Breit - Mein Leben als Kiffer
mein
kleines Problem. Er ist drahtig, wie ein
Karatekämpfer. Und ziemlich schnell auf
hundertachtzig.
«Der Chinokke macht Stress? Ey, kein
Problem, Alter, ich regle das. Markus’ Kollegen
sind auch meine Kollegen.»
Er geht mit mir zu dem dicken Asiaten und
schreit ihn an, ob er Stress haben will. Dann
befiehlt er ihm, sich bei mir zu entschuldigen.
Und der Typ bittet tatsächlich kleinlaut um
Entschuldigung. Mir wird klar, warum Markus so
gerne mit diesen Typen rumhängt.
Den Rest des Abends verbringe ich Kette
rauchend mit den anderen, bis wir irgendwann
gehen, ohne einmal getanzt zu haben. Wir
haben geraucht und den Leuten beim Tanzen
zugeschaut, ein bisschen mit den Köpfen
genickt und sonst nichts.
Coffeeshop-Suche
Etwa eine Woche später sorgt Florian mit einer
Hammernachricht für Aufruhr. Er hat
rausgefunden, dass bei mir um die Ecke im La
Phaso unterm Ladentisch Gras verkauft wird.
Wir wollen versuchen, dort etwas zu kriegen.
Florian erzählt uns, wie das in solchen Läden
abläuft. Man geht rein, setzt sich an die Bar und
bestellt mit besonderer Betonung «eine
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Cooola ». Dann winkt einen jemand nach hinten,
und man bekommt das grüne Kraut.
Jan und Markus sitzen erwartungsvoll auf
meinem Sofa, auch Tina und Simone aus
unserer Klasse sind diesmal dabei. Mit Tina ist
das so eine Sache. Sie ist die Einzige, die sich
an unsere Jungsclique rantraut und sich aus
unseren derben Sprüchen nichts macht,
sondern zurückschießt. Die auch mal mitkifft
und dieselben Filme wie wir mag, die meist
fröhlich ist und ziemlich begeisterungsfähig.
Nicht, dass wir groß miteinander reden würden
oder ein besonderes Vertrauensverhältnis zu ihr
hätten. Aber man kann gut mit ihr abhängen.
Sie stört nicht. Genauso wenig wie Simone, die
Tina immer im Schlepptau hat. Simone ist ganz
nett, aber sehr unscheinbar. Ich habe das
Gefühl, sie wäre gern ein bisschen so wie Tina.
Deshalb ist sie eben manchmal auch mit dabei.
Florian wird also losgeschickt, und wir
können nichts anderes machen, als die Daumen
zu drücken, dass die Leute im La Phaso auch an Minderjährige verkaufen. Florian sieht nicht so
aus, als könnte er schon achtzehn sein. Wir
quetschen uns auf mein Sofa, während wir
warten. Es ist laut im Zimmer, alle reden
durcheinander, und Samy Deluxe kickt seine
Styles passend zu unserem Kindergeburtstag
durch meine Boxen. Ich mache Polaroid-Fotos.
Wir sind alle ziemlich aufgedreht. Tina zieht
unter einem Haufen Jacken ihren Rucksack
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heraus, in dem sich Dutzende Videos befinden,
und liest laut die Titel vor. Wir entscheiden uns
für Beavis und Butthead . Nach zwanzig Minuten
kommt Florian zurück. Er sieht
niedergeschlagen aus. Schlagartig wird es
vollkommen still im Zimmer.
«Ich hab leider nichts bekommen, sorry,
Leute», sagt Florian.
«Das ist doch Scheiße, Mann, ich wusste,
dass das hier ’ne Nullnummer wird», flucht
Markus und hält inne, als er mitkriegt, wie
Florian krampfhaft versucht, ernst zu bleiben,
um dann doch unvermittelt in lautes Lachen
auszubrechen.
«Na klar hab ich was bekommen, das wäre
doch gelacht. Ich hab euch verarscht, hier ist
der Shit!», ruft er triumphierend und wirft zwei
Beutel Gras auf den Tisch. Alle springen auf und
stürzen sich darauf.
«He, he, mal langsam, Käufer ist Bauer, und
Bauer ist Hauer.»
Wir sind alle ziemlich erleichtert und loben
Florian, den Helden des Tages. Sofort baut er
zwei Joints, die wir in der Runde gleichzeitig
rauchen. Die Mädchen husten.
Eine halbe Stunde später sitzen sechs
zugedröhnte Hobbykiffer vor dem Fernseher,
und wieder einmal lachen wir so heftig, dass wir
uns auf dem Teppich rumwälzen und beinahe
vom Sofa fallen. Wir können einfach nicht mehr
aufhören zu lachen, obwohl das Zwerchfell
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schon schmerzt und die Augen tränen. Wir sind
mitten im schönsten Lachflash – und genießen
es. Ich muss an die fiktive Droge AUM in
Illuminatus! denken, die eine unbändige
Kreativität hervorruft, sodass diejenigen, die sie
konsumieren, wegen der gesteigerten
Sinneseindrücke extrem albern und
ausgelassen werden. Wilson muss Gras im Kopf
gehabt haben, als er sich AUM ausgedacht hat.
Wieder mal scheint alles zu passen: Meine Welt
und die Welt der Geschichten ähneln sich
immer mehr.
Da fällt mir plötzlich etwas Wichtiges wieder
ein. Ohne dass die Mädchen mich hören
können, die sowieso mit ihrem Lachflash
beschäftigt
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