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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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mein
    kleines Problem. Er ist drahtig, wie ein
    Karatekämpfer. Und ziemlich schnell auf
    hundertachtzig.
    «Der Chinokke macht Stress? Ey, kein
    Problem, Alter, ich regle das. Markus’ Kollegen
    sind auch meine Kollegen.»
    Er geht mit mir zu dem dicken Asiaten und
    schreit ihn an, ob er Stress haben will. Dann
    befiehlt er ihm, sich bei mir zu entschuldigen.
    Und der Typ bittet tatsächlich kleinlaut um
    Entschuldigung. Mir wird klar, warum Markus so
    gerne mit diesen Typen rumhängt.
    Den Rest des Abends verbringe ich Kette
    rauchend mit den anderen, bis wir irgendwann
    gehen, ohne einmal getanzt zu haben. Wir
    haben geraucht und den Leuten beim Tanzen
    zugeschaut, ein bisschen mit den Köpfen
    genickt und sonst nichts.
    Coffeeshop-Suche
    Etwa eine Woche später sorgt Florian mit einer
    Hammernachricht für Aufruhr. Er hat
    rausgefunden, dass bei mir um die Ecke im La
    Phaso unterm Ladentisch Gras verkauft wird.
    Wir wollen versuchen, dort etwas zu kriegen.
    Florian erzählt uns, wie das in solchen Läden
    abläuft. Man geht rein, setzt sich an die Bar und
    bestellt mit besonderer Betonung «eine
    - 125 -

    Cooola ». Dann winkt einen jemand nach hinten,
    und man bekommt das grüne Kraut.
    Jan und Markus sitzen erwartungsvoll auf
    meinem Sofa, auch Tina und Simone aus
    unserer Klasse sind diesmal dabei. Mit Tina ist
    das so eine Sache. Sie ist die Einzige, die sich
    an unsere Jungsclique rantraut und sich aus
    unseren derben Sprüchen nichts macht,
    sondern zurückschießt. Die auch mal mitkifft
    und dieselben Filme wie wir mag, die meist
    fröhlich ist und ziemlich begeisterungsfähig.
    Nicht, dass wir groß miteinander reden würden
    oder ein besonderes Vertrauensverhältnis zu ihr
    hätten. Aber man kann gut mit ihr abhängen.
    Sie stört nicht. Genauso wenig wie Simone, die
    Tina immer im Schlepptau hat. Simone ist ganz
    nett, aber sehr unscheinbar. Ich habe das
    Gefühl, sie wäre gern ein bisschen so wie Tina.
    Deshalb ist sie eben manchmal auch mit dabei.
    Florian wird also losgeschickt, und wir
    können nichts anderes machen, als die Daumen
    zu drücken, dass die Leute im La Phaso auch an Minderjährige verkaufen. Florian sieht nicht so
    aus, als könnte er schon achtzehn sein. Wir
    quetschen uns auf mein Sofa, während wir
    warten. Es ist laut im Zimmer, alle reden
    durcheinander, und Samy Deluxe kickt seine
    Styles passend zu unserem Kindergeburtstag
    durch meine Boxen. Ich mache Polaroid-Fotos.
    Wir sind alle ziemlich aufgedreht. Tina zieht
    unter einem Haufen Jacken ihren Rucksack
    - 126 -

    heraus, in dem sich Dutzende Videos befinden,
    und liest laut die Titel vor. Wir entscheiden uns
    für Beavis und Butthead . Nach zwanzig Minuten
    kommt Florian zurück. Er sieht
    niedergeschlagen aus. Schlagartig wird es
    vollkommen still im Zimmer.
    «Ich hab leider nichts bekommen, sorry,
    Leute», sagt Florian.
    «Das ist doch Scheiße, Mann, ich wusste,
    dass das hier ’ne Nullnummer wird», flucht
    Markus und hält inne, als er mitkriegt, wie
    Florian krampfhaft versucht, ernst zu bleiben,
    um dann doch unvermittelt in lautes Lachen
    auszubrechen.
    «Na klar hab ich was bekommen, das wäre
    doch gelacht. Ich hab euch verarscht, hier ist
    der Shit!», ruft er triumphierend und wirft zwei
    Beutel Gras auf den Tisch. Alle springen auf und
    stürzen sich darauf.
    «He, he, mal langsam, Käufer ist Bauer, und
    Bauer ist Hauer.»
    Wir sind alle ziemlich erleichtert und loben
    Florian, den Helden des Tages. Sofort baut er
    zwei Joints, die wir in der Runde gleichzeitig
    rauchen. Die Mädchen husten.
    Eine halbe Stunde später sitzen sechs
    zugedröhnte Hobbykiffer vor dem Fernseher,
    und wieder einmal lachen wir so heftig, dass wir
    uns auf dem Teppich rumwälzen und beinahe
    vom Sofa fallen. Wir können einfach nicht mehr
    aufhören zu lachen, obwohl das Zwerchfell
    - 127 -

    schon schmerzt und die Augen tränen. Wir sind
    mitten im schönsten Lachflash – und genießen
    es. Ich muss an die fiktive Droge AUM in
    Illuminatus! denken, die eine unbändige
    Kreativität hervorruft, sodass diejenigen, die sie
    konsumieren, wegen der gesteigerten
    Sinneseindrücke extrem albern und
    ausgelassen werden. Wilson muss Gras im Kopf
    gehabt haben, als er sich AUM ausgedacht hat.
    Wieder mal scheint alles zu passen: Meine Welt
    und die Welt der Geschichten ähneln sich
    immer mehr.
    Da fällt mir plötzlich etwas Wichtiges wieder
    ein. Ohne dass die Mädchen mich hören
    können, die sowieso mit ihrem Lachflash
    beschäftigt

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