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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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wir die winzige Bar Bei Heidi .
    Beinahe Freudentränen. Wir waren schon so
    frustriert, als hätten wir gerade einen
    Lottoschein mit sechs Richtigen verloren.
    «Okay Monsen, bist du am Start?», fragt
    mich Florian.
    «He Mann, jetzt kannst du aber den Job mal
    übernehmen.»
    «Ach, Digger, ich bin da letztes Wochenende
    mit reingegangen, und wenn ich nicht in so
    guter Begleitung gewesen wäre, hätten die
    mich sofort rausgeschmissen.»
    Ich bin neugierig, will cool bleiben und die
    Sache für uns alle managen. Ich stehe darauf,
    die Gruppeninteressen zu vertreten, und bin in
    unserer Klasse meistens Klassensprecher. Auch
    wenn die Leute mich immer Labersack nennen
    – in solchen Fällen finden sie es dann doch gut,
    wenn einer reden kann.
    - 135 -

    Also willige ich ein und betrete den
    surrealsten Raum, den ich je gesehen habe. Es
    ist düster, die Fenster sind mit Pflanzen
    zugestellt und die Bar ist mit leuchtenden
    Plastikpilzen und Lichterketten verziert.
    Besonders hypnotisierend wirkt die rote
    Anzeige, die blinkend und leuchtend die
    jeweiligen Songtitel durchlaufen lässt. Der
    Besitzer steht untätig hinter der Theke. Er sieht
    aus wie ein bleicher, bärtiger Mathestreber, gar
    nicht wie ein Dealer. An einem der fünf
    Glücksspielautomaten
    steht ein offiziell
    aussehender Mann, der die Geräte ausleert und
    alles Geld erst in eine Zählmaschine und dann
    in einen großen grauen Beutel tut. So waschen
    die also ihr Geld: Sie füttern die
    Glücksspielautomaten damit. Der Dealer gibt
    mir ein Zeichen, dass ich warten soll, bis der
    Glücksspielmann weg ist. Eigentlich müsste der
    doch Bescheid wissen. Egal, es sieht so aus, als
    würde ich es schaffen. Ich spiele mit den
    leuchtenden Plastikpilzen.
    Erst nach einer zermürbenden
    Dreiviertelstunde hat der Mann endlich das Geld
    in diese komische, sich drehende Trommel
    gekippt. Ich habe einen Kaffee und zwei Bier
    getrunken. Eine seltsame Mischung: Cola,
    Kaffee, Bier und bald noch THC obendrauf.
    Ich bin noch jung und kann mir so was
    erlauben, sage ich zu mir. Ich will auch nicht
    mein ganzes Leben ein Kiffer bleiben, aber
    - 136 -

    jetzt, in meiner Jugend, will ich den Rausch
    richtig auskosten. Für mich ist die Sachlage
    völlig klar: Kiffen gehört zur Schulzeit, nach
    dem Abi höre ich selbstverständlich damit auf.
    Denn nach der Schule beginnt für mich das
    goldene Zeitalter: Dann muss ich mich nicht
    mehr betäuben, sondern kann endlich all die
    Dinge tun, die ich schon so lange tun will: Filme
    machen, kreativ sein. Keiner bestimmt dann
    mehr, wann ich aufstehen und für welche Dinge
    ich mich interessieren muss.
    «Was willst du?», fragt mich der Dealer, der
    auf mich jetzt eher wie ein verkopfter Deutsch-
    Rapper und nicht mehr wie ein Streber wirkt.
    «Einen Fuchs», sage ich und drücke ihm das
    Geld in die Hand. Schnell schnappe ich mir den
    Beutel, den er mir reicht, und mache, dass ich
    rauskomme. Erleichterung.
    Die anderen begrüßen mich überschwänglich,
    sie hatten schon Angst dass die Typen mich aus
    irgendeinem Grund da drin festgehalten haben.
    Wie erwartet feiern sie mich. Mit dreifacher
    Geschwindigkeit fahren wir zurück, und kaum
    dass wir in der Wohnung sind, setzt sich Florian
    hin und baut uns einen Joint. Ich inhaliere tief.
    Etwas geht in mir auf. Alles geht in mir auf. Ich
    bin erfüllt von einer tiefen Zufriedenheit.
    Den Rest der Nacht spielen wir Computer und
    rauchen Joints. In Command and Conquer bin
    ich unschlagbar, denn ich baue als Russe so
    viele Mammutpanzer, dass ich die drei anderen
    - 137 -

    damit überrollen kann. Niemand kann etwas
    gegen meine Mammutpanzer ausrichten. Ich
    war noch nie zuvor der Beste in irgendwas. Ein
    berauschendes Gefühl.
    Am Samstag schlafen wir bis vier Uhr
    nachmittags. Dann machen wir so weiter wie in
    der vergangenen Nacht: Wir sehen fern,
    rauchen ein paar Joints und spielen Ego-
    Shooter. Mann, geht’s uns gut!

Pornos und Abzocke
    Die Wochen vergehen, und endlich lässt Jan in
    der großen Pause durchblicken, dass er von
    Dirk den Porno bekommen hat.
    Voller Vorfreude treffen wir uns nach der
    Schule an der Kreuzung, um schnell zu mir zu
    gehen. Man kann sich wohl vorstellen, wie
    fasziniert wir in den Kasten starren: Vier
    unerfahrene Jungen verfolgen gebannt das
    Innenleben eines Puffs an der mexikanischen
    Grenze. Der Film ist von mehr als schlechter
    Qualität, aber dafür lässt er absolut nichts aus.
    Nichts wird verhüllt, jeden Zentimeter Haut
    sieht man

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