Breit - Mein Leben als Kiffer
in Großaufnahme. Innerhalb von
neunzig Minuten erfahren wir das, was andere
vielleicht in zehn Jahren nicht erleben. Im
Fernsehen habe ich zwar schon oft Softsex-
Szenen gesehen, doch richtigen Sex so wie hier
noch nie. Ich bin tatsächlich etwas schockiert,
allerdings nicht, weil ich den Film unanständig
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finde, sondern weil er mich enorm erregt. Noch
nie habe ich so sehr über etwas im Fernsehen
gestaunt wie über diese Bilder.
Markus fragt sich, wie die das mit dem
Sperma gemacht haben, ob da kleine Röhren
verlegt wurden. Keiner kann sich vorstellen, so
viel auf einmal zu ejakulieren. Nach dem Film
reden wir über die heißesten und witzigsten
Stellen. Wir gucken den Porno immer wieder,
doch irgendwann ist die Luft raus. Wir spielen
noch eine Runde Ego-Shooter, dann gehen die
anderen nach Hause, bevor ihre Eltern Stress
machen.
Angeregt von dem mexikanischen Porno,
surfe ich, nachdem die drei weg sind, auf
verschiedenen Pornoseiten im Internet. Ein Tipp
von Florian. Was ich sehe, ist ziemlich krass.
Das sind alles andere als Softpornobilder. Die
Frauen sehen ziemlich scharf aus. Ich kann von
diesen Bildern nicht genug kriegen – und von
den damit verbundenen Gefühlen auch nicht.
Weil sie einen anturnen. Und einen glauben
machen, erwachsen zu sein. Ich melde mich bei
einem Erotikchat an. Sage, dass ich Maxim
heiße. Nur wenn man sich als Frau ausgibt,
kann man auch zur Sache gehen, denn alle
Männer in den Chatrooms warten darauf, eine
abzubekommen.
«Bist du schon feucht?»
«Ja, fick mich hart. Schieb ihn mir tief rein.»
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Ich frage mich, ob nicht eine gewisse
Perversion in meinem Verhalten steckt.
Auch in den nächsten Monaten rufe ich
immer wieder breit bei Sexhotlines an. Im
Gegensatz zum Kiffen habe ich dabei schon ein
schlechtes Gewissen, denn irgendwie ist es ein
anrüchiges Hobby. Als sich meine Mutter über
die teure Telefonrechnung wundert, zucke ich
nur mit den Achseln.
«Ich hatte Probleme mit meinem PC, das ist
die Nummer von ’ner Spielhotline.»
Keine Ahnung, ob sie mir glaubt, jedenfalls
fragt sie nicht nach – vielleicht, weil wir uns
gerade mal wieder ganz gut verstehen. Ich bin
ein Meister im Verheimlichen geworden. Dass
ich mich drei Mal pro Woche mit den Jungs zum
Kiffen treffe, kriegt sie nicht mit. Wenn meine
Augen allzu rot sind vom Kiffen, nehme ich
Augentropfen. Auch dass ich mir von Horst,
dem Freund meiner Schwester, immer öfter
Geld leihe, weiß sie natürlich nicht. Horst
erzähle ich, dass ich das Geld für Platten
brauche, und da er ein genauso großer
Musikfan ist wie ich, hat er dafür vollstes
Verständnis.
Eines Nachmittags habe ich auf dem
Weihnachtsbasar eine unangenehme
Begegnung mit einem flüchtigen Bekannten von
Markus. Serdar ist einer von diesen Aggro-
Typen, alles andere als ruhig und berechenbar.
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Mit ihm sollte man sich besser nicht anlegen.
Serdar hängt mit uns rum und macht einen
Spruch nach dem anderen. Stolz zeige ich den
anderen meine zwei Luftschlangensprays, die
ich gestern gekauft habe, und will sie dazu
bringen, mit mir etwas anzustellen. Serdar ist
hellauf begeistert und will sich die Sprays
ausleihen. Ich zögere, aber als er mir sein
Portemonnaie als Pfand anbietet, gebe ich
nach. Prompt geht Serdar los und sprüht die
beiden Sprays leer.
Erst danach schaue ich mir das Portemonnaie
genauer an: Es ist ein Billigteil und eine reine
Attrappe, überhaupt nichts drin. Wahrscheinlich
hat er Dutzende von den Dingern, um Typen
wie mich damit zu verarschen. Als er die beiden
Dosen wegwirft, sagt er nur breit grinsend:
«Tja, Pech gehabt, abgezogen.»
Wieder einmal frage ich mich, ob ich die
anderen Jungs wirklich meine Freunde nennen
soll, denn sie lachen sich während der Episode
halb tot. Sie brauchen immer jemanden, den
sie verarschen können, egal, ob das einer ihrer
eigenen Freunde ist. Andererseits: Ich bin ja
auch nicht anders. Und eigentlich bin ich der
Schlimmste von allen, weil ich ganz genau
weiß, was falsch läuft, weil ich mich selbst
betrüge und gegen meine eigentlichen Wünsche
handele. Weil ich spüre, dass ich so nicht leben
will, es aber nicht ändere. Aus Faulheit.
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Zu Weihnachten bekomme ich ein geiles
Mountainbike. Heiligabend rauche ich heimlich
einen Joint in meinem Zimmer.
Theater und Schauspielerei
Ich kiffe zwar noch nicht regelmäßig ohne die
anderen, aber es kommt in letzter Zeit
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