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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 03 - Stunde der Versuchung
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wahrscheinlich gefragt, ob ihr Lust hättet, uns zu begleiten.«
    »Ich habe die Einladung
angenommen, da ich keine taktvolle Möglichkeit sah abzulehnen«, erwiderte Evan.
»Aber lass uns keinen langen Abend daraus machen, ja?« Und mit diesen Worten
schritt er davon.
    Francesca wusste nicht so
recht, was sie denken sollte. Offenbar hatte Evan kein allzu großes Verlangen,
den Abend mit seiner Verlobten, Sarah Channing, zu verbringen. Und Bragg wollte
den Abend wohl unverfänglich gestalten, indem er ein weiteres Paar einlud.
    Sie war
enttäuscht, obgleich sie gar kein Recht dazu hatte. Aber es war wohl besser so.
Es war ohnehin albern von ihr gewesen, sich nach einem romantischen Abend zu
sehnen – und falsch dazu. Außerdem musste sie sich gerade um wichtigere Dinge
kümmern. Seufzend wandte sie sich Joel zu. »Was hältst du von einem kleinen
Mittagessen, bevor wir losziehen, um mit Mary O'Shaunessys Nachbarn zu
sprechen?« Joel strahlte sie an. »Haben Sie etwa mein Magenknurren gehört?«,
fragte er.
    Francesca
erwiderte sein Lächeln. »Ich glaube, heute Mittag ist eine schöne Portion von
dem gebratenen Truthahn übrig geblieben, und außerdem hätte ich frischen Apfelkuchen
zum Nachtisch anzubieten.«

Kapitel 3
    FREITAG, 7. FEBRUAR 1902 – 14 UHR
    Es war sehr verlockend gewesen, am Sherry Netherland's
Halt zu machen, als Francesca und Joel in der Mietdroschke die 5th Avenue
hinunterfuhren. Francesca hatte sogar Harts großen, eleganten Broughham
erkannt, der nicht weit vom Eingang des berühmten Hotels entfernt in einer
Reihe mit anderen, ähnlichen Kutschen stand, und seinen Kutscher, der mit den
Türstehern des Hotels plauderte. Doch Francesca hatte jetzt wichtigere Dinge zu
tun.
    Joel hatte ihr erzählt, dass
Mary O'Shaunessy auf der Avenue C, Ecke 4th Street gewohnt hatte. Es war ein
übervölkertes, trostloses Viertel, in dem die Mietshäuser älter und baufälliger
schienen als in anderen Teilen der Stadt. Obgleich es heller Tag war, fühlte sich
Francesca unwohl. Während ihr Blick die Männer, die an den Ecken
herumlungerten, und fünf zerlumpte Jungen streifte, die sich an einer
Steintreppe versammelt hatten, richteten sich unwillkürlich ihre feinen
Nackenhaare auf. Die Jungen spielten weder mit Murmeln noch mit Karten oder
Würfeln – sie standen einfach da und starrten die Vorübergehenden mit
finsteren Blicken an.
    »Mag sein, dass ich mich irre«,
sagte Francesca, nachdem sie die Droschke bezahlt hatte, »aber ist das da
drüben etwa eine Straßenbande, Joel?«
    Auch Joel
machte keinen besonders entspannten Eindruck.
    »Gucken
Sie da bloß nicht hin«, warnte er Francesca leise. »Das sind die Mugheads, und
die sind ziemlich übel und gemein. Ich hätte nich gedacht, dass die um diese
Zeit hier rumschwirren, Miss. Wenn Sie doch bloß nicht so auffallen würden!«
    Der Gedanke
an ihren Vater und ihre Mutter schoss Francesca durch den Kopf, und sie fragte
sich, wer ihr einen größeren Schrecken einjagen würde, wenn sie nun in Gefahr
geraten sollte – die Mugheads oder ihre Eltern. Joel hastete mit großen
Schritten davon, und Francesca beeilte sich, ihm zu folgen. Sie drehte sich
noch einmal nach der Steintreppe um, aber in dem Moment versperrte ihr eine
große Karre die Sicht. Ihr fiel auf, dass in diesem Stadtviertel, in dem es außer
zwei Schnapskneipen und einem kleinen Lebensmittelladen nur Mietshäuser gab,
nur sehr wenig Straßenverkehr herrschte, was, wie sie vermutete, an den
ärmlichen Verhältnissen der Bewohner lag.
    Als sie
noch einmal zurückblickte, sah sie, dass sich eines der Bandenmitglieder
ebenfalls umgedreht hatte und sie anstarrte. Es war ein großer, schlaksiger
Rotschopf, der sich eine Wollmütze über sein zottiges Haar gezogen hatte. Er
grinste breit, drehte sich um und stupste einen seiner Kumpane an. »Gucken Sie
da nich hin!«, zischte Joel.
    Als Francesa sah, dass jetzt
alle fünf Jungen zu ihnen herüberstarrten, wandte sie sich ab.
    »Da wären
wir«, sagte Joel, als sie nach einer Weile vor einer Tür standen, und zog mit
aller Kraft an einem rostigen Riegel. Die Tür öffnete sich widerstrebend, und
als sie in den unbeleuchteten Korridor traten, drang ihnen ein furchtbarer
Gestank entgegen.
    »Hier hat
Mary gewohnt?«, fragte Francesca entsetzt.
    »Sie hat
sich mit ihren Mädchen eine kleine Wohnung mit den Jadvics geteilt«, antwortete
Joel.
    »Polen?«,
fragte Francesca, während sie ein Taschentuch aus ihrer Handtasche zog und es
sich vor die Nase

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