Breit - Mein Leben als Kiffer
sind, bitte ich Jan darum, sich von
Dirk einen seiner Hardcore-Pornos auszuleihen.
In Anbetracht der Tatsache, dass Florian gerade
den dritten und vierten Joint baut, schlägt Jan
ein. Die anderen werden mir die Füße küssen,
wenn ich ihnen den Streifen unter die Nase
halte.
Plötzlich höre ich, wie unsere Haustür
aufgeschlossen wird, und schaue ruckartig auf
die Uhr. Es ist gerade mal sechs.
Normalerweise ruft meine Mam an und sagt mir
Bescheid, wann sie nach Hause kommt.
Verflucht, jetzt höre ich ihre Schritte.
«Scheiße, meine Mam kommt!»
Wie vom Blitz getroffen springen alle auf und
rennen in mein Zimmer. Hastig verstecke ich
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den Aschenbecher und schalte den Fernseher
aus. Wir sitzen wieder alle bei mir im Zimmer.
«Yo, hört mal zu. Vielleicht kommt sie ja gar
nicht rein.»
In dem Moment öffnet sich meine Schiebetür.
«Hallo!»
«Hallo, Frau Barth», antwortet Florian betont
höflich, und auch die anderen grüßen zurück.
«Na, wird hier gekifft?»
«Äh, ja Mam. Es ist ja Freitag.»
«Na ja, kifft, so viel ihr wollt, aber denkt mal
darüber nach, was ihr euch auf Dauer damit
antut. Und noch eins: Ab zehn möchte ich hier
meine Ruhe haben.» Sie rauscht raus.
Das ist typisch Mam. Klar findet sie Kiffen
blöd, wir haben ja oft genug darüber geredet.
Gleichzeitig verbietet sie es mir aber auch
nicht. Sie sagt, sie kann schließlich nicht
ständig hinter mir stehen und mich
kontrollieren. Verbote bringen ihrer Meinung
nach gar nichts, sondern verschärfen die
Situationen nur noch. Auch jetzt sagt sie nichts
weiter, wahrscheinlich will sie mich vor meinen
Freunden nicht blamieren. Aber sie wird mich
unter Garantie noch mal darauf ansprechen.
Meine Gäste bewundern mich für meine
Mutter. Jede andere wäre an die Decke
gegangen und hätte uns rausgeschmissen.
«Okay, wenn wir den Film nicht gucken
können, dann geben wir uns eben das hier!»
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Markus zaubert ein Tape mit der Aufschrift La
Boom hervor. Dieses Tape wird von heute an
zusammen mit dem Gras und den Blättchen
unser wertvollster Ritualgegenstand. Wir
rauchen noch einen Joint und sitzen danach
andächtig und in uns gekehrt da und lauschen
den hypnotischen Klängen und blubbernden
Sounds auf dieser wunderbaren Kassette. So
müsste es immer sein. Ein ursprüngliches
Freiheitsgefühl durchströmt mich.
In nächster Zeit treffen wir uns häufig bei
mir, mindestens ein Mal auch unter der Woche,
und chillen zusammen. Nicht, dass wir dabei
immer nur schweigen oder reden oder
besonders ausschweifend, feinsinnig, glücklich
oder niedergeschlagen sind, wir sind einfach
nur da, immer gleich und doch immer anders.
Wir genießen es, jedes Mal die gleichen Dinge
zu tun, Abwechslung brauchen wir keine. Wir
haben das Gras und uns – das reicht.
Wie vermutet, kommt das erwartete «ernste
Gespräch» mit meiner Mam ein paar Tage nach
ihrer unverhofft frühen Heimkehr.
Immer wieder die gleiche Leier: Du musst
das Chaos hier beseitigen, du sollst mehr für
die Schule tun, du sollst nicht kiffen. Meine
Mutter redet und redet und redet. Sie versucht,
an meine Vernunft zu appellieren. Mit
Konsequenzen droht sie nie. Welche sollten das
auch sein? Mich rauszuschmeißen? Ich weiß,
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das würde sie nie tun, dafür liebt sich mich zu
sehr. Hoffe ich zumindest. Denn davor hätte ich
höllische Angst: Ohne alles auf der Straße zu
stehen – ein schrecklicher Gedanke. Aber ich
kann mir sicher sein, es bleibt beim Reden,
dem Versuch, mich mit Worten zu überzeugen.
Bisher hat das bei mir ja auch immer gut
funktioniert, ich habe ihr viel erzählt, bei ihr Rat
gesucht – doch seit sie immer wieder mit dem
Kiffen anfängt, nervt es echt. Manchmal regt
sich in mir ein schlechtes Gewissen, und ich
bemühe mich, besonders nett zu ihr sein. Dann
wirkt dieses Gespräch, so auch diesmal, wie ein
reinigendes Gewitter, und das Verhältnis zu
meiner Mutter verbessert sich wieder. Deshalb
zwingt sie mich auch nicht, das kommende
Wochenende mit nach Wilster zu fahren.
Florian, Markus, Jan und ich haben
beschlossen, eine Netzwerkparty bei mir zu
machen. Da uns gestern das Gras ausgegangen
ist, schicken wir Florian ins La Phaso . Nach
überraschend kurzer Zeit klingelt es wieder an
der Tür. Ich mache auf, und Florian verkündet
wie schon neulich, dass er nicht erfolgreich war.
«Beim zweiten Mal ist es nicht mehr witzig,
Florian!», sage ich.
«Verarsch uns doch
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