Brenda Joyce
bevor du ein Urteil über meines abgibst.«
»Darf ich?«, ertönte in diesem
Moment Harts Stimme hinter ihnen.
Francesca
zuckte zusammen. Sie hoffte inständig, dass er ihr Gespräch nicht belauscht
hatte. Sie wich zurück, als Hart Connies Arm ergriff und ihr beim Einsteigen
half, bemühte sich aber, ihrer weiteren Unterhaltung zu lauschen und
beobachtete mit Argusaugen, wie ihre Schwester ihn anstrahlte.
»Wann werde ich wieder die
Gelegenheit haben, Sie auszuführen?«, fragte Hart mit leiser Stimme. Oh, wie
verführerisch er sein konnte!
Connie zögerte. »Ich muss erst
einen Blick in meinen Terminkalender werfen. Vielleicht nächste Woche?«
»Nächste Woche!«, rief er bestürzt.
»Aber das wird mir ja wie eine Ewigkeit vorkommen, liebste Lady Montrose!«
»Das möchte ich bezweifeln«,
erwiderte sie lachend.
Er lächelte, ergriff ihre
behandschuhte Hand und küsste sie. »Ihr Gatte kann sich glücklich schätzen«,
sagte er und schaute ihr dabei tief in die Augen.
Connie blickte verlegen zur
Seite. »Ich bin es, die sich glücklich schätzen kann«, murmelte sie.
Hart lächelte verführerisch,
und Francesca hätte ihm am liebsten einen Tritt gegen das Schienbein versetzt.
Er schloss
die Tür der Kutsche, ohne dabei den Blick von Connie zu lösen. Als Clark auf
den Kutschbock hinaufstieg und die Bremsen löste, wich Hart, der Connie immer
noch anlächelte, einen Schritt zurück. Sie hob die Hand zum Abschied,
ohne Francesca dabei auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen.
»Zum Kuckuck, sind denn hier
alle liebeskrank?«, hörte sie Joel fragen, der hinter ihr auf dem Bürgersteig
stand.
Francesca wandte sich um und
warf ihm einen strengen Blick zu, woraufhin er nur angewidert den Kopf
schüttelte.
Die
Kutsche fuhr davon. Für einen Augenblick hegte Francesca die Hoffnung, dass
Montrose von Connies Verabredung zum Mittagessen erfahren und ihr deshalb den
Kopf waschen würde, doch im nächsten Moment bedauerte sie ihre Kleinlichkeit
auch schon.
Aber irgendjemand
musste ihre Schwester doch vor einer Dummheit beschützen, und wer sollte das
tun, wenn nicht Neil?
»Kann ich
Sie irgendwohin mitnehmen?«, fragte Hart in diesem Moment. »Ich fahre nur ein
paar Straßen weit, aber Raoul wird Sie absetzen, wo immer Sie es wünschen.«
Francesca
zögerte.
»Was ist? Erscheint Ihnen der
Gedanke an meine Gesellschaft etwa nicht verführerisch?« Er schien sich über
sie lustig zu machen.
»Was das Verführen angeht, sind
Sie eindeutig ein großer Experte, Hart«, erwiderte sie forsch.
Er ergriff ihren Arm und warf
Joel einen Blick zu. »Dann mal los, Kleiner. Mein Angebot gilt für euch beide.«
Francesca
erhob keinen Einspruch, als er sie weiter die Straße hinauf zu der Stelle
führte, wo sein dunkelhäutiger Kutscher in seiner königsblauen Livree bereits
neben der geöffneten Tür des großen, ausgesprochen gut ausstaffierten Broughams
stand. Das Gespann bestand aus vier prächtigen Rappen mit vergoldeten Namensschildern am Geschirr, die Lederbänke im
Inneren der Kutsche waren rot und die Laternen und Leisten aus Bronze. Man
hätte glauben können, dass der Besitzer der Kutsche dem Adel angehörte, wäre
da nicht Raoul gewesen, der den Eindruck eines Ganoven aus einem üblen
Stadtviertel erweckte. Er war von mittlerer Statur und wahrscheinlich
mexikanischer Abstammung und wirkte zu ungehobelt und viel zu massig für seine
tadellose Uniform. Zudem besaß er weder das Benehmen noch das Auftreten eines
geübten Dienstboten.
Hart half
Francesca die Stufe hinauf und erlaubte dann Joel, in die Kutsche zu klettern.
Der Junge machte es sich auf der Sitzbank entgegen der Fahrtrichtung gemütlich,
während schließlich auch Hart einstieg. »Na, is ja 'n tolles Gefährt«,
kommentierte Joel mit betont verächtlicher Stimme.
Hart ließ
sich neben Francesca nieder, worauf die Kutsche sofort losfuhr, ohne dass Hart
irgendwelche Anweisungen gegeben hätte. »Nun, Kennedy, dann erzähl mir doch
mal, warum du mich nicht leiden kannst?«, sagte er freundlich zu Joel.
Der Junge warf ihm einen
störrischen Blick zu. »Weil Sie nix taugen«, erwiderte er geradeheraus.
Das schien Hart zu amüsieren,
denn er lachte und sah Francesca an. »Hat Ihr kleiner Gehilfe da etwa Recht?«
»Nein«,
antwortete Francesca kurz angebunden. »Ich bin mir sicher, dass auch in Ihnen
ein guter Kern steckt, Hart.«
»Also sind
wir heute wieder bei Hart gelandet. Nicht etwa Calder. Hm. Sie sind offenbar
immer noch böse auf
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