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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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sind, bitte ich Jan darum, sich von
    Dirk einen seiner Hardcore-Pornos auszuleihen.
    In Anbetracht der Tatsache, dass Florian gerade
    den dritten und vierten Joint baut, schlägt Jan
    ein. Die anderen werden mir die Füße küssen,
    wenn ich ihnen den Streifen unter die Nase
    halte.
    Plötzlich höre ich, wie unsere Haustür
    aufgeschlossen wird, und schaue ruckartig auf
    die Uhr. Es ist gerade mal sechs.
    Normalerweise ruft meine Mam an und sagt mir
    Bescheid, wann sie nach Hause kommt.
    Verflucht, jetzt höre ich ihre Schritte.
    «Scheiße, meine Mam kommt!»
    Wie vom Blitz getroffen springen alle auf und
    rennen in mein Zimmer. Hastig verstecke ich
    - 128 -

    den Aschenbecher und schalte den Fernseher
    aus. Wir sitzen wieder alle bei mir im Zimmer.
    «Yo, hört mal zu. Vielleicht kommt sie ja gar
    nicht rein.»
    In dem Moment öffnet sich meine Schiebetür.
    «Hallo!»
    «Hallo, Frau Barth», antwortet Florian betont
    höflich, und auch die anderen grüßen zurück.
    «Na, wird hier gekifft?»
    «Äh, ja Mam. Es ist ja Freitag.»
    «Na ja, kifft, so viel ihr wollt, aber denkt mal
    darüber nach, was ihr euch auf Dauer damit
    antut. Und noch eins: Ab zehn möchte ich hier
    meine Ruhe haben.» Sie rauscht raus.
    Das ist typisch Mam. Klar findet sie Kiffen
    blöd, wir haben ja oft genug darüber geredet.
    Gleichzeitig verbietet sie es mir aber auch
    nicht. Sie sagt, sie kann schließlich nicht
    ständig hinter mir stehen und mich
    kontrollieren. Verbote bringen ihrer Meinung
    nach gar nichts, sondern verschärfen die
    Situationen nur noch. Auch jetzt sagt sie nichts
    weiter, wahrscheinlich will sie mich vor meinen
    Freunden nicht blamieren. Aber sie wird mich
    unter Garantie noch mal darauf ansprechen.
    Meine Gäste bewundern mich für meine
    Mutter. Jede andere wäre an die Decke
    gegangen und hätte uns rausgeschmissen.
    «Okay, wenn wir den Film nicht gucken
    können, dann geben wir uns eben das hier!»
    - 129 -

    Markus zaubert ein Tape mit der Aufschrift La
    Boom hervor. Dieses Tape wird von heute an
    zusammen mit dem Gras und den Blättchen
    unser wertvollster Ritualgegenstand. Wir
    rauchen noch einen Joint und sitzen danach
    andächtig und in uns gekehrt da und lauschen
    den hypnotischen Klängen und blubbernden
    Sounds auf dieser wunderbaren Kassette. So
    müsste es immer sein. Ein ursprüngliches
    Freiheitsgefühl durchströmt mich.
    In nächster Zeit treffen wir uns häufig bei
    mir, mindestens ein Mal auch unter der Woche,
    und chillen zusammen. Nicht, dass wir dabei
    immer nur schweigen oder reden oder
    besonders ausschweifend, feinsinnig, glücklich
    oder niedergeschlagen sind, wir sind einfach
    nur da, immer gleich und doch immer anders.
    Wir genießen es, jedes Mal die gleichen Dinge
    zu tun, Abwechslung brauchen wir keine. Wir
    haben das Gras und uns – das reicht.
    Wie vermutet, kommt das erwartete «ernste
    Gespräch» mit meiner Mam ein paar Tage nach
    ihrer unverhofft frühen Heimkehr.
    Immer wieder die gleiche Leier: Du musst
    das Chaos hier beseitigen, du sollst mehr für
    die Schule tun, du sollst nicht kiffen. Meine
    Mutter redet und redet und redet. Sie versucht,
    an meine Vernunft zu appellieren. Mit
    Konsequenzen droht sie nie. Welche sollten das
    auch sein? Mich rauszuschmeißen? Ich weiß,
    - 130 -

    das würde sie nie tun, dafür liebt sich mich zu
    sehr. Hoffe ich zumindest. Denn davor hätte ich
    höllische Angst: Ohne alles auf der Straße zu
    stehen – ein schrecklicher Gedanke. Aber ich
    kann mir sicher sein, es bleibt beim Reden,
    dem Versuch, mich mit Worten zu überzeugen.
    Bisher hat das bei mir ja auch immer gut
    funktioniert, ich habe ihr viel erzählt, bei ihr Rat
    gesucht – doch seit sie immer wieder mit dem
    Kiffen anfängt, nervt es echt. Manchmal regt
    sich in mir ein schlechtes Gewissen, und ich
    bemühe mich, besonders nett zu ihr sein. Dann
    wirkt dieses Gespräch, so auch diesmal, wie ein
    reinigendes Gewitter, und das Verhältnis zu
    meiner Mutter verbessert sich wieder. Deshalb
    zwingt sie mich auch nicht, das kommende
    Wochenende mit nach Wilster zu fahren.
    Florian, Markus, Jan und ich haben
    beschlossen, eine Netzwerkparty bei mir zu
    machen. Da uns gestern das Gras ausgegangen
    ist, schicken wir Florian ins La Phaso . Nach
    überraschend kurzer Zeit klingelt es wieder an
    der Tür. Ich mache auf, und Florian verkündet
    wie schon neulich, dass er nicht erfolgreich war.
    «Beim zweiten Mal ist es nicht mehr witzig,
    Florian!», sage ich.
    «Verarsch uns doch

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