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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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Stimulation
    gewöhnt. Die fehlt jetzt, und ich hänge ziemlich
    durch. Es sind keine körperlichen
    Entzugserscheinungen, denn rein biologisch
    - 155 -

    macht Kiffen natürlich nicht abhängig, aber der
    Anschub fürs Gehirn fehlt. Es ist, wie wenn man
    nach einer Achterbahnfahrt aussteigt und
    plötzlich wieder Boden unter den Füßen hat. Es
    fühlt sich schal und langweilig an. Etwas fehlt:
    der Kick. Das Stimulierende für Gedanken und
    Geist. Deshalb will man sofort noch mal fahren
    und löst eine zweite Karte. Raucht den
    nächsten Joint.
    Mein Traum von einem berauschten
    Nachmittag, an dem ich meinen Freunden die
    Bong präsentiert hätte und wir lachend und in
    trauter Gemeinsamkeit ins Land der Freiheit
    und des Rausches abgetaucht wären, ist also
    zerplatzt. Ich ärgere mich wirklich tierisch,
    denn ich habe keinen einzigen Krümel Gras
    mehr, um meine Neuerwerbung
    auszuprobieren. Kurz denke ich daran, dass ich
    noch einen Berg von wichtigen
    abgabepflichtigen Hausaufgaben erledigen
    muss. Ich habe allerdings keine Ahnung, um
    welche Seiten es sich handelt und wie
    überhaupt die Fragestellung lautet. Irgendwas
    wird mir schon einfallen, um der Arbeit aus
    dem Weg gehen zu können. Vielleicht bin ich
    morgen ja wieder krank oder ich kann den
    Scheiß vor der Schule bei irgendwem
    abschreiben.
    Ich spiele Computer und bin tierisch wütend:
    auf mich und meine Unfähigkeit, ohne Gras
    high zu sein, auf die Welt, die voll mit
    - 156 -

    primitiven Mongos ist, und auf meinen
    Computer, der ständig abstürzt, als wollte er
    mich ärgern. Im Gegensatz zu den Buddhisten,
    die Hass und Wut als ein Gift ansehen, sind sie
    für mich im Moment eher eine gesunde und
    natürliche Reaktion auf widrige Umstände.
    Wenn man von gewissen Menschen immer
    schlecht behandelt wird, ist es normal, dass
    man anfängt, sie zu hassen und ebenfalls
    schlecht zu behandeln.
    Zwei Tage später ist es endlich so weit: Ich
    kann die Jungs mit der Bong überraschen. Doch
    vorher müssen wir noch an Gras kommen und
    Florian und ich verabreden uns direkt bei
    unserem Dealer. Schnell werden wir mit ihm
    handelseinig. Als wir gerade unsere Fahrräder
    aufschließen, kommt ein kleiner Perser auf uns
    zu.
    «Habt ihr hier grad Ott gekauft?», fragt er.
    Florian übernimmt das Reden. «Ja, haben
    wir, wieso?»
    «Zeig doch mal her.»
    «Nee Mann, wir müssen gleich weiter.»
    «Digger, mach mal nicht so mäßig auf ‹ihr
    müsst weiter›.»
    «Du weißt doch, wie ’n Fuchs aussieht.»
    Florian und ich werden langsam nervös. Das
    riecht nach Abzocke.
    - 157 -

    «Ey Digger, bist du behindert oder was? Ich
    will auch da holen. Zeig einfach mal, wie viel ihr
    bekommen habt!»
    Florian gibt nach und reicht dem Typen den
    Beutel.
    «Okay, lass mal jetzt rübergehen zum
    Spielplatz.»
    «Digger, gib mal jetzt wieder her.»
    «Nein Mann, Pech gehabt.»
    Florian fängt an panisch zu werden und den
    Typ anzuflehen, ihm sofort das Gras
    zurückzugeben. Aber der pfeift bloß dreimal,
    und sein fast doppelt so großer Freund kommt
    hinter einer Ecke hervor.
    Wir stehen jetzt zu viert auf dem Spielplatz,
    und die beiden drehen sich demonstrativ vor
    unseren Augen mit unserem Gras einen Joint.
    Florian versucht weiterhin, die beiden dazu zu
    überreden, uns den Beutel zurückzugeben.
    Ohne Erfolg. Sie lachen uns nur aus – dabei
    sind sie mindestens zwei Jahre jünger als wir.
    Anstatt uns das Gras zurückzugeben, wird der
    Perser richtig aggressiv, pöbelt rum, droht
    damit, Verstärkung zu holen, und hört erst auf,
    nachdem ich ihm mein ganzes Geld gegeben
    hab und Florian ihm seine goldene Halskette
    überlässt. Florian fängt an zu weinen. Nicht
    gerade tough – aber diesmal mache ich keinen
    Spruch oder ziehe ihn damit auf. Heute nicht.
    Vielleicht weil ich Mitleid mit ihm habe und
    seine Angst verstehen kann. Und weil mir seine
    - 158 -

    Reaktion zeigt, dass er genau wie ich auch eine
    andere, eine schwache Seite hat. Vor allem
    aber bin ich von der ganzen Situation einfach
    nur genervt und will, dass der Stress endlich
    vorbei ist.
    Die beiden Perser sind inzwischen lachend
    abgehauen, und ich versuche Florian dazu zu
    überreden, den Mistkerl anzuzeigen, allein
    schon wegen der Kette. Wir gehen also zur
    Polizei und erzählen, dass wir gerade in der
    Nähe waren und die uns angesprochen und
    ausgeraubt haben. Die Nachforschungen der
    Polizei ergeben allerdings nichts. Bei einer
    Vernehmung einige Wochen später beschließen
    wir, mit

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