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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 03 - Stunde der Versuchung
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hielt. Dem Gestank nach zu urteilen, musste sich jemand vor
nicht allzu langer Zeit in dem Treppenhaus furchtbar übergeben haben.
    »Kann sein«, erwiderte Joel.
Als sie auf dem ersten Treppenabsatz angelangt waren, schritt er auf die
nächstliegende Tür zu und hämmerte dagegen. »Mrs Jadvic!«, rief er. »Sind Sie
zu Hause? Hier ist Joel Kennedy! Mrs Jadvic?«
    Nach einer
Weile wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet. Eine alte Frau mit
herabhängenden Wangen beäugte Francesca und Joel misstrauisch. Sie trug ein
verschlissenes Hauskleid, dessen Farbe wohl einmal Gelb gewesen war, inzwischen
allerdings eher einem Beige ähnelte.
    »Ich
bin's, Grandma Jadvic, Joel Kennedy«, sagte Joel. »Das hier ist 'ne Freundin
von mir, Miss Cahill, 'ne echte Dame. Können wir reinkommen? Hier draußen
stinkt's nämlich furchtbar«, fügte er vorwurfsvoll hinzu.
    Das Gesicht der Frau nahm einen
freundlicheren Ausdruck an. Sie nickte und öffnete die Tür ganz.
    Francesca
betrat ein Zimmer mit einem Ofen, einem kleinen Tisch, zwei wackeligen Stühlen
und fünf Matratzen, in dem vier Kinder verschiedenen Alters mit Lumpenpuppen
und einem Zinnsoldaten spielten. Das jüngste Kind, ein kleines Mädchen von zwei
oder drei Jahren, nuckelte an einem Sauger. Durch eine weitere Tür, die nur
angelehnt war, konnte Francesca einen Blick in das Nebenzimmer erhaschen.
Darin befanden sich weitere Matratzen – auf einer von ihnen schlief ein Mann –,
ein Stuhl und eine kleine Kommode.
    Francesca
hatte schon andere Mietwohnungen gesehen, aber noch niemals zuvor eine, in der
die Bewohner in derart beengten und menschenunwürdigen Verhältnissen lebten.
    Irgendwie
brachte sie ein Lächeln zustande, als sie die alte Dame begrüßte. »Guten Tag,
Mrs Jadvic. Mein Name ist Francesca Cahill.« Sie hielt ihr die Hand hin, aber
die alte Frau starrte sie nur an.
    »Was
wollen?« Sie sprach mit einem starken polnischen Akzent.
    Francesca deutete auf das
kleine, blonde Mädchen mit den großen, blauen Augen, das an dem Sauger
nuckelte. »Ist das Mary O'Shaunessys Tochter?«
    Bevor die
alte Frau antworten konnte, wurde die Wohnungstür erneut geöffnet, und eine
weitere Frau in einem fleckigen braunen Mantel, an dem sich bereits der Saum
löste, betrat das Zimmer. Die Frau hatte ihr blondes Haar hochgesteckt und trug
eine neuen, roten Schal um den Kopf. Ihre haselnussbraunen Augen strahlten.
Als sie Francesca erblickte, die neben Joel stand, wanderten ihre Augenbrauen
in die Höhe. »Joel?«
    »Hallo, Mrs
Jadvic«, sagte Joel. »Das hier ist Miss Cahill aus dem Villenviertel.«
    »Das ist unschwer zu erkennen«,
erwiderte Mrs Jadvic. Sie hatte nur einen leichten Akzent, der nicht so stark
auffiel wie der ihrer Schwiegermutter. Da die Frau so verhärmt wirkte,
vermochte Francesca ihr Alter nicht zu schätzen – sie konnte zwanzig, dreißig
oder vierzig Jahre alt sein.
    »Miss
Cahill ist 'ne Privatdetektivin«, fuhr Joel fort. »Sie ist hier,
um den Mord an Mary aufzuklären. Um rauszufinden, wer's getan hat.«
    Francesca hatte bereits eine
ihrer Visitenkarten aus der Handtasche gezogen und reichte sie nun Mrs Jadvic,
die ihre Tüte mit den Lebensmitteln abgestellt hatte. »Ich kann nich lesen«,
sagte die blonde Frau leise.
    »Ich bin Privatdetektivin, Mrs
Jadvic. Und Maggie Kennedy hat mich beauftragt herauszufinden, wer Mary
O'Shaunessy ermordet hat und warum.«
    Mrs Jadvic biss sich auf die
Unterlippe, und Tränen traten ihr in die Augen. »Die zwei da sind ihre«, sagte
sie und wies in Richtung der Kinder. »Wir können sie nich behalten. Es geht
einfach nich.«
    Francesca
blickte von dem kleinen blonden Mädchen, das seinen Sauger zur Seite geworfen
hatte, zu seiner Schwester, einem mageren, kleinen Mädchen, das hellbraunes
Haar und die gleichen blauen Augen hatte. Sie fragte sich, ob sie die Kinder
mit nach Hause nehmen sollte, bis sie bei einer richtigen Familie
untergebracht werden konnten, doch dann fiel ihr ein, dass dies wegen ihrer
Eltern nicht möglich war. Die Mädchen würden zumindest zeitweise bei
Pflegeeltern oder in einem Waisenhaus untergebracht werden müssen. Welch
schreckliche Vorstellung!
    Das ältere
Mädchen schien Francescas Gedanken lesen zu können, denn ihr Gesichtsausdruck
wurde mit einem Mal ganz traurig. Sie ergriff die Hand ihrer Schwester und umschlang
diese so fest, dass die Kleine einen protestierenden Laut von sich gab.
    »Ich werde ein Zuhause für sie
finden«, sagte Francesca entschlossen und wandte sich

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