Brenda Joyce
Polizisten
auch gesagt. Sie haben mich beiseite genommen und mir Fragen gestellt – da
wusste ich, dass was nich stimmt. Aber ich hätte doch nie gedacht, dass sie tot
ist!«
»Hat man
Ihnen denn gesagt, dass sie tot ist?«
Maggie nickte. »Ihre Leiche
wurde gestern Abend von 'ner Frau im Schnee gefunden. Sie wollten mir aber nich
sagen, wie sie gestorben ist, bloß, dass sie ermordet wurde.«
Francesca
starrte Maggie entgeistert an. Gütiger Himmel! Maggies Freundin war die Tote,
die sie am Abend zuvor gefunden hatte!
Maggie
blickte sie fragend an. »Miss Cahill?«
Francesca
schluckte. »Wer war diese Frau, Mrs Kennedy?«
»Mary
O'Shaunessy, eine reizende Frau, und wie Joel schon sagte, sie hat zwei
Töchter, die eine ist drei, die andere sechs. Ihr Ehemann hat sie vor Jahren
mit den Kindern sitzen lassen. Sie war bis vor kurzem Näherin, und vor einigen
Monaten hat sie dann in 'nem Privathaushalt als Hausmädchen angefangen. Sie
war so glücklich über die neue Stelle«, fügte Maggie traurig hinzu.
»Für wen hat sie denn
gearbeitet? Und wo hat sie gewohnt? Glauben Sie, dass ihre Nachbarn mit mir
sprechen würden?«, fragte Francesca rasch. »Hat sie jemals erwähnt, dass sie
sich möglicherweise in Gefahr befand?«
Maggie sah
sie verwirrt an. »Nein, so etwas hat sie nie gesagt, Miss Cahill. Und ich kann
mich nich mehr daran erinnern, wo sie gearbeitet hat. Aber ich bin mir sicher,
dass es einer ihrer Nachbarn weiß. Das sind alles rechtschaffene, fleißige
Leute, die werden gewiss mit Ihnen reden, Miss Cahill.«
»Ich kann
Sie zu ihrer Wohnung bringen«, schlug Joel eifrig vor.
»Wir sind schon zu lange ohne Arbeit gewesen«, fügte er hinzu.
Francesca
zauste ihm spontan mit der Hand durch sein dichtes Haar. »Ja, das sind wir in
der Tat.« Sie bedauerte, dass sich Mary O'Shaunessy ihrer Freundin nicht
anvertraut hatte. »Mrs Kennedy? Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun,
um den Mord an Ihrer Freundin aufzuklären«, sagte Francesca mit entschlossener
Stimme. Und es war ihr ernst damit.
»Danke.« Maggie
schien erleichtert zu sein. Mittlerweile hatte sie ihre Fassung wiedererlangt.
»Ich wusste, dass Sie uns helfen würden. Da war ein Ungeheuer am Werk, Miss
Cahill. Mary war ein echter Sonnenschein. Und die armen kleinen Mädchen!«
Francesca tätschelte ihre Hand,
als sie plötzlich die Stimme ihres Bruders aus der Empfangshalle vernahm. Er
fragte mit lauter Stimme nach Francesca, und sein Tonfall ließ darauf
schließen, dass er bester Laune war. Evan besaß von Natur aus ein fröhliches
Wesen.
Maggie
erhob sich. »Ich muss zurück zur Fabrik, sonst wird man mich rauswerfen, wo ich
doch gestern schon krankgefeiert hab.«
Francesca
begleitete sie in die Halle hinaus. »Falls man Ihnen drohen sollte, dass Sie
entlassen werden, sagen Sie mir Bescheid, dann werde ich mich einmal mit dem
Direktor unterhalten.«
Maggie
schenkte ihr ein dankbares Lächeln.
In diesem
Moment näherte sich Evan mit großen Schritten. Er war dunkelhaarig und
attraktiv, doch im Augenblick saß seine Krawatte schief, und das Jackett seines
Anzugs hing offen, so dass man seine schlanke, muskulöse Gestalt sah. Er lächelte Francesca an. »Da bist du ja!« Sein Blick
wanderte mit einer gewissen Neugierde über Joel und Maggie hinweg. Er blieb
neben Francesca stehen und schlang einen Arm um sie. »Und wie geht es meiner
mutigen, Bratpfannen schwingenden Schwester denn heute?«
»Das ist nicht witzig«,
erwiderte Francesca und wand sich aus seinem Griff. »Du scheinst ja
ausgesprochen guter Laune zu sein.«
»Ich hatte
gestern einen überaus interessanten Abend«, sagte er und blickte erneut zu
Maggie hinüber. Dabei runzelte er ein wenig die Stirn, als verblüffe ihn etwas.
»Guten Tag. Kennen wir uns?«, fragte er, während seine blauen Augen über ihre
Gestalt hinwegwanderten.
»Nein«,
erwiderte Maggie und blickte zu Boden.
»Evan, das sind Mrs Kennedy und
ihr Sohn, Joel. Mein Bruder, Evan.«
»Sie sind also der, der Grace
Conway aushält!«, entfuhr es Joel, und seine Augen strahlten vor Bewunderung.
Grace
Conway war Schauspielerin und zudem Evans Mätresse, auch wenn er gegen seinen
Willen mit Sarah Channing verlobt war. Bevor Francesca herausgefunden hatte,
dass ihr Bruder in eine Affäre mit Miss Conway verwickelt war, hatte sie noch
nie etwas von dieser Frau gehört, die offenbar in den Varietés in den
Arbeitervierteln auf der Bühne stand. Scheinbar kannte Joel die schöne,
rothaarige Schauspielerin
Weitere Kostenlose Bücher