Brenda Joyce
es fiel ihr schwer
zu verstehen, was er sagte. Sie konnte sich nur auf Alexis Blick konzentrieren.
Und dann hörte sie, wie er sagte: »Ja, ich will.«
Sie
erstarrte und konnte den Pastor nicht ansehen, als er sagte: »Und willst du,
Elysse O'Neill, diesen Mann zu deinem Ehemann nehmen, in guten und in
schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?«
Sie starrte
Alexi an. Ihr Herz drohte stillzustehen. Er war zornig – aber sie liebte ihn.
Das wusste sie jetzt ganz sicher. Sie hatte ihn doch immer geliebt, oder nicht?
Seit sie einander als Kinder zum ersten Mal begegnet waren.
Würde er
ihr jemals verzeihen, was sie getan hatte?
»Elysse«,
drängte Alexi und drückte ihren Arm fester.
Sie hörte
sich flüstern: »Ja, ich will.«
Sie fühlte
sich seltsam, blickte nach unten und sah, wie Alexi ihr einen schweren goldenen
Ring auf den Finger schob. Vor ihren Augen verschwamm alles. Bitte sei nicht
böse mit mir.
Er nahm
wieder ihren Arm. Sie sah zu ihm auf. Einen Augenblick sahen sie einander in
die Augen, ehe er sich mit finsterer Miene abwandte.
»Dann
erkläre ich euch hiermit kraft der mir von der Kirche von England und dem
Staate verliehenen Macht zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut küssen.«
Elysse
hatte entsetzliche Angst. Einen Moment lang fürchtete sie, er würde sich
weigern, sie zu küssen.
Er beugte
sich vor und berührte flüchtig mit seinen Lippen ihren Mund.
Bei dieser
Berührung schlug ihr Herz schneller. Das seltsame Gefühl, nicht wirklich hier
zu sein, verschwand. Er zögerte, sie spürte noch seine Lippen, und er drückte
ihren Arm fester, damit sie nicht hinfiel. Sie hörte, wie er tief Luft holte,
fühlte, wie seine Lippen sich öffneten, und noch benommener öffnete auch sie
den Mund. Und einen Moment lang glaubte sie, er würde ihren Kuss wirklich
erwidern.
Doch dann
fühlte sie den schmerzhaften Druck an ihrem Arm, und er trat von ihr weg.
»Es tut mir
leid.« Abrupt ließ er sie los.
Sie
erschrak. Noch immer sahen sie einander in die Augen. Es war geschehen. In
guten wie in schlechten Tagen – sie waren nun Mann und Frau.
Aber als
ihre Familien zu ihnen kamen, wandte er ihr den Rücken zu. Seine Cousins und
Onkel gratulierten ihm. Sein Vater umarmte ihn. Elysse spürte, wie ihr die
Tränen kamen. Er war so distanziert und so zornig. Aber sie sagte sich, sie
wollte nicht weinen. Jetzt nicht und auch später nicht.
»Ich freue
mich so für dich!«, rief Ariella hinter ihr aus.
Elysse
zwang sich zu einem Lächeln und drehte sich zu ihren Tanten, Onkeln und Cousins
um. Irgendwie gelang es ihr, allen zuzulächeln, die sie umarmten, küssten und
ihr gratulierten. Aber immer wieder drehte sie sich zu Alexi um, damit sie sah,
was er machte. Er stand mit den Männern zusammen, lächelnd und entspannt, in
der Hand ein Glas Wein. Kein einziges Mal sah er sie an. Er hatte ihr den
Rücken zugekehrt. Keine Geste könnte deutlicher sein.
Er war
nicht verärgert, er war außer sich vor Zorn.
Elysse erinnerte sich an kein einziges
Gespräch an ihrem Hochzeitstag – abgesehen von dem letzten, das sie mit Alexi
führte.
Es war
einige Zeit nach der Hochzeitszeremonie – sie wusste nicht, wie viel Zeit
seitdem vergangen war. Endlich hielt er sie in seinen Armen, auf der Tanzfläche
des Ballsaals auf Askeaton, aber noch immer war sie verletzt und ängstlich.
Alexi war
immer ein wenig begeisterter, aber guter Tänzer gewesen. Er hielt sie sehr
leicht, und es war das erste Mal, dass er sie ansah, seit sie die Ehegelübde
gesprochen hatten.
»Alexi«,
sagte sie mit belegter Stimme.
»Jeder
beobachtet uns.« Er zwang sich zu einem Lächeln. Es war sehr kühl. »Jetzt
ist nicht der richtige Zeitpunkt.«
Sie spürte,
wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Es tut mir so leid. Alles ...«
»Ich möchte
nicht darüber reden«, erwiderte er schroff.
Sie holte
tief Atem und zitterte dabei. »Du gibst mir also die Schuld für William
Montgomerys Tod.«
Er
blieb abrupt stehen und sah auf sie hinunter. »Ich habe begriffen, dass du
mich dazu bringen wolltest, hinauszugehen und euch beide zusammen zu erwischen.
Du wolltest mich eifersüchtig machen, Elysse. Und du hast bekommen, was du
wolltest. Wie immer.«
»Ja, ich
wollte dich eifersüchtig machen, das gebe ich zu. Und ich bedaure es!«
»Er war
mein Freund – bis du gekommen bist. Er hat mir das Leben gerettet. Und ich habe
ihn getötet.« Ganz plötzlich hielt er sie fester. »Ich weiß nicht, ob ich
dir jemals verzeihen kann,
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