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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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zuerst scherzhaft, dann
    ernst mit meiner Gotcha. Doch er lacht nur laut
    darüber, und ich schieße einmal in den Efeu.
    Ich weiß, dass ich nie auf ihn zielen würde,
    doch ich will Florian glauben machen, dass ich
    es tue, wenn er mir nicht sofort mein Geld
    zurückgibt. Er holt einen Schein raus, aber als
    ich die Pistole weglege, steckt er den Schein
    wieder weg und haut ab.
    Als wir wenig später alle zusammen in der
    Schramme ein Bier trinken, versucht Florian
    mich wieder zu verarschen. Er hält mir einen
    - 231 -

    Schein direkt vor die Nase und grinst. Alle
    anderen lachen. Das ist nicht gut für Florian.
    Ich werde richtig wütend, aber er hört nicht
    auf, mich bis zum Schluss damit aufzuziehen.
    Als wir die Bar nach einer Stunde verlassen,
    stelle ich mich ihm in den Weg.
    «Gibst du mir jetzt vielleicht endlich den
    Scheißschein!»
    Florian zündet sich eine Zigarette an und
    grinst breit. «Nö, hab ich nicht vor, Alter!»
    Ich überlege nicht lange und schlage zu. So
    fest ich kann, mitten ins Gesicht. Florians Nase
    fängt sofort an zu bluten. Ich werfe ihn zu
    Boden und schlage noch ein paar Mal zu, bis
    uns der Türsteher trennt. Florian schwingt sich
    wutschnaubend auf sein Fahrrad.
    «Du wirst noch sehen, was du davon hast,
    Alter, das versprech ich dir.»
    Seine Jacke ist voller Blut. Gebannt schaue
    ich ihm nach, als er wegfährt.
    In dieser Nacht schlafe ich schlecht.
    Mehrmals schrecke ich schweißgebadet hoch.
    Ich habe das erste Mal in meinem Leben einen
    Menschen geschlagen.
    Am nächsten Tag in der Schule redet Florian
    nicht mit mir. Wie nicht anders zu erwarten.
    Nach der letzten Stunde sagt er, ich solle ihm
    folgen.
    «Willst du mir eine runterhauen oder was?»
    «Nein Mann, ich will nur mit dir reden.»
    - 232 -

    Ich glaube ihm nicht so ganz, folge ihm aber
    bis zu einer Sackgasse in der Nähe. In diesem
    Moment biegt ein Freund von Florian um die
    Ecke, ein offenes Butterfly-Messer in der Hand.
    Demonstrativ spielt er damit, während er
    Florian lässig mit einem Handschlag begrüßt.
    Ich bekomme Angst. Florian hat das sicherlich
    so arrangiert, um sich an mir zu rächen.
    Äußerlich bleibe ich cool, wir tauschen ein paar
    Oberflächlichkeiten aus, schließlich
    verschwindet der Typ.
    «Hast du den wegen mir hierher bestellt?»
    «Nein, Mann!», sagt Florian, steht auf und
    will mich verkloppen. Wir fangen an, uns zu
    schlagen, mein Kopf gerät unter Florians Jacke,
    und er prügelt wie besessen auf mich ein. Er
    schlägt immer wieder zu, doch erwischt mich
    nie richtig. Ich kriege kaum noch Luft. Eine
    unbändige Wut steigt in mir hoch. Mit drei
    Sprüngen reiße ich mich von Florian los und
    renne zu meinem Fahrrad, um mir mein
    Eisenschloss zu holen. Da ahnt Florian, was auf
    ihn zukommt, und sucht sofort das Weite.
    «Komm her, du Scheißmongo, ich werde dich
    umbringen. Ich schlag dir deine verfluchte
    Fresse ein, du Arschloch.»
    Florian ist am Anfang der Straße stehen
    geblieben und lacht nervös. Das hätte er nicht
    erwartet. Ich überlege, ob ich ihm
    hinterherrennen oder mir lieber sein Fahrrad
    vornehmen soll. Ich würde ihn wahrscheinlich
    - 233 -

    sowieso nicht erwischen, und er wird wohl
    kaum in meine Richtung kommen. Immer noch
    laut brüllend und mit dem Schloss in der Hand,
    gehe ich also zu seinem Fahrrad und fange an,
    dagegenzutreten, bis es umfällt. Ich trample
    darauf herum, zerstöre den gesamten
    Hinterreifen und rufe Florian immer wieder zu,
    dass ich ihn schlagen werde.
    Nach einer Weile beruhige ich mich wieder,
    nehme mein Fahrrad und fahre nach Hause. Ein
    mulmiges Gefühl steigt in mir hoch. Wenn
    einem das Adrenalin durch die Adern schießt,
    flippt man schon mal aus, versuche ich, mich
    selbst zu beruhigen.
    Aber eigentlich kann ich mein Verhalten nicht
    entschuldigen. Ich kiffe extra viel, um das
    Erlebnis vergessen zu können. Während ich am
    Joint ziehe, betrachte ich mich in dem kleinen
    Spiegel in meinem Zimmer und frage mich, was
    aus mir geworden ist. Ein Hulk, ein sich in ein
    Monster verwandelndes Horrorwesen ist aus
    mir geworden. Ich wollte mich einfach von
    Florian nicht fertig machen lassen. Und dann
    bin ich vollkommen ausgerastet. Wenn ich ihn
    erwischt hätte, hätte ich ihn wirklich mit dem
    schweren Schloss ins Gesicht geschlagen.
    Am nächsten Abend steht Florians Vater vor
    unserer Tür, er will mit mir und Mam reden.
    Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich gehe ins
    Wohnzimmer, um meine Mutter zu holen. Doch
    wie immer in

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