Brenda Joyce
Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass sie kein
einziges Wort davon glaubte und erwartete, von ihrer Tochter die Wahrheit zu
erfahren.
Francesca
seufzte. Sie war viel zu aufgewühlt, um zu lügen. Während sie einem Dienstboten
ihren Mantel und die Handschuhe reichte, sagte sie: »Mama, Maggie Kennedys
Freundinnen wurden auf brutale Weise ermordet. Wir fürchten um ihr Leben.«
Julia erbleichte. »Ich dachte,
du hättest versprochen, mit dem Detektivspielen aufzuhören!«
»Und es war mir auch ernst
damit. Aber dann kam Maggie zu mir und bat mich, den Wahnsinnigen zu finden,
der ihre Freundin Mary getötet hat – und, wie sich herausstellte, auch ihre
Freundin Kathleen.«
Julia blickte sich um, und
Francesca begriff, dass sie sich setzen wollte. Ihre Mutter wirkte plötzlich
sehr blass. »Mama? Ist alles in Ordnung?«
»Nein, mir
ist gerade das Herz stehen geblieben.«
Francesca
griff nach Julias Arm, doch sie schüttelte die Hand ab. Dann betraten sie das
am nächsten gelegene Zimmer– den größten der drei Salons im Erdgeschoss –, und
Julia nahm auf dem erstbesten Sofa Platz. Sie nahm einen zierlichen silbernen
Aschenbecher in die Hand und fächelte sich damit Luft zu.
»Wir
glauben, dass Maggie das nächste Ziel des wahnsinnigen Mörders sein könnte«,
sagte Francesca. »Und deshalb habe ich ihr unsere Gastfreundschaft angeboten.«
»Also, das
ist einfach zu viel des Guten, Francesca!«
Francesca setzte sich neben
ihre Mutter. »Maggie ist eine gute Frau, Mama. Sie ist im Augenblick tief
traurig, und sie hat vier Kinder, die von ihr abhängig sind ...«
»Und von denen eines mein
Tafelsilber gestohlen hat«, knurrte Julia und spielte damit wieder einmal auf
einen nur wenige Wochen zurückliegenden
Vorfall an, als das Tafelsilber der Cahills auf mysteriöse Weise verschwunden
war. »Sie können nicht hier bleiben. Was ist, wenn sich der Mörder in unser
Haus schleicht? Wenn er unserer Familie etwas antut?«
»Mama,
bitte«, flehte Francesca. Insgeheim ärgerte sie sich über Evan, weil er die
ganze Angelegenheit nicht etwas glaubwürdiger dargestellt hatte. »Und Joel hat
das Silber nicht gestohlen. Einer unserer Angestellten muss der Dieb sein,
Mama. Ich hatte bisher noch nicht die Gelegenheit, mich darum zu kümmern, aber
ich werde dem Gauner schon bald eine Falle stellen.«
Julia richtete ihren Blick an
die Decke und streckte in einer hilflosen Geste die Hände empor.
»Mama, wenn du Maggie und ihre
Kinder in ihre Wohnung zurückschickst, ist das vielleicht ihr Todesurteil!«,
flehte Francesca.
»Wage es ja nicht, mich als
herzlos hinzustellen!«, fuhr Julia ihre Tochter an. »Aber ich mache mir nun
einmal viel mehr Sorgen um dein Wohlergehen, Francesca. Ich dulde nicht, dass
du in Gefahr gerätst.«
Francesca zögerte. »Was wäre,
wenn ich dir verspreche, den Mann, den du für mich aussuchst, zumindest in
Betracht zu ziehen?«
Julia
setzte sich auf. »Wie bitte?«
Francesca
spielte ihre letzte Trumpfkarte aus, wobei ihr Herz wie wild pochte. »Mama,
wenn du Maggie und ihre Kinder bei uns wohnen lässt, bis der Kreuzmörder
gefasst ist, dann werde ich den Verehrer deiner Wahl höflich empfangen.« Bei
diesen Worten zog sich ihr Inneres unwillkürlich zusammen. Aber sie würde schon
mit einem Mann wie Richard Wiley fertig
werden – zumindest für eine Weile. Es wäre ein Leichtes, ihn zu manipulieren
und seine Hoffnungen im Keim zu ersticken. »Ich darf wohl davon ausgehen, dass
du kürzlich Mr Wiley begegnet bist?« Sie lächelte fröhlich.
Julia starrte sie mit
zusammengekniffenen Augen an.
»Mama?«
»Du
scheinst ja sehr motiviert zu sein, Francesca«, bemerkte Julia.
Francesca
beschlich umgehend ein Gefühl der Beklommenheit. Beging sie möglicherweise
einen Fehler? Sie hatte in den Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter – ob
heimlich oder offen – bislang noch niemals den Sieg davongetragen. Julia war
viel gerissener als sie. Francesca schluckte. »Ja, das bin ich.«
»Nun gut.
Dann darf Mrs Kennedy mit ihren Kindern bleiben. Und du wirst den Verehrer
meiner Wahl empfangen.«
»Ja, das
werde ich«, erwiderte Francesca voller Unbehagen. »Also wirst du wohl schon
sehr bald Mr Wiley zum Abendessen einladen, nicht wahr?«
Julia erhob
sich. »Nein, das werde ich nicht«, sagte sie lächelnd.
Francesca
misstraute diesem Lächeln.
»Ich hatte
ganz vergessen zu erwähnen, dass du einen Besucher hast, der nebenan wartet.
Und ich glaube, ich werde ihn zum Abendessen einladen. Was
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