstelle vorbei, um ein paar Sachen
    fürs Frühstück mitzubringen. Möchtest du was
    Bestimmtes?»
    «Nein danke, Mam. Bis später.»
    Hab ich ein Glück. Hätte sie nicht vorher
    angerufen, würde sie das ganze Chaos, die
    Zigaretten und Jointstummel und den
    Grasgeruch mitbekommen. Ich glaube zwar
    nicht an Gott, sage aber laut «Gott sei Dank!»
    und fange wie ein Bekloppter damit an, alle
    Fenster aufzureißen und die Stummel sowie
    Post-its und die Tütensuppen sicher in der
    Mülltonne unserer Nachbarn zu entsorgen. Als
    ich gerade den Deckel der Tonne hochklappe,
    höre ich hinter mir die Haustür zufallen.
    Scheiße, der Wind! Ich hab mich ausgesperrt.
    Und mitten auf dem Tisch in der Küche liegen
    noch Florians Blättchen! Panik überfällt mich,
    - 95 -

    doch ich zwinge mich, ruhig zu bleiben und zu
    überlegen.
    Ich hab’s: die Fenster. Vor ein paar Jahren
    hat mir meine Schwester mal gezeigt, wie man
    in mein Zimmer klettern kann. Man stemmt
    sich in der Ecke hoch, hält sich am
    Fensterrahmen fest und hangelt sich um diesen
    herum nach drinnen. Ich bin zwar älter und
    schwerer geworden, aber ich schaffe es
    dennoch und bringe die Wohnung

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