Brenda Joyce
hältst du von
Sonntag?« Francesca schaute ihre Mutter an, die den Blick ungerührt erwiderte.
»Wer ist es denn?«, fragte Francesca ängstlich. Eine düstere Vorahnung beschlich
sie.
»Calder
Hart«, antwortete Julia.
Hart gab sich nicht die geringste Mühe, seine Ungeduld zu
verbergen. Als Francesca auf der Schwelle des kleinen, in Goldtönen gehaltenen
Salons verharrte, in dem er wartete, sah sie, dass er unruhig auf und ab lief
und immer wieder auf seine Uhr blickte. Er musste Francescas Anwesenheit gespürt
haben, denn er drehte sich um und lächelte. Sie erwiderte sein Lächeln nicht.
Hart trug wie gewöhnlich ein
schneeweißes Hemd zu einem schwarzen Anzug mit schwarzer Weste und Krawatte.
Sein atemberaubender Anblick versetzte Francesca einen kleinen Schock. Sie
starrten einander an, und sein Lächeln schwand. Dann trat er auf sie zu.
»Hallo, Francesca«, begrüßte er sie und blieb vor ihr stehen, nahm aber nicht
ihre Hand.
»Calder«,
brachte sie mit gepresster Stimme hervor. In diesem Moment hätte sie ihre
Mutter am liebsten umgebracht. Es würde nicht so leicht sein, Hart zu
manipulieren; jedoch hatte dieser ohnehin kein Interesse daran, einer Frau
ernsthaft den Hof zu machen, und damit wäre sie möglicherweise aus dem
Schneider.
»Wie ich sehe, haben Sie sich
nach meiner Gesellschaft verzehrt«, bemerkte er mit einem Aufblitzen seiner
weißen Zähne, das kein Lächeln war. Francesca reagiert nicht. »Was ist
geschehen?«, fragte er.
»Nichts.«
Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Welch ein unerwarteter Besuch! Nehmen Sie
doch Platz. Kann ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?« Sie bemerkte erst jetzt,
dass auf dem kleinen Tisch bereits eine Kaffeekanne nebst Tasse stand, die Hart
aber offenbar nicht angerührt hatte.
»Nein, vielen Dank«, erwiderte
er, wobei seine Stimme einen angespannten Tonfall annahm. »Wo haben Sie
gesteckt? Ich habe Ihre Kutsche bereits vor einer Viertelstunde vorfahren
sehen.«
»Ich hatte
noch etwas mit meiner Mutter zu klären«, sagte Francesca scharf und wandte sich
ab. Während sie ihm den Rücken zukehrte, spürte sie seinen Blick auf sich
ruhen.
»Oh, ich
verstehe. Aber müssen Sie Ihre Verärgerung an mir auslassen?«, fragte er.
Sie drehte
sich halb zu ihm um. »Hart, meine Mutter möchte mich unter die Haube bringen.
Und sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass Sie eine gute Partie für mich
wären.« Nun schenkte sie ihm ein breites Lächeln. »Ist das nicht absurd?«
Er erwiderte ihr Lächeln nicht.
»Ich fürchte, die meisten Mütter in dieser Stadt hätten mich gern zum
Schwiegersohn. Ich gelte allgemein als eine sehr gute Partie.«
»Hart! Sie
wissen sehr wohl, dass Sie es bei mir nicht mit einer dieser kleinen
Debütantinnen zu tun haben.« Sie blickte ihn mit einem plötzlichen Unbehagen
an. »Finden Sie die Angelegenheit denn gar nicht amüsant?«
»Ich versuche es gerade
herauszufinden. Ich nehme an, Sie halten mich für einen unwürdigen Kandidaten,
weil ich nicht die Tugendhaftigkeit meines Halbbruders besitze?« Seine linke
Augenbraue wanderte in die Höhe.
Francesca starrte ihn ungläubig
an. »Worüber reden wir denn hier eigentlich? Sie sind doch nicht gekommen, um
mir den Hof zu machen!«
»Ich mache niemals einer Frau
den Hof«, erwiderte er und entspannte sich sichtlich. »Ich habe kein Interesse
an der Ehe, und es wird mir ein Vergnügen sein, Ihrer Mutter dies begreiflich
zu machen.«
Francesca frohlockte innerlich.
Damit war sie in der Tat aus dem Schneider!
»Warum
freut Sie das jetzt so?«, fragte er misstrauisch.
»Bitte
erzählen Sie Mama nichts davon! Und bitte, bitte kommen Sie zum Essen, wenn sie
Sie einlädt!« Francesca eilte auf ihn zu und ergriff seine Hände. »Ich habe
zugestimmt, dass sie einen Verehrer für mich aussucht, und ihre Wahl ist auf
Sie gefallen. Aber da Sie kein Interesse an einer Ehe haben, wird alles ganz
wunderbar funktionieren!« Sie war plötzlich geradezu in Jubelstimmung.
Er hielt ihre Hände fest und
ließ seinen dunklen Blick langsam über ihr Gesicht wandern. »Ich glaube, dieses
Spiel könnte mir gefallen. Was springt denn für mich dabei heraus?«
Sie erstarrte, aber er ließ
ihre Hände nicht los, und daher vermochte sie sie nicht wegzuziehen. »Ich
verstehe nicht ganz.«
Er lächelte. Es war ein
schiefes Lächeln, gefährlich und beunruhigend. »Kommen Sie schon, Francesca!
Irgendetwas muss doch dabei auch für mich herausspringen.«
»Wir sind
Freunde«, antwortete sie mit Nachdruck.
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