Breit - Mein Leben als Kiffer
zusammen. Ich bin oberglücklich. Mehr als
Knutscherei passiert zwar nicht zwischen uns.
Aber ich vermisse nichts. So absurd das klingt:
Ich habe gar kein Bedürfnis, mit Maren zu
schlafen – jetzt, wo ich zum ersten Mal wirklich
Sex haben könnte. Meine Beziehung zu Maren
ist absolut romantisch, wir gehen spazieren,
reden viel, küssen uns – das alles hat so gar
nichts mit den Sexhotlines und Pornos zu tun,
die ich im Übermaß konsumiert habe. Irgendwie
ist mir, als ob ich da alles gesehen hätte,
sodass ich es nun nicht mehr selbst
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ausprobieren muss. Als verliebter Romantiker,
engagierter Schulsprecher, kreativer Kiffer und
Hobby-Rapper bin ich endlich einmal
rundherum zufrieden mit mir.
Nach nur einem Monat mache ich alles
kaputt.
Es war ein ganz normaler Abend, Maren und
ich waren gemeinsam auf einer Party.
Zugegebenermaßen war ich ein bisschen
eifersüchtig, weil sie sich ziemlich lang mit
einem Mädchenschwarm von unserer Schule
unterhalten hat. Alles ganz harmlos, aber auf
einmal kroch die völlig irrationale Angst in mir
hoch, Maren würde mich verlassen wollen. Ich
war ganz schön breit, merkte, wie die
altbekannte Paranoia in mir hochkroch und
meine Gedankengänge immer wirrer wurden,
ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.
Maren will mich verlassen. Bestimmt redet sie
mit diesem Typen jetzt darüber. Erzählt ihm
alles. Ich konnte es förmlich hören. Und hat der
Typ mich nicht eben so wissend angeschaut?
Gegen drei gingen Maren und ich gemeinsam
nach Hause. Inzwischen war ich völlig breit,
konnte mich einfach nicht mehr kontrollieren.
Und meinte, plötzlich hundertprozentig sicher
zu sein, dass sie mich nicht liebt. Ich hörte
ganz deutlich eine innere Stimme, die mich in
diesem Gedanken bestärkte. Konnte mit einem
Mal eine Abneigung von ihrer Seite körperlich
spüren. Wir kamen bei ihrem Haus an.
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«Es ist vorbei, Maren», hörte ich mich sagen.
«Es wird nie wieder so sein wie früher.»
Sie schaute mich entgeistert an. Nichts hatte
für sie bis jetzt darauf hingedeutet, dass
irgendetwas in unserer Beziehung nicht
stimmte. Für sie war klar, dass sie mich liebte
und ich sie. Ich konnte ihr nicht erklären,
warum ich so fühlte und diese Sachen sagte.
Ich war nicht mehr Herr meiner Gedanken,
meiner Worte, meiner Gefühle. Etwas hatte von
ihnen Besitz ergriffen, das sich meiner
Einflussnahme entzog. Also drehte ich mich
einfach um und ging weg. Maren wollte mich
aufhalten, rief hinter mir her. Doch ich hörte
nicht hin.
Erst jetzt, zu Hause, als ich auf meinem Sofa
sitze, komme ich langsam wieder zu mir. Was
habe ich nur getan? Woher kam auf einmal
dieses «Wissen», dass sie mich nicht liebt? Ich
betrinke mich, heule, fange, voll gepumpt mit
Rotwein und jeder Menge Hasch in meinen
Zellen, an, auf mich selbst einzuschlagen. Vor
lauter Tränen bekomme ich diese Nacht kein
Auge zu.
Die nächsten Tage sind schrecklich. Ich kiffe
viel, ziehe mich zurück, kiffe noch mehr. Will
mit niemandem über das alles reden. Ständig
fühle ich mich beobachtet und verfolgt, von
einer unsichtbaren Macht kontrolliert und
getestet. Heute Morgen dachte ich, im Magen
eines riesigen Tieres gefangen zu sein. Dann
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war ich mir sicher, hinter zahlreiche politische
Lügen und Verschwörungen gekommen zu sein.
Aber niemand glaubte mir.
Selten kreist mein Bewusstsein um nur eine
paranoide Vorstellung. Ich habe immer mehrere
gleichzeitig, die ich aber nicht, wie viele andere
Kiffer, zu einem großen Netzwerk verbinde.
Aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit ist mir das gar
nicht möglich. Ich verweile bei einer Phantasie,
und sobald meine Sinne von etwas anderem
angerührt werden, springe ich, ohne zu
verharren, innerlich in die nächste verrückte
Idee. Da ich kein sehr logischer, kein rationaler
Denker bin und das aus der Bahn werfende
Element des THC sein Übriges tut, gelange ich
in einen Zustand, in dem ich krampfhaft
versuche, die «wahren» Zusammenhänge
hinter der scheinbaren Realität zu begreifen.
Alles ist nur für mich inszeniert.
Ein gelbes U-Boot. Ein riesiges Holodeck.
Jesus ist kommend
Vielleicht ist es normal und cool, ein großer
Spaß, einen Actionfilm mit Pistolen und
Explosionen zu sehen. Aber wenn man genau
nachdenkt, merkt man, dass daran überhaupt
nichts Positives, Gesundes oder Cooles zu
entdecken ist. Da leiden und sterben Menschen,
und wir ziehen daraus unseren Spaß
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