Brenda Joyce
hat«,
erwiderte Francesca voller Inbrunst.
Bragg kam
langsam hinter seinem Schreibtisch hervor. »Wir? Sie sind an dieser
Ermittlung nicht beteiligt, Francesca. Und woher wissen Sie, dass die Ermordete
zwei Töchter hat?« Der Blick aus seinen bernsteinfarbenen Augen war gelassen
und geduldig, aber gleichzeitig auch durchdringend.
Sie seufzte. »Maggie Kennedy
hat mir heute Morgen einen Besuch abgestattet. Sie wusste vor Kummer nicht ein
noch aus.«
»Maggie Kennedy? Ist sie
zufällig mit diesem kleinen Strolch verwandt, den Sie so gern haben?«
»Sie ist
seine Mutter, Bragg. Und Mary O'Shaunessy war ihre engste Freundin«, erwiderte
Francesca. Es hatte wohl wenig Sinn, Bragg zu sagen, dass sie schon allein
deshalb in den Fall involviert war, weil sie die Leiche entdeckt hatte. Seine
Augen weiteten sich kaum merklich. »Bitte sagen Sie mir jetzt nicht, dass Mrs
Kennedy Ihre Dienste in Anspruch genommen hat!«
»Doch, das
hat sie«, erwiderte Francesca mit hochgerecktem Kinn. »0 Bragg! Nach allem, was
ich bisher erfahren habe, war Mary ein wahrer Sonnenschein, eine wunderbare
Mutter und eine fromme Katholikin! Sie hat so etwas nicht verdient – und jetzt
sind ihre beiden kleinen Mädchen Waisen!«
Bragg trat
auf sie zu hob ihr Kinn mit der Fingerspitze an. Ihre Blicke trafen sich und
senkten sich ineinander. »Was führen Sie da wieder im Schilde, Francesca?«,
fragte er. Trotz des prüfenden Blicks fürchtete sie sich nicht vor ihm, und ein
wohliger Schauer lief ihr den Rücken hinunter.
»Nachdem ich Maggie getröstet
hatte, zeigte mir Joel die Wohnung, die sich Mary mit einer anderen Familie
teilte«, erläuterte sie ein wenig atemlos. »Ich glaube, die Polizei hat bereits
mit den Jadvics gesprochen.«
Er ließ seine Hand fallen und
starrte sie an. »Ich werde nicht erlauben, dass Sie sich in einen Fall
einmischen, bei dem es um einen geistesgestörten Mörder geht.«
»Ist das die Schlussfolgerung,
zu der Sie gelangt sind?«, fragte sie eifrig.
»Kein
Kommentar.«
»Bragg!«,
rief sie. »Ich bin doch nicht von der Presse!«
»Das weiß
ich sehr wohl. Aber übertreiben Sie es nicht wieder einmal ein wenig? Soweit
ich weiß, wollten Sie sich Ihrem Studium widmen, und außerdem haben Sie doch
diese neue Klientin, Mrs Stuart. Wie geht es denn eigentlich mit diesem Fall
voran, Francesca?« Er blickte sie mit zusammengekniffenen Augen an.
»Sie versuchen mich abzulenken,
aber das wird Ihnen nicht gelingen«, erwiderte sie mit sanfter Stimme.
»Was soll
ich bloß mit Ihnen anfangen?«
»Verfolgen Sie schon
irgendwelche Spuren?«, gab sie schnell zurück.
»Ja, aber ich werde Ihnen
nichts darüber erzählen«, erwiderte er mit fester Stimme. Seine golden
schimmernden Augen blickten Francesca entschlossen an.
»Ich war
doch von entscheidender Hilfe bei der Aufklärung des Randall-Mordes, nicht
wahr?«, fragte sie listig. Bragg schwieg.
»Und auch
bei der Burton-Entführung, oder?«
»Sind Sie etwa gekommen, um mir
damit in den Ohren zu liegen? Für so etwas habe ich keine Zeit, es wartet
nämlich eine Menge Arbeit auf mich.«
»Bragg!« Nun war sie aufrichtig
schockiert. »Das ist eine Unterstellung!«
Bragg
wirkte mit einem Mal sehr müde. Er setzte sich mit einer Gesäßhälfte auf den
Schreibtischrand und sagte leise: »Tut mir Leid. Ich bin einfach nur
frustriert. Das ist alles.«
»Wegen des
Falles?«, erkundigte sie sich verständnisvoll und nahm auf dem Stuhl vor seinem
Schreibtisch Platz.
»Und auch
wegen der Ernennung, die ich ausgesprochen habe. Sie wurde vor einer Stunde im
Rathaus verkündet. Ich habe mich im letzten Moment gegen Shea entschieden und
stattdessen Inspector Farr ernannt. Ich glaube nicht, dass Sie ihn bereits
kennen gelernt haben. Er ist ein echter Plagegeist, klüger als ihm gut tut,
und ich traue ihm nicht so recht über den Weg. Aber er scheint darum bemüht,
alles richtig zu machen, es mir recht zu machen, und ich glaube, dass
ich in der Lage sein werde, ihn zu kontrollieren.«
Francesca zuckte unwillkürlich
zusammen. »Nun, das will ich auch schwer hoffen«, sagte sie.
»Außerdem ist er einer von
Tammany Halls Männern«, fügte Bragg hinzu.
»Dann sollten Sie auf der Hut
sein. Achten Sie darauf, dass er auch wirklich für Sie arbeitet – und
nicht etwa gegen Sie.« Bragg lächelte sie voller Zuneigung an. »Wie kommt es
nur, dass Sie so intelligent sind?«
Sie errötete vor Freude. »Ich
bin wohl schon immer ein Freigeist gewesen, und mein Vater hat mich
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