Brenda Joyce
verloren, und er hat mich dennoch
ins Theater und zum Essen ausgeführt«, fügte sie lächelnd hinzu.
»Sie sind
immer noch in ihn verliebt, nicht wahr?«
Sie erstarrte. Während der
Ermittlungen wegen des Mordes an seinem Vater hatte Hart herausgefunden, welche
Gefühle Francesca und sein Halbbruder füreinander hegten.
»Calder, ich bin keine Frau,
die ihr Herz leichtfertig verschenkt, aber wenn ich es tue, dann gehört es nur
diesem einen Mann.«
Es dauerte
einen Moment, ehe Hart sprach. Er warf ihr einen forschenden Blick zu, der sie
heftig erröten ließ. »Francesca, Rick ist verheiratet. Es war eine Sache, dass
Sie in ihn vernarrt waren, bevor Sie wussten, dass er eine Ehefrau hat, aber
mittlerweile ist es etwas völlig anderes. Ich kann Ihr Verhalten nur
missbilligen.«
»Entschuldigen Sie, aber Sie
haben wohl kaum das Recht, irgendetwas, das ich tue, zu billigen oder zu
missbilligen!«
»Ach, das heißt also, dass die
beiden tugendhaftesten Menschen dieser Stadt glauben, dass es völlig in
Ordnung sei, einander zu begehren, während die Ehefrau des Mannes in Boston
ist, um ihre Familie zu trösten?«
Francesca spürte, wie eine
grenzenlose Wut in ihr aufflammte. »Sie sind wirklich der letzte Mensch auf
dieser Welt, der sich anmaßen sollte, über uns zu richten!«, rief sie und trat
auf ihn zu.
»Da stimme ich Ihnen zu, aber
wir leben nun einmal in einem freien Land, und es steht mir zu, eine eigene
Meinung zu haben. Was zum Teufel ist denn bloß los mit ihm? Mein Bruder ist
doch sonst so ein Moralapostel.« Hart schien ernsthaft erzürnt zu sein. »Sie
kann ich ja noch verstehen. Sie sind jung, haben bisher noch nie ein Auge auf
einen Mann geworfen, und deshalb halten Sie das jetzt für die große, einzige,
wahre Liebe. Was es übrigens gar nicht ist.«
»Ach, und woher wollen Sie das
wissen? Sie glauben doch überhaupt nicht an die Liebe«, höhnte sie.
Er lachte. »Gerade deshalb weiß
ich es ja. Es ist Begehren und nicht etwa Liebe, was Sie empfinden. Wie oft hat
er Sie eigentlich schon geküsst?«
Francesca hätte ihm am liebsten
eine Ohrfeige gegeben. Sie hob instinktiv die Hand, besann sich dann aber noch
rechtzeitig. Er packte sie dennoch am Handgelenk, um ihr zuvorzukommen.
»Das ist
nun wirklich nicht nötig.«
Sie riss sich los. »Ja, da
mögen Sie Recht haben, aber Ihre unerbetenen Kommentare sind ebenso unnötig.«
»Wenn Sie sich nicht von ihm
fern halten wollen, dann sollte er es tun.« Sein Blick war düster und kühl.
»Wollen Sie jetzt etwa meinen
Aufpasser spielen?«
»Möglicherweise.«
»Oh,
bitte!«
»Francesca, es kann nichts
Gutes dabei herauskommen, wenn Sie sich einreden, dass Sie in meinen Bruder
verliebt sind. Er wird sich niemals von seiner Frau scheiden lassen. Und auch
wenn er sich gelegentlich eine Mätresse nimmt, so wird er Sie oder Ihren guten
Ruf doch niemals ruinieren. Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel.«
Sie fuhr instinktiv zurück,
denn seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, nein, wie ein
Messerstich ins Herz. »Wie bitte?«
»Er wird Sie niemals ruinieren,
denn ...«
»Er hat
eine Mätresse?«, fiel sie ihm ins Wort. Calders Gesicht verschwamm vor ihren
Augen. Fiel sie etwa in Ohnmacht?
»Das glaube ich nicht. Geht es
Ihnen nicht gut?«, fragte er besorgt.
Sie bemerkte, dass er ihren Arm
festhielt und sie sich auf ihn stützte. »Was wollten Sie damit sagen?«, rief
sie. »Gibt es etwa eine andere Frau?«
»Du meine Güte, im Augenblick
wohl nicht. Aber glauben Sie ernsthaft, dass mein Bruder vier Jahre lang
enthaltsam leben würde? Er ist schließlich ein Mann, Francesca, und er hat
bestimmt Frauen gehabt, seit er von Leigh Anne verlassen wurde.«
Darüber hatte Francesca noch
nie nachgedacht. Sie machte sich von Hart los, sank zitternd auf das Sofa und
vergrub das Gesicht in den Händen.
Hart hatte
natürlich Recht.
Es musste andere Frauen seit
Leigh Anne gegeben haben. Ob auch die Liebe dabei eine Rolle gespielt hatte?
Francesca konnte sich nicht
vorstellen, dass Bragg mit einer Frau zusammen war, die er nicht liebte.
»Grundgütiger!«, sagte Hart,
und sie spürte, dass er sie anstarrte.
Sie
blickte auf und rief trotzig: »Ich werde ihn danach fragen.«
»Ich
wollte Sie nicht aufregen.« Er nahm neben ihr Platz, worauf sie zum anderen
Ende des Sofas rückte. Hart seufzte. »Francesca, der Mann, von dem Sie glauben,
dass Sie ihn lieben, ist ein normaler Mann, und als solcher benötigt er von
Zeit zu Zeit eine
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