Brenda Joyce
oberen Stockwerke führte. »Rose!«,
rief sie und eilte auf ihre Freundin zu. In ihrem hellblauen Seidenkleid war
sie eine wahrhaft engelhafte Erscheinung.
Die beiden
Frauen umarmten sich innig. Francesca sah ihnen lächelnd dabei zu und erblickte
Tränen in Roses Augen, als sie sich schließlich wieder trennten. »Ich vermisse
dich so«, sagte Rose.
»Ich vermisse dich auch«,
erwiderte Daisy lächelnd und ergriff ihre Hand. Sie schien glücklich zu sein
und war schöner als jemals zuvor. Ihre Augen funkelten, und ihre makellose Haut
schien von innen heraus zu strahlen.
Francesca
fragte sich plötzlich, ob Daisy möglicherweise in Hart verliebt war. Diese
überraschende Erkenntnis und ein Gefühl, dem sie nicht weiter auf den Grund
gehen wollte, führten dazu, dass sich ihr Rücken versteifte.
Daisy wandte sich Francesca zu.
»Was für eine nette Überraschung, Miss Cahill«, sagte sie mit ihrer sanften,
warmen Stimme.
Francesca
hatte ihre Fassung bereits wiedererlangt. Daisy liebte Rose, da war sie sich
ganz sicher. »Ich habe Rose gerade zufällig auf der Straße getroffen. Sie hat
mir die Neuigkeit erzählt, und da haben wir uns kurz entschlossen auf den Weg
gemacht, um Sie zu besuchen.«
»Mein erster Besuch«, sagte
Daisy und errötete. Offenbar dachte sie an Hart, der zweifellos ihr erster
Besucher gewesen war – wenn man ihn als solchen bezeichnen konnte.
Rose zog ihre Hand weg und
schaute sich um. Francesca folgte ihrem Blick.
Der
Eingangsbereich war wunderschön. An der malvenfarbenen Decke befanden sich
Zierleisten in einem zarten Rosa. Die Wände, an denen drei Bilder hingen,
trugen ein dunkleres Rosa. Eines der Gemälde war ein atemberaubendes
Landschaftsbild, das Francescas Ansicht nach der Romantik zuzuordnen war, ein
anderes stellte das Porträt eines mittelalterlichen Edelmannes dar und war
ganz offensichtlich Jahrhunderte früher angefertigt worden, und bei dem letzten
handelte es sich um ein Ölgemälde, das Francesca für eine Meeresansicht hielt,
aber da es so impressionistisch war, konnte sie sich nicht absolut sicher sein.
An der längsten Wand befand sich ein wunderschöner Mahagonitisch mit
Elfenbein-Intarsien, auf dem ein vergoldetes Tablett für Visitenkarten
neben einer Vase mit einem riesigen Strauß frischer Blumen stand.
Francesca war beeindruckt.
Calder musste Daisy die Kunstgegenstände überlassen haben – oder zumindest
darauf bestanden haben, dass sie seine Gemälde aufhängte –, und sicher waren
die Blumen allein schon ausgesprochen kostspielig gewesen. Ganz offenbar
wünschte er, dass Daisy in einem überaus eleganten Umfeld lebte.
Daisy folgte ihrem Blick. »Hart
möchte, dass ich dort immer frische Blumen hinstelle. Leider sind sie so teuer
– ich persönlich hätte Trockenblumen bevorzugt. Aber ich würde mich seinen
Wünschen niemals widersetzen.« Sie lächelte. »Warum setzen wir uns nicht?«
»Die
Blumen sind wunderschön. Überhaupt ist Ihr neues Heim wunderschön. Haben Sie
Freude daran?«, fragte Francesca, während Daisy sie in einen Salon führte,
dessen Wände in einem satten Gelbton gestrichen waren. An den Fenstern hingen
schwere goldfarbene Samtvorhänge, und die Einrichtung war in warmen Gold-,
Rot- und Orangetönen aus Wolle, Satin und Damast gehalten.
»Ich komme mir vor wie in einem
Traum«, erwiderte Daisy mit einem versonnenen Lächeln.
Francesca
merkte ihr an, dass sie glücklich war. Sie blickte zu Rose hinüber, die ebenso
offensichtlich litt. »Und ich habe das Gefühl, in einem Albtraum zu leben«,
sagte sie schroff.
Daisy
eilte zu ihr hinüber. »Rose, bitte! Es ist doch alles nur zu unserem Besten.
Wir haben doch darüber gesprochen. Ich ... ich freue mich so sehr, dass du mich
besuchen kommst.«
»Na, wenigstens
hat er dir das nicht verboten«, erwiderte Rose.
»Und das wird er auch nicht«,
erklärte Daisy mit sanfter, aber fester Stimme. »Du weißt, dass ich dem niemals
zustimmen würde.«
Roses Gesicht nahm einen
weicheren Ausdruck an. Sie legte ihren Arm um Daisys Taille, und die beiden
Frauen lehnten ihre Körper aneinander. Francesca war fasziniert und beunruhigt
zugleich und wandte verlegen ihren Blick ab.
»Vielleicht vergeht die Zeit ja
wie im Flug«, sagte Rose hoffnungsvoll.
»Vielleicht«,
gab Daisy zurück und schaute weg.
Rose ließ
ihren Arm fallen. Sie warf Francesca einen gequälten Blick zu, trat dann ans
Fenster und starrte hinaus. Francesca empfand Mitleid mit ihr. Sie glaubte
nicht, dass Daisy sich nach
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