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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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sein
    muss, auf keinen Fall unter der Woche oder,
    noch schlimmer, in der Schule. Das geht
    wirklich nicht.»
    Bisher ist es mir gut gelungen, meiner Mam
    das wahre Ausmaß meines Konsums zu
    verheimlichen. Wenn ich mit ihr spreche, reiße
    ich mich jedes Mal total zusammen.
    Normalerweise können wir auch ganz locker
    übers Kiffen reden, was ich ziemlich cool finde.
    Denn die Eltern von meinen Freunden würden
    - 145 -

    sicherlich ganz anders reagieren, wenn sie
    davon wüssten.
    Tun sie aber nicht. Wahrscheinlich ahnen sie
    etwas, so wie sie vielleicht ahnen, dass die
    Jungs oft bei mir sind, statt zur Schule zu
    gehen.
    Aber irgendwie gelingt Markus, Florian und
    Jan das Leben in Tarnung besser. Vielleicht sind
    sie geschicktere Lügner. Vielleicht liegt es aber
    auch daran, dass sie ein anderes Verhältnis zu
    ihren Eltern haben als ich zu meiner Mutter. Für
    Eltern ist es so oder so schwer, wirklich die
    Übersicht darüber zu behalten, was wir wann
    machen und mit wem und wie wir unsere
    Freizeit verbringen. Unsere Ausreden, Lügen,
    Schwindeleien sind für Außenstehende kaum zu
    durchschauen, ein so eingeschworener Kreis
    wie der unsere ist so gut wie nicht zu
    durchbrechen. Wir decken uns gegenseitig. Sie
    können nur Vermutungen anstellen.
    «Nein Mam, ich verspreche es, ich kiffe nicht
    mehr so viel», antworte ich leicht gereizt. «Das
    war heute nur eine Ausnahme, weil es im
    Theater so nett war.»
    Einerseits verspüre ich ein tiefes Bedürfnis
    nach Wahrheit, möchte ihr alles erzählen.
    Andererseits habe ich Angst davor, was
    passiert, wenn sie alles erfährt. Möglicherweise
    würde sie dann doch einmal Konsequenzen
    ziehen. Der Spagat zwischen Aufrichtigkeit und
    Lüge strengt mich an und bewirkt, dass ich
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    mich innerlich mehr und mehr von ihr
    abkapsele. Für mich sind diese sich
    wiederholenden Gespräche etwas, was ich
    durchstehen muss. Danach habe ich dann erst
    mal wieder eine Weile Ruhe.
    Doch wer bin ich? Wer bin ich? Wer bin ich?
    Diese Frage stelle ich mir häufig, denn im
    Gegensatz zum schulischen Leerlauf ist das
    wirklich von Bedeutung. Weder der europäische
    Nachrichtensender, der mir täglich viele Bilder
    von Schrecken und Unheil liefert, noch das
    Internet, in dem ich meine Gier nach
    außergewöhnlichen und mysteriösen Dingen
    befriedigen kann, geben mir eine Antwort auf
    diese Frage. Zum Lesen bin ich meistens zu
    breit oder zu faul. Wenn ich breit bin, kann ich
    sowieso nicht gut lernen und auch nicht lesen,
    weil ich ständig in der Zeile verrutsche und oft
    endlos an einer Stelle hängen bleibe, an der mir
    dann automatisch irgendwas anderes einfällt.
    Ich hätte gerne eine richtige Weltanschauung.
    Momentan beschränkt sie sich auf «Smoke the
    weed and fly».
    Seitdem ich regelmäßig kiffe, sind mir einige
    Dinge sehr viel gleichgültiger geworden. Ich
    mache mir keine Sorgen mehr darum, wer nun
    mein Freund ist und wer nicht oder was die
    anderen für Probleme haben. Solange jemand
    da ist, mit dem ich kiffen kann, ist alles in
    Ordnung. Die meiste Zeit laufe ich mit
    Kopfhörern rum und höre Musik, Hip Hop und
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    Oldies. Nach dem Kiffen ist Musik das Schönste,
    was es für mich gibt.
    Es ist Samstagabend. Alles ist wie immer:
    Gekifft wird viel, der Film fängt an:
    «Sag ja dazu, auf deiner Couch zu hocken
    und dir hirnlähmende Gameshows reinzuziehen
    und dich dabei mit scheiß Junkfraß voll zu
    stopfen. Sag ja dazu, am Schluss vor dich
    hinzuverwesen und dich in einer elenden
    Bruchbude voll zu pissen und den missratenen
    Egoratten, die du erzeugt hast, damit sie dich
    ersetzen, nur noch peinlich zu sein. Sag ja zur
    Zukunft, sag ja zum Leben. Aber warum sollte
    ich das sagen? Ich habe zum Jasagen nein
    gesagt. Und der Grund dafür? Wer braucht
    Gründe, wenn er Heroin hat?»
    Mark Renton ist die Hauptfigur in
    Trainspotting und für eine lange Zeit so etwas wie ein guter Freund von uns, über den man
    sich Geschichten erzählt, als würde man ihn
    kennen.
    Niemand von uns hat vor, jemals etwas
    anderes als Gras auszuprobieren. Auf gar
    keinen Fall Pillen oder LSD. Über weite Strecken
    wirkt die Stimmung des Films dennoch sehr
    anziehend auf uns. Ich glaube, es ist diese
    Arroganz, die Überheblichkeit der Hauptfiguren,
    die uns den Streifen immer wieder sehen lässt.
    Wir übertragen dieses Gefühl auf uns. Im Film
    sind alle ständig am Rumsitzen und Feiern.
    - 148 -

    Auch bei uns steht das im Mittelpunkt. Kiffen ist
    unser Ritual, es

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