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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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rechtzeitig in
    Ordnung.
    «Hi, Mam!»
    «Hallo, Schnuff!»
    «Du sollst mich doch nicht mehr so nennen.»

Wer einmal kifft
    Ich sitze vor meinem Computer und lese mir im
    Internet Hip-Hop-Lyrics durch. Der Tisch, auf
    dem der PC steht, ist definitiv zu klein, und ich
    sitze verdreht und krumm in der Ecke und
    rauche. Meine Mutter hat vor kurzem wieder zu
    rauchen angefangen, und ich kann mir bei den
    vielen Stangen, die sie sich regelmäßig für
    mehrere Monate auf Reserve kauft, gut ein paar
    Schachteln abzwacken, ohne dass sie es merkt.
    Sie sagt ja auch immer, dass sie noch nicht mal
    ihr Geld im Portemonnaie nachzählt.
    Ich denke an gestern, den Tag, an dem ich
    endlich zum ersten Mal gekifft habe, und
    überlege, Florian anzurufen und ihn zu fragen,
    - 96 -

    ob er nächstes Wochenende schon was vorhat.
    Irgendwie ist mir langweilig. Das Kiffen war ein
    gelungener Höhepunkt in diesem ganzen
    Einheitsbrei. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen
    soll. Einerseits bin ich glücklich und doch
    gleichzeitig frustriert – von der Welt an sich und
    von meinem Leben. Ich habe Freunde und
    irgendwie auch keine, ich gehe in die Schule,
    um etwas zu lernen, und werde jeden Tag
    dümmer. Ich bin nicht depressiv, eher
    lethargisch wie ein Häftling, der gierig nach
    Freiheit und dem Leben ist, aber trotzdem
    gelassen und gleichgültig seine Strafe absitzt.
    Das Wichtigste für mich am Erwachsenwerden
    ist Sex. Liebe und Sex. Liebe läuft aber nicht
    ohne Sex, Sex ohne Liebe dagegen schon, also
    ist Sex als Voraussetzung zur Liebe das
    Bedeutendere. Nichts kann schöner sein, als
    mit der Frau, die man liebt, zu schlafen und
    einander bis zum Tod nicht zu verlassen. Ich
    denke in letzter Zeit immer wieder daran und
    merke: Mein größtes Bedürfnis ist es zu lieben.
    Mit der einen Frau, meiner Traumfrau, will ich
    alt und faltig werden und schrumpelig in einem
    Schaukelstuhl vor unserem Haus an einer
    paradiesischen Südseebucht mit seichtem
    saphirblauem Wasser sitzen. Kein Mensch soll
    dort sein, nur wir beide beobachten uns und
    das Meer. Die Sonne geht unter, und obwohl
    wir alt sind, schlafen wir miteinander, lesen uns
    aus Büchern vor und frühstücken in den Dünen.
    - 97 -

    Doch jedes Mal, wenn ich nach all der
    Träumerei und Schwärmerei wieder auf dem
    harten Boden der Realität lande, werde ich
    traurig, denn mir wird klar, dass ich tief im
    Innern gar nicht daran glaube, meine
    Traumfrau jemals zu treffen. Ich bin einfach
    nicht cool genug, um eine solche Frau für mich
    zu begeistern.
    Das Telefon klingelt.
    Ich will noch nicht rangehen, will weiter
    träumen. Von mir aus müssten wir auch gar
    nicht heiraten, wir müssen uns nur lieben, uns
    treu sein und Kinder bekommen, die wir aber
    nie so sehr lieben wie uns.
    Es klingelt weiter.
    Die Kinder werden das verstehen,
    spätestens, wenn sie auch Kinder haben und
    heiraten wollen.
    Es klingelt noch immer, und aus Angst, einen
    wichtigen Anruf zu verpassen, gehe ich
    schließlich doch ans Telefon.
    «Moin, Monsen, hier ist Dirk, und bevor du
    fragst, ich hab dein Geld nicht.»
    Dass der überhaupt noch bei mir anruft.
    Letzte Woche habe ich ihn vor den anderen als
    behinderten Sadisten, Spacken, als fetten
    Mongo und Arschloch beschimpft, weil er mir
    immer noch nicht mein Geld zurückgegeben
    hat. Es geht mir schon lange nicht mehr um die
    fünfundzwanzig Euro, den Verlust kann ich
    verschmerzen. Es ist einfach die Art und Weise,
    - 98 -

    wie Dirk mit mir darüber redet, besser gesagt
    nicht redet, die mich zur Weißglut bringt.
    «Komm zur Sache, Digger, was liegt an?»
    «Petra macht heute ihre Party, und da wir
    alle nicht eingeladen sind, diesmal selbst du
    nicht, Mister Ich-verstehe-mich-prima-mit-den-
    Mädchen-die-sind-doch-eigentlich-ganz-nett,
    haben wir beschlossen, da nachher hinzufahren
    und ein bisschen Scheiße zu bauen.»
    «Du hast doch echt ’n Rad ab.»
    «Ich weiß, dass du mich nicht mehr
    abkannst, Monsen, ich wollte es dir ja auch nur
    gesagt haben. Wir sind auf jeden Fall um neun
    da.»
    «Wer denn so?»
    «Die Jungs halt.»
    Wenn Dirk «die Jungs» sagt, meint er in
    Wahrheit niemanden. Ich weiß genau, dass er
    erst jetzt damit anfängt, irgendwelche Leute
    zusammenzutrommeln. Zu Jan sagt er, Monsen
    und Markus kommen, und dann ruft er Markus
    an und sagt, Jan ist auch dabei.
    Ich beschließe, nicht mitzumachen und
    stattdessen weiter meinen melancholischen
    Zukunftsfantasien nachzuhängen. Ich lasse
    mich auf das rote Sofa

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