Brenda Joyce
sie dem Mann gegen die Brust. Der griff
danach. »Oder sollte ich besser mit dem Direktor dieses vortrefflichen
Etablissements reden, in dem ich so häufig mit meiner Familie speise?«
»Sind Sie etwa die junge Dame,
die den Randall-Mörder gefasst hat?«, fragte der zweite Türsteher.
Francesca
nickte überrascht und stolz zugleich.
»Hey, Joe, die hat den Mörder
ganz allein gestellt und dabei 'ne Bratpfanne benutzt. Stand in der Zeitung.«
Die Türsteher warfen einander einen Blick zu und traten beiseite.
»Bitte treten Sie nur ein«,
sagte der erste Türsteher. »Und ich bitte vielmals um Verzeihung, Miss Cahill.«
Francesca
kam sich wie eine Berühmtheit vor. Sie blickte Joel mit hochgezogenen
Augenbrauen an, und gemeinsam betraten sie das große Hotelfoyer, das von
Säulen umgeben und dessen Marmorboden mit riesigen orientalischen Teppichen bedeckt
war. Dann durchquerten sie zielstrebig die Empfangshalle und betraten das
Restaurant. Dort kam sogleich ein Oberkellner mit einem entschuldigenden
Lächeln auf sie zu. »Ich fürchte, wir servieren kein Mittagessen mehr, Miss.«
Francesca antwortete ihm nicht,
sondern schaute sich in dem riesigen Speisesaal um. Nur drei Tische waren noch
besetzt, und an einem von ihnen entdeckte sie ihre Schwester und Hart.
Er berührte gerade ihre Hand,
die auf der weißen Leinendecke lag. Sie lachte und zog die Hand weg. Daraufhin
beugte sich Hart vor und sagte etwas. Connie schien ein wenig nervös zu sein
und benahm sich eindeutig kokett. Zwischen ihnen stand eine leere Weinflasche.
Connies Glas enthielt noch einen Schluck oder zwei, während Harts leer war.
Francesca konnte ihre Augen
nicht von dem Tisch in der Ecke abwenden. Selbst aus dieser Entfernung
betrachtet war Hart ein Mann, der unwillkürlich die Blicke auf sich zog. Er war
ein dunkler Typ mit olivfarbener Haut und dichtem, schwarzen Haar, außerdem war
er groß gewachsen und breitschultrig und hatte ein kleines Grübchen in seinem
Kinn. An diesem Tag trug er einen schwarzen Anzug und dazu ein schneeweißes Hemd.
Francesca wurde bewusst, dass Hart bisher jedes Mal, wenn sie einander begegnet
waren, Schwarz getragen hatte.
Es stand ihm sehr gut.
Plötzlich wandte er den Kopf
und blickte in ihre Richtung, ganz so, als habe er gespürt, dass er beobachtet
wurde.
Und trotz der Entfernung, die
sie trennte, spürte Francesca, wie überrascht er war. Und wie erfreut.
Er erhob sich, ohne seinen
Blick von ihr zu nehmen.
Endlich
wandte sich Francesca dem Oberkellner zu, der immer noch neben ihr stand.
»Meine Schwester speist mit Mr Hart. Ich habe eine wichtige Nachricht für sie.«
»Oh, dann gehen Sie doch bitte
hinein.« Der Kellner lächelte sie an und wandte sich dann ab, und Francesca
schritt mit Joel im Schlepptau mitten durch den geräumigen Speisesaal auf den
Tisch zu.
Hart blieb stehen, den Blick
fest auf sie gerichtet. Francesca blickte von ihm zu Connie, auf deren Gesicht
nicht der Anflug eines Lächelns auszumachen war. Ganz im Gegenteil, sie warf
Francesca wütende Blicke zu.
»Welch eine
überaus angenehme Überraschung«, sagte Hart leise. Er besaß eine Art zu
sprechen, die unglaublich sinnlich war. Beim Klang seiner Stimme schoss
Francesca wieder einmal durch den Kopf, dass Hart Stammgast bei zwei angeblichen
Schwestern in einem Bordell war. Francesca hatte Daisy und Rose während der
Ermittlungen zu ihrem letzten Fall kennen gelernt. Sie vermochte das Bild von
Hart, wie er mit diesen beiden umwerfend schönen Frau zusammen war, für einen
Moment nicht aus ihren Gedanken zu verbannen.
Dann riss
sie sich zusammen und sagte fröhlich: »Wir waren gerade in der Gegend. Du meine
Güte, ein Burgunder zum Mittagessen«, fuhr sie dann betont beiläufig fort.
»Rein
zufällig, natürlich«, sagte Connie kühl.
»Der Wein war vorzüglich,
ebenso wie das Essen – und die Gesellschaft.« Hart lächelte Connie an, die
sittsam die Augen niederschlug. Dann grinste er Joel freundlich an. »Hallo,
Kleiner«, sagte er.
Joel beäugte ihn feindselig.
»Mein Name ist Joel Kennedy.«
»Wie ich sehe, lassen die
Manieren Ihres kleinen Ganoven immer noch zu
wünschen übrig«, erklärte Hart gelassen und mit einer gewissen Amüsiertheit.
»Jetzt sagen Sie bloß nicht, dass Sie schon wieder hinter irgendwelchen
Schurken her sind.«
»Joel hat
hervorragende Manieren«, gab Francesca zurück.
»Die ewige
Verteidigerin aller vom Schicksal Gebeutelten«, neckte Hart sie. »Das macht Sie
so charmant, Francesca.«
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