Brenda Joyce
habe«, erwiderte sie. »Sie
haben gewonnen, Bragg. Ich werde mich für eine Weile um ein damenhaftes und
schickliches Benehmen bemühen.«
Er grinste. »Warten wir ab, wie
lange diese gute Absicht vorhält. Sollen wir eine Wette abschließen?«
»Bragg! Sie haben einen
schlechten Einfluss auf mich!«, erwiderte sie lachend.
»Ich
fürchte, da haben Sie Recht.«
»Was halten Sie von einem
Dollar als Wetteinsatz? Nein, warten Sie. Ich habe eine bessere Idee.«
Er kniff
die Augen zusammen. »Und die lautet?«
Sie schluckte. »Wenn ich
gewinne, begleiten Sie mich zu dem neuen Musical, das im Waldheim Theatre
gespielt wird.«
Er schien ein wenig überrascht
zu sein, erholte sich aber schnell wieder. »Na schön. Ich gebe Ihnen – nun,
sagen wir, zwei Wochen.«
Sie blinzelte. »Ich nehme die
Wette an«, erwiderte sie schließlich. »Und ich werde mich für den Rest des
Monats ausschließlich meinen Studien widmen.«
Dieses Mal
lachte er. »Das werden wir ja sehen!«
Doch
Francesca blieb ernst. Sie musste diese Wette unbedingt gewinnen. Er würde sie
ins Theater begleiten, und vielleicht würden sie später noch ein gemeinsames
Abendessen einnehmen. Er in seinem Frack, sie in ihrem neuen roten Kleid. Es
würde ein wunderbarer Abend werden, selbst wenn sie nur Freunde waren.
Vielleicht würden sie hinterher sogar noch tanzen gehen, einander in den Armen
halten ...
Sein
Lächeln war verschwunden. »Francesca?« Seine Stimme klang rau, so als wisse er,
worüber sie gerade nachgedacht hatte.
Sie musste
wohl verträumt gelächelt haben. Francesca biss sich auf die Unterlippe, und für
einen Moment schauten sie sich schweigend an. Ob Bragg ahnte, wie tief die
Gefühle waren, die sie für ihn hegte? In den vergangenen Wochen war sie zu
einer Frau gereift, die wusste, was Verlangen und Begehren
waren. Sie begehrte ihn körperlich, als Liebhaber, aber mehr noch bedurfte sie
seiner als Freund. Natürlich würden sie niemals eine Affäre haben. Aber
andererseits sah sie sich außerstande, in ihm nur den Freund zu sehen.
Er senkte
den Blick und spielte mit einer Aktenmappe, die auf seinem Schreibtisch lag.
Die Stille wog nun schwer, war spannungsgeladen, schien Gefahren zu bergen. In
diesem Moment fragte sich Francesca, ob es womöglich doch keine so gute Idee
gewesen war, Bragg zu besuchen. Aber wenn sie es nicht getan hätte, hätten sie
nicht diese Wette abgeschlossen, die sie zu gewinnen beabsichtigte. Ob es ihr
wohl jemals leichter fallen würde, ihm zu begegnen, ihn zu lieben und doch
nichts weiter als seine Freundin zu sein?
Schließlich räusperte sich
Bragg und warf Francesca einen Seitenblick zu. »Sosehr ich Ihre Gesellschaft
auch zu schätzen weiß – allmählich sollte ich mich doch wieder um meine Arbeit
kümmern«, sagte er leise.
Obwohl sie
auf eine gewisse Art erleichtert über diesen Themenwechsel war, erregte sie
das Funkeln in seinen Augen. »Und ich sollte nach Hause zurückkehren und
lernen«, erklärte sie mit seltsam heiserer Stimme.
Er ging
mit schnellem Schritt zu ihrem Mantel hinüber und nahm ihn vom Wandhaken.
Francesca ließ sich von ihm hineinhelfen, wobei sie sich der Berührung seiner
Hände überaus bewusst war. Noch einmal begegneten sich ihre Blicke, bevor sie
rasch auseinander traten. Dann schritt Bragg zur Tür und blieb davor stehen,
ohne sie zu öffnen.
In diesem Augenblick ging
Francesca wieder die Unterhaltung durch den Kopf, die sie mit Bragg auf den
Stufen des Plaza Hotels geführt hatte, kurz bevor sie von den Reportern umringt worden war. »Bedauern Sie eigentlich, was
Sie neulich zu mir gesagt haben?«, fragte sie mit leiser Stimme. Er zögerte.
»Nein.«
Dieses eine Wort ließ sie in
ihrem Inneren freudig erzittern, doch sie ließ es sich nicht anmerken. »Ich
auch nicht, Bragg«, flüsterte sie.
Er nickte
ihr kurz zu, und sie verließ sein Büro.
»Du hast Besuch, Francesca.«
Beim
scharfen Tonfall ihrer Mutter erstarrte Francesca, die gerade ihren Mantel
sowie Hut, Muff und Handschuhe einem Dienstboten gereicht hatte. Ängstlich
drehte sie sich um.
Julias
hübsches Gesicht trug einen missbilligenden Ausdruck. Sie sah aus wie eine
etwas ältere Ausgabe ihrer beiden Töchter: blaue Augen und klassische, feine
Züge. Obwohl sie bereits über vierzig war, war sie immer noch eine schlanke,
bezaubernde Frau, der viele Männer ihres Alters verstohlene Blicke zuwarfen.
»Guten Tag,
Mama«, sagte Francesca nervös. Sie hätte wetten können, dass ihre Mutter den
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