Breit - Mein Leben als Kiffer
und
«spannende Unterhaltung». Bist du gegen
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Pistolen und Gewalt, so bist du gegen den
ganzen Staat. Bist du gegen den Staat, so bist
du ein fauler Mitläufer, denn du nimmst nicht
deinen Pass und all deine Papiere sowie
staatlichen Aufforderungen und bringst sie
zurück ins Rathaus, wo sie hergekommen sind.
Stattdessen versuchst du dir krampfhaft
einzureden, dass es so schlimm ja gar nicht ist.
Es haben ja alle was zu essen, Wohnungen,
Verkehrsmittel und alles Mögliche andere auch,
es ist also alles in Ordnung … Wenn du aber
doch gegen Pistolen, gegen Einmischung und
für die Freiheit bist, was willst du dann
machen? Alle erschießen oder wie in Fight Club
eine Untergrundarmee ins Leben rufen? Wenn
man, wie Max Herre sagt, mitbekommt, dass
Komik Tragik in Spiegelschrift ist, und bemerkt,
dass man manchmal aus Verlegenheit lacht und
durch das Lachen Glückshormone
ausgeschüttet werden, die den entstandenen
Frust schnell abbauen, dann versteht man, wie
schockierend und traumatisch es sein kann, die
Dinge im eigenen Leben so zu sehen, wie sie
tatsächlich sind, und nicht so, wie man es sich
versucht einzureden.
Liebe die Lügen
Ich liebe nackte Frauen auf Mallorca und ihr
Bild in meiner Zeitung/ gut gemachte Werbung
und ihre häufige Verbreitung/ liebe eure Stars
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und Big-Brother-Fetischisten/ Sabine
Christiansen und die Macht der Journalisten/
liebe Krieg und Frieden und die deutsche
Polizei/ bunte Techno-Raver und Krawall am
ersten Mai/ liebe rote Rosen und gebrochene
Herzen/ Lottogewinner und erloschene Kerzen/
liebe die Sprache und die brutale Gewalt/ den
nächsten Morgen und frischen Asphalt/ liebe die
Norm und die Provokation/ Hundewelpen und
den göttlichen Zorn/ liebe guten Wein und
Nächte die nie enden/ große Familien und
Blätter zum Wenden/ liebe die Freiheit und
Gänsehaut am ganzen Körper/ ausweglose
Probleme und solche die ich erörter/ liebe
meine Schwestern und deren heile Welt/ das
Universum und den Groschen der nie fällt/ liebe
verherrlichte Gewalt und Ficken für den
Frieden/ Fuchspanzer und Würste die in
Fettbecken sieden/ liebe endlose Freestyler-
Runden und die klassische Kunst/ dicke Titten,
Kool Savas und den bläulichen Dunst/ liebe
meine Lügen und eure Lügendetektoren/
knallharte Richter und Verbrecher die auf
heißen Stühlen schmoren/ liebe mich selbst und
deine dummen Sprüche/ besonders harte
Drogen und gesplitterte Brüche/ liebe dein
Grinsen und deine kalte Art/ rebellische Dörfer
und weise Gallier mit Bart/ liebe die Kritik und
den laut geführten Streit/ vergessene
Versprechen und viel vertane Zeit/ liebe meine
Mutter und Ökobabynahrung/ Hamburgs
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hübsche Mädchen und Sex ohne Erfahrung/
liebe radikalen Protest und schallenden
Applaus/ dicke Eier, weite Hosen und den
Nikolaus/ liebe die Liebe und Leitwölfe im
Rudel/ Amokläufer und Kokser im Pudel/ liebe
lange Pausen und frisch gedrehte Tüten/ lautes
Gelächter und die Wächter die dich hüten/ liebe
Respekt und vernichtende Blicke/
Radiodurchsagen und dein Gehirn das ich ficke/
liebe großen Erfolg und harte Rückschläge/
volle Taschen und zwölf Affen im Gehege/ liebe
gute Noten und Bravo TV/ Schläge in die Fresse
und meditieren im Stau/ liebe eigentlich alles
und du fragst dich wieso/ ich werde es dir
sagen – ich sagte es nur für den Flow.
Wieder mal verbringt meine Mutter das
Wochenende in unserem Haus in Wilster, und
ich bin allein. In den letzten Tagen bin ich
ständig nervös. Schreibe hasserfüllte, ironische
Raptexte. Auch mein Hass auf die Schule wird
immer größer, meine Gedanken gehen durchs
Kiffen immer verschlungenere Wege. Die Welt,
in der ich lebe, ist mir zu schwer geworden.
Was habe ich mit all diesen Menschen zu tun,
die sich abschlachten, dumm und dämlich
vögeln, einsperren, lügen und mich zwingen, in
die Schule zu gehen?
Ich kiffe, beruhige mich etwas. Zeitgleich
denke ich an Maren und Silke. Ich hab's
versaut. Ich will mich mit Maren treffen, ihr
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alles erklären, obwohl ich nicht weiß, wie. Dann
will ich unbedingt Silke sehen, mit ihr sprechen.
Immer weiter steigere ich mich in diesen
Wunsch hinein, während ich ein paar Köpfe
durchziehe. Nach einer Weile bin ich breit
genug, um der festen Überzeugung zu sein, mit
Silke telepathisch Kontakt aufgenommen zu
haben und zu spüren, dass sie meine wieder
erwachte Liebe zu ihr tief im Innern
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