Breit - Mein Leben als Kiffer
nicht, wir wissen, dass
du was bekommen hast», meinen die anderen.
Erst nach einer Viertelstunde lassen wir
Florian in Ruhe und glauben ihm, dass die Leute
im La Phaso diesmal seinen Perso sehen
- 131 -
wollten. Die Nachricht stimmt mich nicht
wirklich unglücklich, sondern macht mich, ganz
im Gegenteil, richtig abenteuerlustig. Wir sind
vier Kumpel und haben eine gemeinsame
Mission: an Gras zu kommen.
«Kannst du bei Fatin was organisieren?»,
frage ich.
«Nee, der ist in Schweden.»
«Amon! Dann musst du eben nochmal ins La
Phaso , vielleicht geben die nur mir nichts, weil ich jetzt schon zum vierten Mal da war.» Ich
weigere mich, und erst nach einer weiteren
Viertelstunde lasse ich mich schließlich
breitschlagen, es zu versuchen. Wir gehen
gemeinsam in Richtung Restaurant, denn ich
will die drei nicht alleine in unserer Wohnung
lassen. Während ich auf die Tür des La Phaso
zugehe, warten die anderen an der Ecke vor
dem Eisladen.
Ich sage mir immer wieder leise: «Bleib cool,
Amon, bleib cool. Du bist achtzehn, und du
wirst cool bleiben.» Ich bleibe natürlich
überhaupt nicht cool, sondern ärgere mich
darüber, dass mein Herz anfängt zu hämmern,
als ob gleich irgendwo eine Bombe explodieren
würde. Ich versuche, mich zusammenzureißen,
werde aber nur noch aufgeregter. Meine Hände
zittern. Dann stehe ich vor der Tür, schaue
mich kurz um und gehe rein. Innen sieht es aus
wie in einer normalen Bar. Das La Phaso ist leer
– bis auf den Barmann und einen Typen, der
- 132 -
Dart spielt, ist niemand hier. Es ist ja auch noch
früh. Zögernd gehe ich zur Bar, während mich
die beiden ununterbrochen anstarren.
«California Love» schallt aus den Boxen. Ich
setze mich auf einen der für mich viel zu hohen
Barhocker. Mir steht der Schweiß auf der Stirn.
Der Barmann schaut mich fragend an.
«Eine Cooola, bitte», sage ich und zwinkere
dabei auffällig.
Der Mann wirft dem Dartspieler einen Blick
zu und stellt mir die Cola hin. Ich trinke sie
hastig mit drei großen Zügen aus.
Der Dartspieler winkt mich nach hinten. «Ey
Mann, wollt ihr mich verarschen? Ich hab
deinem Freund doch gesagt, ich verkaufe nichts
ohne Perso.»
Ich bekomme Angst. Der Typ ist mindestens
zwei Meter groß und hat ein Kreuz wie ein
Boxer. Woher um alles in der Welt weiß er, dass
ich zu Florian gehöre?
«Ich hab keine Ahnung, von wem Sie reden.
Ich bin ähh… alt genug.»
«Kann ich dann mal bitte deinen Perso
sehen?»
Eigentlich weiß ich schon, dass die Situation
ausweglos ist, aber ich will unbedingt an Gras
kommen.
«Nee, den hab ich gestern verloren.»
«Verarschen kann ich mich selbst, Kinning.
Lasst euch hier erst wieder blicken, wenn ihr
- 133 -
eure Persos gefunden habt oder alt genug seid,
und jetzt ohne Umwege raus hier.»
«Alles klar, Chef! Sie sind der Boss. Wird
gemacht.»
Ich versuche, irgendwas zu sagen, um ihm
zum Abschluss noch überlegen eins
auszuwischen, doch es misslingt mir
jämmerlich. Gedemütigt und mit hängenden
Schultern verlasse ich den Laden.
Die anderen blicken mir erwartungsvoll
entgegen, doch ich schüttele nur den Kopf.
Während wir zu mir nach Hause gehen, erzähle
ich ihnen, was abgelaufen ist.
«Tja, diese Quelle ist jetzt ja wohl leider
versiegt.»
Aber Florian hat noch einen Joker parat.
«Letztes Wochenende war ich im Stadtpark
auf ’nem Konzert, und da habe ich so ’ne
verrückte Muhhduckgang kennen gelernt. Na
ja, der eine von denen hatte zwar ’ne Knarre
am Start, kein Plan, ob die echt war, aber zu
mir waren die völlig korrekt. Die haben so ’nen
Spacken abgezogen und ihm sein letztes Weed
und zwanzig Tacken abgenommen. Wir haben
dann zu sechst das Zeug weggebarzt. Wollten
noch mehr organisieren und sind zu so ’nem
kleinen Shop in ’ner Seitenstraße gegangen.
Mann, Leute, ich sag’s euch, ich war so derbe
stoned.»
«Weißt du noch, wie das Ding heißt?», frage
ich ihn hoffnungsvoll.
- 134 -
« Quartier oder Unterschlupf oder so ähnlich.
Das muss irgendwo bei der alten Kampnagel-
Fabrik sein.»
Wir beschließen, auf Entdeckungsreise zu
gehen, und machen uns in Richtung Kampnagel
auf. Die Menschen, an denen wir vorbeifahren,
sehen alle tierisch gelangweilt aus, geplagt von
ihrem tristen Alltagsleben. Wir jedoch fahren
dem Abenteuer und dem extravaganten Rausch
entgegen. Mehr brauchen wir nicht, um
glücklich zu sein.
Fast wollen wir die Suche schon aufgeben, da
entdecken
Weitere Kostenlose Bücher