Breite Schultern, heiße Kuesse
lachte so fröhlich, als er mit dem roten Ball kickte, der dann gegen einen Stein prallte und über den Zaun flog. Mit einem Satz sprang Jeb über den Zaun und warf dem strahlenden Kevin den Ball wieder zu.
Amanda wunderte sich, wie geschmeidig und dennoch kraft voll dieser große Mann über den Zaun setzte. Kevin konnte sicher viel von ihm lernen. Der Gedanke machte sie einerseits glücklich, andererseits wäre es für sie selbst besser, wenn Jeb nicht so männlich wäre. Sie kämpfte gegen ihre Erregung an. Denn für sie musste er Kevins Vater bleiben, nicht mehr.
Aber sie brauchte ihn nur anzusehen, und schon spürte sie einen Schauer auf der Haut. Nein, sie durfte sich von seiner männlichen Ausstrahlung nicht überwältigen lassen. Jeb Stuart musste für sie tabu bleiben.
Als Jeb Kevin auf einer sanften kleinen Stute reiten ließ, hockte Amanda sich an den Zaun der Koppel und sah zu. Es erstaunte sie, wie mutig Kevin heute war. Als sie danach die Enten am Teich beobachteten, stieß Kevin immer wieder glückliche Jauchzer aus. Es war schon recht spät, als sie zurück ins Haus gingen. Jeb hatte sogar an eine Großpackung Schokoladeneis gedacht, die sie gemeinsam verputzten. Danach streckte Kevin sich auf dem Teppich aus und beschäftigte sich mit seinem Buch. Es dauerte nicht lange, und er war fest eingeschlafen. Dieser Tag voller neuer Eindrücke hatte ihn müde gemacht
„Wir sollten jetzt besser fahren; wir hätten uns schon früher auf den Heimweg machen sollen, aber Kevin hat so viel Spaß ge habt", sagte Amanda. „Ich glaube, Sie haben heute sein Herz im Sturm erobert. Sie haben sich so viel Schönes für ihn ausgedacht. Ballspiele liebt Kevin über alles."
„Er ist ein ganz tolles Kind, aber ich bin ja auch voreingenommen."
„Nun, ich finde auch, dass er ein wunderbarer Junge ist", antwortete Amanda und sah Jeb an, der anscheinend ganz entspannt in einem Sessel ihr gegenübersaß. Seine langen Beine hatte er bequem hochgelegt. Aber seine lässige Haltung täuschte. In seinen dunklen Augen standen Entschlossenheit und Willenskraft, was sie wieder heftig beunruhigte. Was hatte Jeb Stuart vor? Womit musste sie als Nächstes rechnen?
„Kevin schläft ja sowieso schon, warum nutzen wir die Zeit nicht und denken gemeinsam über unser Problem nach? Mir lässt das keine Ruhe. Ich habe beinahe die ganze Nacht wach gelegen und darüber gegrübelt."
„Mir ist es nicht anders gegangen", erwiderte sie leise.
„Ich will ihm recht bald sagen, dass ich sein Vater bin."
„Ist das nicht noch ein bisschen zu früh?" meinte sie besorgt.
„Das glaube ich nicht. Kinder machen sich das Leben nicht so schwer wie wir. Ich würde Sie beide morgen Abend gern zum Essen einladen und es ihm bei dieser Gelegenheit sagen."
Amanda spürte, dass es sinnlos war, Jeb zu widersprechen. Er hatte seine Entscheidung getroffen und würde sich davon nicht abbringen lassen. Sie nickte zögernd. Wieder einmal verspürte sie den Drang, sich Kevin zu schnappen und ganz weit wegzulaufen, damit Jeb sie niemals mehr finden würde.
„Kinder nehmen alles viel natürlicher, als wir denken. Sie werden es selbst sehen."
Sie wusste, dass er Recht hatte. Ihr fiel es nur schwer, mit seinem Tempo Schritt zu halten.
Doch da es ohnehin geschehen würde, warum es dann aufschieben? „In Ordnung, dann sehen wir uns morgen Abend."
Jeb stand auf. Seine Bewegungen waren schnell und zielsicher. „Ich bin gleich wieder da, ich hole nur schnell etwas, das ich Ihnen zeigen möchte."
Amanda nahm die Gelegenheit wahr, sich ein wenig umzusehen. Das Wohnzimmer war riesig. Der gemauerte Kamin nahm eine ganze Wand ein. An den übrigen Wänden standen Bücherregale, die bis auf ein paar Fachbücher leer waren. Jeb hatte ge sagt, dass er erst seit Februar hier wohne und nicht viele Möbel gekauft habe. Das war die Untertreibung des Jahres. Mitten im Raum standen ein großes Ledersofa und ein Ledersessel, ein paar Beistelltischchen und Leselampen, das war es. Aber es war alles sehr sauber und gepflegt. Der Holzfußboden glänzte. Das Zimmer wirkte insgesamt unbewohnt. Es gab nichts Persönliches, was Schlüsse auf den Besitzer zulassen würde.
Sie dachte an ihr kleines Haus, an die vielen Bücher und die Bilder an den Wänden. An die großen Topfpflanzen, die die Räume schmückten. Wie hatte ihm wohl ihr Wohnzimmer gefallen? Ob er es zu überladen fand?
Amanda hatte sich keine teuren Möbel geleistet, da sie schon jetzt jeden Monat etwas Geld für
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