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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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gehen, doch
    es soll passieren und gut sein. Nach dem
    Rauchen reden und albern wir in seinem
    Zimmer herum, während Christian Platten
    auflegt. Bald kommt meine Mam herein, um
    mich mit nach Hause zu nehmen.
    Ich höre Musik über meine Kopfhörer,
    während meine Mutter Auto fährt. «Tonight,
    make it right … make me magnificent …
    tonight.» Eigentlich kann meine Mutter es nicht
    leiden, wenn ich in ihrer Gegenwart Walkman
    höre, doch ich mache mir nichts draus, schließe
    die Augen und tauche in meine Gedankenwelt
    ein.
    - 152 -

    Ich höre eines der Lieder aus dem
    Trainspotting -Soundtrack und denke über mein
    Leben nach. Es fließt einfach vor sich hin. Die
    meiste Zeit versuche ich, mir keine Sorgen um
    nichts zu machen, außer darum, wo ich das
    nächste Mal mit wem kiffen werde und wie ich
    weiterhin eine ruhige Kugel schieben kann,
    ohne dass mir die Schule oder meine Familie zu
    sehr auf den Wecker geht. Ich lebe in meinem
    kleinen chaotischen Mikrokosmos voller
    Phantasie, Musik und Rausch. Ich fühle mich
    nicht wie einer der Junkies aus den Filmen und
    auch nicht wie ein Problemkind. Für mich ist
    nur wichtig, weiterhin high zu sein. Ich weiß,
    dass ich psychisch abhängig bin. Aber es ist mir
    egal. Alle kiffen. Und es macht Spaß – also, was
    soll's? Wenn ich mein Abi habe, höre ich
    sowieso auf. Falls ich das Abi schaffe.
    Natürlich ist mir bewusst, dass ich in der
    Vergangenheit eine Menge Dinge gemacht
    habe, die ich nicht hätte tun sollen. Aber wir
    beeinflussen uns alle gegenseitig. Das ist unser
    Hobby: uns gegenseitig zu verführen. An jedem
    Tag, an dem ich in die Schule komme und
    irgendeinen meiner Kollegen zum Kiffen
    verleite, habe ich auf ihn einen schlechten
    Einfluss, genauso wie er ihn auf mich hatte, als
    er mich das Mal davor zum Kiffen überredete
    oder mich dazu anstiftete, die Luft aus den
    Fahrrädern der Mädchen zu lassen oder
    irgendeinen anderen Scheiß anzustellen. Viele
    - 153 -

    der störenden Erinnerungen von früher sind
    jedoch durch etliche, lang gezogene
    Kiffersessions voll und ganz verschwunden.
    Die Schlange hat sich inzwischen vollkommen
    gehäutet.
    Als wir zu Hause ankommen und ich mich in
    mein Bett fallen lasse, ist es erst elf, relativ
    früh für meine Verhältnisse. Ich habe
    beschlossen, morgen nicht zur Schule zu
    gehen. Morgen werde ich Magenschmerzen
    haben, und wenn meine Mutter um zehn aus
    dem Haus ist, werde ich auf dem Tisch tanzen,
    laut Musik hören und die Jungs, sobald die
    Schule aus ist, zum Kiffen einladen. Für alle ist
    es ein großer Gewinn, dass wir jeden Tag bei
    mir rumhängen und feiern können, als sei es
    Wochenende. Noch einmal muss ich an das
    denken, was Christian zu mir gesagt hat. Und
    frage mich, ob ich auch ohne diese stets leere
    Wohnung so eng mit Jan, Florian und Markus
    befreundet wäre.
    Am nächsten Morgen geht alles glatt: Ich darf
    zu Hause bleiben und schlafe nochmal ein. Als
    ich aufwache, ist meine Mutter bereits weg. Bis
    die anderen aus der Schule kommen, dauert es
    noch vier Stunden. Um mir die Zeit zu
    vertreiben, blättere ich ein Hip-Hop-Magazin
    durch. Die Anzeige eines Headshops bringt
    mich auf eine großartige Idee. Ich steige auf
    mein Fahrrad und fahre in die Stadt zum
    - 154 -

    Hauptbahnhof. Auch die Jungs kennen das
    Schaufenster des Ladens, den ich nun betrete.
    «Hallo. Ich hätte gerne die Bong aus dem
    Schaufenster.»
    Bongrauchen ist bei Kiffern vor allem wegen
    des besonders intensiven Gefühls so beliebt.
    Der viel heftigere Flash soll mit nichts
    vergleichbar sein, was man beim normalen
    Kiffen erlebt. Außerdem benötigt man weniger
    Gras, um high zu werden.
    Die blaue Bong wird von der Verkäuferin, die
    es offenbar trainiert hat, ihre drogensüchtigen
    Kunden nicht abfällig anzuschauen, liebevoll in
    graues Papier eingewickelt, und nachdem eine
    stolze Summe den Besitzer gewechselt hat,
    stecke ich das gute Stück in meinen Rucksack.
    Ich werde niemandem etwas von der Bong
    erzählen: Es soll eine große Überraschung
    werden. Ein kleines bisschen von der richtigen
    Spur abgekommen fühle ich mich schon beim
    Kauf der Bong, aber ich sage mir, dass ich jung
    bin und das Leben genießen will.
    Doch welche Enttäuschung. Niemand hat Zeit
    und Lust, nach der Schule zu mir zu kommen.
    Ich kiffe jetzt seit gut einem halben Jahr, doch
    heute erlebe ich das erste Mal einen intensiven
    Schmacht nach Gras. Wenn man regelmäßig
    kifft, ist das Gehirn die ständige

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