Brenda Joyce
Seine Worte freuten sie, denn sie wusste, dass er sie
ernst meinte. »Ja, sollte ich mich denn plötzlich über Nacht verändern?«,
fragte sie kokett.
»Auf keinen
Fall!« Er lachte. »Ich wäre wie vom Donner gerührt. Was sollte ich nur ohne
eine so einzigartige Freundin anfangen?«
Sie lächelte. »Sie wüssten
nicht mehr aus noch ein, das kann ich Ihnen versichern«, erwiderte sie. Dann
blickte sie erneut ihre Schwester an. »Wie war das Essen?«
Auch Harts Blick ruhte jetzt
auf Connie, wobei seine Augen einen weicheren Ausdruck annahmen und dann zu
funkeln begannen. »Lady Montrose?«
»Das Essen war wundervoll«,
erwiderte Connie und blickte Hart dabei tief in die Augen.
»Und was hast du gegessen?«, fragte Francesca ein wenig spitz.
»Es freut mich, dass Sie es
genossen haben«, sagte Hart leise, als hätte er Francescas Frage gar nicht
gehört. »Ich glaube, ein Mittagessen mit mir war genau das, was der Doktor
Ihnen verordnet hat.«
»Da bin ich ganz Ihrer
Meinung«, stimmte ihm Connie zu. »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das
letzte Mal einen so angenehmen Nachmittag verlebt habe.«
»Das
Gleiche habe ich auch gedacht«, erklärte Hart.
Francesca
bemerkte erst jetzt, dass Connie sich vor ihrem Treffen mit Hart noch einmal
umgezogen hatte. Das brave rosafarbene Kleid war verschwunden, und sie trug nun
ein stark tailliertes, saphirblaues Kleid mit tiefem Ausschnitt, das ihre
fantastische Figur betonte. »Was hast du gegessen?«, wiederholte Francesca noch
einmal. Sie bemerkte, wie scharf ihr Ton war.
Connie blickte sie an. »Ich
weiß es nicht mehr«, sagte sie und errötete.
Hart
lachte herzlich, und sein Blick glitt über Connie hinweg und verweilte für eine
Weile auf ihrem Dekolleté. »Ich beende ja nur ungern einen so wundervollen
Nachmittag«, sagte er, »aber ich habe um Viertel nach vier noch einen Termin.
Glücklicherweise hier in der Innenstadt.« Mit einer Geste bedeutete er dem
Kellner, die Rechnung zu bringen.
»Und ich
muss zurück nach Hause.« Als Connie sich zu erheben begann, eilte Hart um den
Tisch herum zu ihrem Stuhl und half ihr auf. Sie stützte sich auf ihn und sagte
mit rauer Stimme: »Vielen Dank, das ist sehr freundlich von Ihnen.«
»Du meine
Güte!«, murmelte Francesca in sich hinein.
Connie harte
ihre Bemerkung nicht gehört, doch Hart schon. Er sah Francesca an und grinste.
Offenbar amüsierte er sich wieder einmal königlich.
Der
Kellner trat an den Tisch, und Hart unterschrieb die Rechnung. Dann packte er
Joel an der Schulter, der soeben zur Tür gehen wollte, und hielt ihn zurück.
»Damen sollte man immer den Vortritt lassen, Kennedy«, erläuterte er dem
Jungen. »Meine Damen?«, fügte er dann hinzu und bedeutete Connie und Francesca,
dass sie vorgehen sollten.
»Als ob Sie davon 'ne Ahnung
hätten«, gab Joel unfreundlich zurück und schüttelte den Kopf.
Connie
würdigte ihre jüngere Schwester keines Blickes; ganz offenbar hatte sie
Francescas Auftauchen sehr verärgert. Als sie aus dem Hotel traten,
beschleunigte Connie ihre Schritte sofort. Francesca entdeckte den eleganten
Brougham ihrer Schwester, der vor Harts Kutsche stand. Connies Kutscher, Clark,
öffnete umgehend die Tür des geschlossenen, vierrädrigen Wagens, als er seine
Herrin auf sich zukommen sah.
Connies
Schritte wurden länger, und da Francesca sich beeilte, ihr zu folgen, waren
sie beide schneller als Joel und Hart. Mit funkelnden Augen drehte sich Connie
zu ihrer Schwester um. »Was glaubst du eigentlich, was du da tust, Fran?«,
zischte sie.
Francesca
lächelte freundlich. »Dich retten.«
»Wer hat denn jemals behauptet,
dass ich der Rettung bedarf?«, erwiderte Connie kühl.
»Jede
anständige Frau muss vor Hart gerettet werden.«
Connie
hatte ihre Hände, die in blauen Handschuhen steckten, die eine Spur dunkler
waren als ihr Kleid und ihr Mantel, zu Fäusten geballt und in ihre Hüften
gestemmt. »Wenn ich nicht wüsste, was du für Bragg empfindest, könnte ich glatt
vermuten, dass du eifersüchtig bist.«
»Ich bin nicht eifersüchtig«,
erwiderte Francesca rasch, obwohl sie tief in ihrem Innern ahnte, dass sie
sich diesbezüglich selbst etwas vormachte. »Ich will bloß nicht, dass du Harts
beträchtlichem Charme zum Opfer fällst – von seinem Geschick im Umgang mit der
Damenwelt ganz zu schweigen.«
»Ich falle
nichts und niemandem zum Opfer«, antwortete Connie
schnippisch. »Und ich schlage vor, dass du erst einmal über dein eigenes Leben
nachdenkst,
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