Brenda Joyce
wem sie am
vergangenen Abend zusammen gewesen und was passiert war.
Wenn jemals
herauskam, dass sie in Montgomerys Armen gelegen hatte, dass Alexi mit ihm
gekämpft hatte, um sie zu verteidigen, und schließlich seinen Tod verursacht
hatte, dann würde sie geächtet sein.
Das Leben,
wie sie es bisher gekannt hatte, war vorüber.
Sie war
nicht mehr die begehrteste Debütantin in ganz Irland. Jetzt würde niemand sie
mehr wollen.
Elysse
presste die Hände gegen die pochenden Schläfen, als es an der Tür klopfte. Ihr
Ruf war ruiniert. Sie konnte sich keine Möglichkeit vorstellen, wie er je
wiederhergestellt werden sollte. Sie fing gerade erst an, es zu begreifen: Ihre
Aussichten auf eine Heirat waren dahin. Und wenn herauskam, was in der letzten
Nacht geschehen war, dann würde Alexi vielleicht sogar ins Gefängnis müssen
...
»Elysse?«
Virginia schlüpfte durch die Tür in ihr Schlafzimmer. Sie hielt ein
Frühstückstablett in den Händen. »Fühlst du dich heute Morgen etwas besser?
Hast du überhaupt schlafen können?«
»Ich hatte
Albträume.« Im Spiegel hinter ihrer Mutter erhaschte sie einen Blick auf
ihr bleiches Gesicht. Unter den Augen hatte sie dunkle Ringe. »Geht es Alexi
gut?« Sie leckte sich über die Lippen. »Sind sie wieder zurück?«
»Dein Vater
ist im Morgengrauen gekommen, und Alexi ist nach Hause gegangen. Es ist alles
getan«, sagte ihre Mutter, ohne zu lächeln.
Sie stellte das Tablett auf einen kleinen runden Tisch neben dem Fenster, von
dem aus man auf den Rasen blicken konnte. »Du solltest etwas essen, Darling.
Das wird deinen Magen beruhigen.«
»Ich kann
nichts essen. Mein Kopf tut weh, und mir ist übel. William Montgomery ist tot,
Mutter. Tot!«
Virginia
nahm die Deckel von den Tellern. »Das ist nicht deine Schuld.«
»Ich wollte
Alexi eifersüchtig machen«, rief sie. In diesem Moment erst erkannte sie,
dass das stimmte. »Was stimmt denn nur nicht mit mir?«
»Du
konntest nicht ahnen, was dann geschehen würde«, erwiderte Virginia. »Du
bist nicht die erste junge Frau, die versucht, einen Mann eifersüchtig zu
machen. Montgomery hat sich dir aufgedrängt, gegen deinen Willen. Hätte er
sich wie ein Gentleman benommen, dann wäre er noch am Leben. Pass auf, dass du
das nicht vergisst.«
»Es ist
also seine Schuld, dass er tot ist?«, rief sie und glaubte das keinen
Augenblick lang. Sie fühlte, wie ihr die Tränen kamen. »Er sagte, er wollte mir
in aller Form den Hof machen. Er wollte mich heiraten, Mutter.«
»Er wollte
nur dein Vermögen!«, entgegnete Virginia in scharfem Ton. »Ich wollte mit
dir darüber sprechen, aber ich habe es aufgeschoben, weil ich glaubte, er würde
Irland bald wieder verlassen.«
Elysse sah
sie an und erkannte, dass ihre Mutter die Wahrheit sagte. Doch das war ihr kein
Trost. Langsam erklärte sie: »Wenn ich nicht mit ihm nach draußen gegangen
wäre, weil ich ihn ermutigen wollte, dass er mir seine Liebe erklärte, dann
wäre er noch am Leben.«
»Das ist
nicht deine Schuld«, wiederholte Virginia. »Es ist vorbei, Elysse. Wir
alle müssen das erkennen und es hinter uns lassen.«
Aus
irgendeinem Grund hatte Elysse nicht das Gefühl, dass sie William Montgomery
oder auch ihr leichtsinniges Verhalten einfach so vergessen könnte. Sie
glaubte nicht, dass dieser Albtraum jemals ein Ende finden würde. »Ich muss mit
Vater sprechen«, erklärte sie. Sie wollte wissen, ob Alexi ihr die Schuld
gab an Montgomerys Tod. Dann fügte sie zögernd hinzu. »Ich muss auch Alexi
sprechen.« Sie hatte Angst, dass er sie nicht mehr sehen wollte.
»Dein Vater
wollte auch mit dir sprechen. Es gibt Neuigkeiten.« Virginia lächelte.
»Man könnte sie vielleicht sogar als gute Neuigkeiten
bezeichnen. Warum ziehst du dir nicht einen Hausmantel an, und ich rufe ihn
herauf?«
Elysse
konnte sich nicht vorstellen, welche guten Neuigkeiten Devlin haben könnte. Sie
fühlte sich, als wäre sie innerhalb weniger Stunden um Jahre gealtert.
Wenig
später kam Virginia mit ihrem Vater zurück. Devlin sah müde und erschöpft aus,
aber sehr entschlossen. Elysse konnte nicht sprechen, als ihr plötzlich klar
wurde, was er in der vergangenen Nacht durchgemacht haben musste. Sie wusste,
wie viele Töchter hatte auch sie im Herzen ihres Vaters einen besonderen Platz
inne. Natürlich musste er entsetzt sein über das, was geschehen war.
»Es tut mir
so leid«, brachte sie heraus. »Ich bedauere mein Verhalten sehr, Vater,
und ich werde mich nie wieder so dumm und
Weitere Kostenlose Bücher